Fürther SPD hat einen neuen Chef

4.3.2019, 15:58 Uhr
 Fürther SPD hat einen neuen Chef

© Foto: Leberzammer

Der Ort für geschichtsträchtige Ereignisse wurde nach langwierigen Umbauten gerade noch rechtzeitig fertig. Im Gasthaus "Grüner Baum" sprach einst August Bebel zu den hiesigen Genossen, hier wurde der Vorläufer der Fürther SPD gegründet. Kurz nach seiner Wiedereröffnung nun bildete das Traditionslokal am Samstag den Rahmen für die Jahreshauptversammlung des SPD-Kreisverbands. Trotz desaströser Wahlergebnisse auf Landes- und Bundesebene scheint das Selbstbewusstsein der Sozialdemokraten ungebrochen, zumindest in Fürth.

"Die SPD ist eine Volkspartei und wird es auch bleiben und ich bin stolz einer von euch zu sein", betonte Matthias Dornhuber in seiner Bewerbungsrede vor rund 120 Mitgliedern im Festsaal, in den angesichts des Andrangs flugs noch zusätzliche Stühle geschafft werden mussten. Ohne Gegenkandidaten erhielt der 35-Jährige, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist, dann 95 Prozent der Stimmen. Zu seinen Stellvertretern wurden die Stadträte Sarah Jonescu und Maurice Guglietta gewählt. Nachfolgerin von Kassiererin Anette Reichstein wurde Katrin Feiler-Düll.

Zuvor hatte Horst Arnold, mittlerweile SPD-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag und seit Samstag Ehrenvorsitzender der SPD Fürth-Stadt, auf seine lange Amtszeit zurückgeblickt. Trotz der jüngsten Niederlagen habe er seit 2002 "deutlich mehr Freude als Leid erlebt". Die Fürther SPD ist für ihn "Herzkammer und Impulsgeber" für die Sozialdemokratie im Freistaat.

Und auf kommunaler Ebene kenne er keine Partei, die so verantwortungsvoll mit ihrer absoluten Mehrheit umgehe wie die SPD im Fürther Stadtrat. Um wieder zu Erfolgen innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen zu kommen, gelte es unter anderem, die Arbeits- und Lebenswirklichkeiten der Menschen stärker in den Mittelpunkt zu rücken "und ihnen nicht einfach alte Weisheiten überzustülpen".

Die Resultate bei den vergangenen Wahlen zum Bundes- und Landtag seien keine gelbe, sondern schon eine gelb-rote Karte gewesen. Um wieder ins Spiel zu kommen, "müssen wir uns und unsere Inhalte konzentrieren, formulieren und im Austausch mit dem Bürger rüberbringen" — nicht nur in den Medien, sondern auf persönlicher Ebene.

Matthias Dornhuber, der für die SPD-Mittelfranken bei den Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai kandidiert, will diesen Rat aufgreifen. So soll der Parteiausschuss künftig häufiger zusammentreten und den Mitgliedern so mehr Möglichkeiten zur Meinungs- und Willensäußerung geben. Ebenso soll die Kommunikation über digitale Medien gestärkt werden — auch, aber nicht nur im Hinblick auf die Kommunalwahlen 2020.

Nicht nur diplomatisch

Das "Erfolgsmodell" seiner Vorgänger möchte er fortführen, "denn so viel Gemeinsinn gibt es nicht mehr überall in unserer Partei". Müsste er indes die Fürther SPD in einem Wort beschreiben, Dornhuber würde "Zusammenhalt" wählen. Hier werde Geschlechtergerechtigkeit gelebt. "Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Selbstständige, Rentner, Studenten Schüler begegnen sich auf Augenhöhe." Manchmal werde gestritten, jedoch stets mit Respekt und im Interesse der Öffentlichkeit.

Arnold versprach ebenso wie der frühere Vorsitzende und heutige Oberbürgermeister Thomas Jung, dem neuen Vorstand weiter mit Rat, Expertise und Kritik zur Seite zu stehen. Er freue sich darauf, nun nicht mehr "immer ausgleichend, sondern auch einmal pointiert und provozierend" Stellung zu Themen zu beziehen.

Verwandte Themen


2 Kommentare