Fürther Störche: Wechselhafte Bruterfolge

4.6.2019, 11:00 Uhr
Fürther Störche: Wechselhafte Bruterfolge

© Hans-Joachim Winckler

Herbert Schlicht machte sich Sorgen. Ende Mai, es war noch kühl und regnerisch, hatte er einmal keinen Altstorch auf dem Schlot in der Gustavstraße gesehen. Kein gutes Zeichen, fand der Naturschutzwächter. Gerade bei dieser Witterung seien die Jungtiere dringend darauf angewiesen, dass die Eltern hudern, wie der Fachmann sagt – also mit ihren Flügeln schützen und wärmen.

Schlicht fürchtete daher, dass der Nachwuchs, Beobachter sahen vor einigen Wochen noch zwei kleine Köpfchen aus dem Nest spitzen, bereits eingegangen sei.

Entwarnung kam von anderer Seite: Die Störche stets im Blick hat ein Fürther Blogger, der im Internet als "Färdderla" bekannt ist. Er nahm den Gustavstraßenschlot am Freitag mit der Kamera ins Visier – und konnte immerhin ein Junges erspähen. Das Zweite hat offenbar nicht überlebt. Im vergangenen Jahr waren noch fünf Jungtiere hoch über der Gustavstraße aufgewachsen.

Manche Orte in der Region traf der nasskalte Mai noch härter: In Höchstadt an der Aisch brachte der Regen vor etwas mehr als einer Woche ein Nest zum Absturz, das Störche etwas wacklig auf dem Sims des Alten Rathauses gebaut hatten. Alle drei Jungtiere kamen ums Leben. Und auch in einem benachbarten Nest – oben auf dem First – seien vier von fünf Jungstörchen verendet.

Im zweiten Fürther Horst, in Vach, versichert Herbert Schlicht, sei hingegen alles in bester Ordnung. Drei Jungtiere wachsen dort heran. Der Blick in den Landkreis verrät, dass die Witterung auch dort den Störchen zugesetzt hat.

In Wilhermsdorf, in einem Nest am Rand des Kirchendachs, stießen die Alttiere bereits Anfang Mai ein totes Junges hinab. Vor etwa zwei Wochen, so Pfarrer Christian von Rotenhan, folgte ein zweites. Trotzdem sitzen noch drei gesunde Geschwister oben. Von Rotenhan geht davon aus, dass sie überleben werden. Zur Storchenmetropole im Landkreis mausert sich die Stadt Langenzenn. Auf dem Kloster wächst vierfacher Nachwuchs heran, auch von der Hopfensiegelscheune kommt eine Erfolgsmeldung: Dort hatte die Stadt erst Anfang 2018 einen Horst eingerichtet – eine Ständerkonstruktion mit einer Plattform, umgeben von einem Weidengeflecht. Gleich im ersten Sommer wurde es in Beschlag genommen, der Nachwuchs blieb aber noch aus. Jetzt sitzen dort zwei Jungstörche.

Einsam in Veitsbronn

Ein bizarres Schauspiel bietet sich derzeit den Veitsbronnern: Wie Günter Löslein vom Landesbund für Vogelschutz erzählt, versucht ein Storch gerade, auf der Trauerweide am Dorfplatz zu brüten – obwohl die Brutzeit eigentlich längst vorbei ist. Dass er offenbar keinen Partner hat, macht Löslein erst recht stutzig. Womöglich, sagt er, sei das die "Spielerei eines Jungvogels".

Veitsbronn versucht seit Jahren, Störche im Gemeindegebiet heimisch zu machen, bislang ohne Erfolg. Weil das Nest auf einem Mast am Zenngrund, so urteilten Fachleute, vielleicht zu niedrig platziert sei, wird es nun versetzt. Der Korb, er wurde bereits abgenommen, kommt auf den 20 Meter hohen Stamm einer Lärche am selben Standort etwas nördlich von Siegelsdorf. In dieser Brutphase, so Löslein, klappe das zwar nicht mehr, aber im nächsten Jahr soll alles bereitstehen.

Und vielleicht macht den neuen Veitsbronner Horst dann ja eines jener Jungtiere, die Jahr für Jahr in Langenzenn groß werden, zu seinem Quartier. Wie Ulrike Ringel vom Naturamt der Zennstadt verrät, denkt man dort sogar über ein drittes Nest nach: auf dem Dach der Scheune, die gerade dank einer aufwendigen Sanierung zum Kulturhof wird.

Drei Nester in einem Ort! Damit würde Langenzenn auch Fürth ausstechen.

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