Planungen werden geprüft

Fürther Schliemann-Neubau: Reicht der Hochwasserschutz aus?

22.7.2021, 20:00 Uhr
Fürther Schliemann-Neubau: Reicht der Hochwasserschutz aus?

Schon bevor die riesigen Wassermassen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mitrissen, was sich ihnen in den Weg stellte, und maßloses Leid sowie unfassbare Zerstörung hinterließen, konnte man auch in unserer Region zumindest eine leise Ahnung davon bekommen, was Überschwemmungen anrichten können.

Wilhermsdorf, Langenzenn und Veitsbronn waren vor knapp zwei Wochen nach anhaltendem Starkregen teilweise geflutet worden, gebietsweise lag auch die Stromversorgung lahm. Fürth war in diesen Tagen glimpflich davongekommen. Lediglich einige Keller standen unter Wasser, kurzzeitig mussten ein paar Straßen gesperrt werden.

Gedanken, was solche Hochwasserextreme, die in Zeiten des Klimawandels häufiger vorkommen dürften, macht man sich seitdem dennoch. So hat der Bund Naturschutz (BN) kürzlich einen offenen Brief an die Stadt verfasst, in dem er mehr Schutz vor solchen Fluten einfordert. Besonders im Blick stehen hier Bauvorhaben, etwa auf dem Oberfürberger Reichsbodenfeld. "Das Thema Wasser wurde bislang sehr stiefmütterlich behandelt", sagt der Fürther BN-Vorsitzende Reinhard Scheuerlein. Ein "Weiter so" dürfe es nicht mehr geben. Er plädiert etwa für weniger Flächenversiegelung und bei Bauprojekten für begrünte Dächer und Zisternen, die jeweils große Wassermengen aufnehmen können.


Fürth hatte Glück, doch die nächste Flut wird kommen


Gedanken muss man sich auch über ein anderes groß dimensioniertes Projekt der kommenden Jahre machen, liegt es doch unmittelbar an der Pegnitz: der Neubau des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums (HSG), der auf dem Areal der Wolfsgrubermühle entsteht. Die CSU hat eine Anfrage gestellt, die in der kommenden Sitzung des Umweltausschusses behandelt werden soll und sich mit dem Hochwasserschutz befasst. Konkret geht es darum, welche Schutzmaßnahmen für den Schulneubau und die angrenzenden Bereiche geplant sind und welche Mehrkosten sie mit sich bringen.

Im Baureferat ist man derzeit dabei, das zu prüfen – und zwar auch mit professioneller Unterstützung. Ein Wasserwirtschaftsingenieur wurde eigens damit beauftragt, die Planung hinsichtlich Hochwasser und Starkregenereignissen zu begleiten.

Denn selbst wenn, auch wegen der topografischen Lage, nur schwer vorstellbar ist, dass Fürth derart überschwemmt werden könnte, wie das im Westen der Republik passiert ist, "möchten wir auf der sicheren Seite sein", sagt Amtsleiterin Christine Lippert. Weil man aber noch ganz am Anfang der Vorplanung stehe, ist im Detail noch unklar, wo es etwaigen Nachbesserungsbedarf gibt.

Angrenzend an das Areal, auf dem der HSG-Neubau entstehen soll, hat die zuständige Wasserwirtschaftsverwaltung, die für solche Kartierungen zuständig ist, das Hochwassergebiet der Stufe HQ 100 ausgewiesen. Sie besagt, dass es rein statistisch betrachtet alle 100 Jahre zu einer besonders hohen Flut, einem sogenannten "Jahrhunderthochwasser", kommen kann. In diesen Gebieten ist Bauen nur unter ganz bestimmten Auflagen möglich. Anders sieht es bei den als "HQextrem" ausgewiesenen Flächen aus. Sie umfassen auch den Bereich, wo der Schliemann-Neubau entstehen soll. Weil eine Überflutung aber noch seltener als alle 100 Jahre wahrscheinlich ist, darf man ihn dort errichten.

Technik sicher untergebracht

Das Untergeschoss der Schule wird dennoch höher liegen als dieser Gefahrenbereich. Möglich macht dies auch die Lage des Grundstücks, das von der Henri-Dunant-Straße zum tiefer gelegenen Pegnitzquartier hin abfällt. Der Souterrain, in dem auch Unterrichtsräume sein sollen, ist deswegen vom Wolfsgruberareal aus ebenerdig zugänglich; darüber liegt das Erdgeschoss, erreichbar über die Henri-Dunant-Straße.

Eine Etage tiefer unter der Erde entstehen weitere Räume, in denen etwa Platz für die Technik sein wird. Sie sollen vor Überflutungen sicher sein. Auch eine Tiefgarage wird entstehen. Für sie gibt es aber, so Lippert, keinen völligen Schutz vor Hochwasser.

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