Fürther Schulamt: Nur eine Unterrichtspause

15.3.2020, 12:00 Uhr
Fürther Schulamt: Nur eine Unterrichtspause

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Am Freitag folgte eine gewisse Ernüchterung. Denn mit ihren Schulranzen schleppten zumindest viele Schüler die Erkenntnis mit heim, dass sie ihre Hefte und Bücher, Vokabeln und Rechenformeln keineswegs fünf Wochen vergessen können. Claudia Meier-Niklis, Leiterin der Grundschule Kirchenplatz berichtet: "Die Kinder waren schon ein bisschen geschockt, dass sie so viele Hausaufgaben bekommen haben."

Um die Ausbreitung des Coronavirus auszubremsen, hat die Bayerische Staatsregierung die Schließung von Schulen, Kitas, Kindertagespflegestellen und Heilpädagogische Tagesstätten vorerst bis zum Ende der Osterferien angeordnet. Aus der entsprechenden Verfügung geht hervor, dass Schüler dem Unterricht und sonstigen Schulveranstaltungen "fernbleiben müssen". Eine drakonische Maßnahme, die Fürths Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun aber als "absolut richtig" begrüßt.

Braun saß von morgens an mit Vertretern des Staatlichen Schulamts sowie des Schulverwaltungs- und Jugendamts an einem Tisch. Die Runde erwog zentralisierte Notbetreuungsangebote und wartete auf die angekündigten Informationen aus München. Die kamen, empört sich Braun, mit drei Stunden Verspätung gegen Mittag. Sie enthielten Vorschriften, denen zufolge jede Schule selbst für die Beaufsichtigung des Nachwuchses von Eltern zu sorgen hat, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, etwa bei der Polizei oder Feuerwehr, in der Pflege oder im medizinischen Bereich, beim ÖPNV, bei der Wasser- und Energieversorgung.

Arbeitet nur ein Elternteil in der sogenannten "kritischen Infrastruktur", der andere aber beispielsweise im Einzelhandel, ist derjenige aufgerufen, sich nach Rücksprache mit seinem Arbeitgeber um die Kinder zu kümmern. Sinn des Ganzen ist die Aufrechtererhaltung der öffentlichen Ordnung einerseits und Rücksichtnahme auf die Gesundheit der Großeltern andererseits. Denn weil ältere Menschen zur Hauptrisikogruppe bei der Lungenkrankheit Covis-19 zählen, sollten Kinder möglichst nicht von Oma und Opa betreut werden.

Martin Pfeifenberger, Leiter des Helene-Lange-Gymnasiums, geht davon aus, dass sich der Betreuungsbedarf in Grenzen halten wird. Von rund 1200 HLG-Schülern betrifft das Notfallangebot mutmaßlich einen Bruchteil der etwa 350 Fünft- und Sechstklässler. Pfeifenberger will sich, ähnlich wie Meier-Niklas, am Montag erst mal mit dem Kollegium zusammensetzen und das weitere Prozedere besprechen. Fest steht für beide: Lehrer, die sich offiziell weiter im Dienst befinden, können Kinder beaufsichtigen. Und sie können dafür sorgen, dass all ihre abwesenden Schützlinge beim Lernen zumindest am Ball bleiben. Denn, so stellt Ulrike Merkel, Leiterin des Staatlichen Schulamts unter Berufung auf Minister Piazolo klar: "Es sind keine Ferien", man habe es hier nur mit einer "Aussetzung des Unterrichts" zu tun.

"Um die Kommunikationswege offenzuhalten", so Pfeifenberger, habe das Kollegium am HLG am Freitag Mailadressen der Schüler eingesammelt und die Zugangsdaten zur virtuellen Lernplattform Mebis aktualisiert. Man werde in den Wochen bis zu den Osterferien zwar "höchstens ganz rudimentär" im Unterrichtsstoff vorwärtsgehen. Aber: "Wir stellen Material zur Vertiefung und Wiederholung zur Verfügung." Auch über Lehrfilme im virtuellen Klassenzimmer oder mit Hinweisen auf informative YouTube-Filme wolle man Kontakt halten. Wie welche Lehrkraft verfährt, sei individuell verschieden. Doch sei wichtig, "dass die Schüler ein bisschen im Rhythmus bleiben, sie vergessen sonst alles".

"Es geht nicht darum, dass Eltern jetzt den Stoff vermitteln, aber wir müssen die Kinder ein bisschen beschäftigen", meint auch Meier-Niklis. Den Eltern ihrer rund 200 Schüler hat sie am Freitag mitgeteilt: "Um den Unterrichtsausfall abzufedern, werden wir versuchen, Ihren Kindern noch heute Material mitzugeben." Via Homepage folgten "weitere Instruktionen", Übungs- und Hausaufgaben eventuell auch per Post. Aber das werde das Team noch besprechen. Dafür sei ja nun Zeit.