Fürther Röntgenforscher heben ab

5.7.2013, 09:00 Uhr
Fürther Röntgenforscher heben ab

© Thomas Scherer

Das 1999 im ehemaligen Grundig-Quartier „Uferstadt“ an der Stadtgrenze etablierte Röntgen-Entwicklungszentrum war Vorreiter des inzwischen florierenden Fürther Technikums. Gemeinsam mit den Werkstoffwissenschaftlern der Uni Erlangen konnten die Fraunhofer-Forscher große Summen staatliche Förderung an Land ziehen. Während die Werkstoffkundler innovative Materialien entwickeln, tüfteln die Röntgenforscher an zukunftsträchtigen Untersuchungsmethoden.

Mit Röntgenstrahlen, Ultraschall, Computertomographie, Thermographie und Lasertechnik werden Bauteile aller Art – vom Mikrochip bis zur kompletten Autokarosserie – unter die Lupe genommen. Der Vorteil: zur Qualitätsanalyse brauchen die wertvollen Teile nicht zerstört zu werden. Weil es den Röntgenentwicklern um Professor Dr. Randolf Hanke bei florierender Auftragslage in der „Uferstadt“ bald schon zu eng wurde, musste ein neues Quartier her.

Fündig wurde man auf dem alten Flugplatz, den die US-Army nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu ihrem Abzug 1993 unter dem Namen „Monteith Barracks“ genutzt hatte. Das Röntgen-Entwicklungszentrum fügte sich prima ins Konzept eines exklusiven Wohn- und Gewerbeparks mit innovativen Unternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft des von den Amerikanern angelegten Golfplatzes.

Neben dem 20000 Quadratmeter großen Bauplatz sicherte sich das in Tennenlohe beheimatete Fraunhofer-Institut noch eine angrenzende Optionsfläche zur späteren Erweiterung. 23 Millionen Euro wurden in den am 15. Juni 2009 in Angriff genommenen Neubau investiert, der sich durch eine Fassade auszeichnet, die ihre Farbe je nach Lichteinfall ändert: von Dunkelblau über Silber bis hin zu Gold. Das Herzstück, die große Testhalle mit drei Meter dicken Wänden, wurde als Erstes fertiggestellt. Hier können neuerdings komplette Autokarosserien am Stück auf Materialfehler hin durchleuchtet werden.

Möglich machen es Spezialanfertigungen. Sie reichen vom Großgerät zum Röntgen ganzer Seecontainer über den Turmtomograph zum Untersuchen von Bohrkernen bis hin zum Computertomograph im Pilotenkofferformat, den ein Student im Rahmen seiner Diplomarbeit entwickelt hat. Bei der „Langen Nacht der Wissenschaften“ (heuer am 19. Oktober) gehört das Röntgen-Entwicklungszentrum mit Aktionen wie Durchleuchten von Überraschungseiern zu den großen Publikumsmagneten.

Nächste Woche am Donnerstag wird sich zunächst jedoch die Prominenz im Glanz des neuen Aushängeschildes der jungen Wissenschaftsstadt Fürth sonnen. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich zur Einweihung des Neubaus angesagt. Dem Termin hat Hanke lange mit Herzklopfen entgegengesehen. „Der Zeitplan war extrem auf Kante genäht“, skizziert er die Problematik.

Zum Glück blieb das Projekt von Pannen auf der Baustelle verschont. Selbst der starke Regen konnte seinen Fortschritt nicht bremsen. Im sandigen Boden der Atzenhofer Heide versickert das Wasser rasch. „Auch der Finanzrahmen konnte eingehalten werden“, freut sich Hanke. Vom Resultat der Arbeiten ist der Physiker schlichtweg begeistert. Der Baukörper sei besser geworden, als er es sich ursprünglich vorgestellt habe.

Mit dem Umzug will man sich dennoch Zeit lassen. Erst Mitte August sollen die Möbelwagen anrücken. Was aus dem Quartier in der Uferstadt wird, steht in den Sternen. Vom Plan, wenigstens einen Teil der Räume zu behalten, sei man, so Hanke, inzwischen abgerückt. Es werde aber noch mit der Uferstadt-Verwaltung verhandelt. Auf Expansionskurs ist auch das Technikum mit seinen drei Entwicklungshallen und einem interdisziplinären Zentralinstitut. Gerade erst wurde ein Erweiterungsbau seiner Bestimmung übergeben.

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