Fürther Unternehmen finanzieren Bau von Kinderkrippen

14.11.2012, 09:00 Uhr
Fürther Unternehmen finanzieren Bau von Kinderkrippen

© Hans-Joachim Winckler

Das Konzept ist nicht neu. Bereits in den 1950er Jahren hat das Versandhaus Quelle in Fürth und Nürnberg Tagesstätten für 250 Mitarbeiterkinder eingerichtet. Ab 1987 standen sie auch anderen Kindern offen. Bis zum Untergang des Unternehmens 2009 war der Kinderanteil von Quelle-Mitarbeitern auf ein Viertel geschrumpft. Die inzwischen von anderen Trägern übernommenen Einrichtungen leisten gleichwohl immer noch gute Dienste.

Heute gehört ausgerechnet ein Quelle-Nachfolgeunternehmen zu den Trägern einer neuen Welle von Firmen-Kitas: Der Kindermodenvertrieb Vertbaudet möchte eine Kinderkrippe direkt am Firmenstandort in der Uferstadt errichten. Die 50 Plätze sind in erster Linie für den Nachwuchs der Mitarbeiter reserviert. „Die Planung steht, Abstimmungsgespräche mit der Stadt laufen“, erläutert Stephan Graf, Manager der Münchner Immobiliengesellschaft investa, die das Uferstadt-Areal seit 2001 vermarktet.

Über das Engagement der Firma freut sich der Fürther Jugendamtsleiter Hermann Schnitzer. Seit Sommer verhandelt er bereits mit Vertbaudet-Geschäftsführer Andreas Schröder. Am 21. November wird das Projekt dem Stadtrat vorgestellt. „Ich bin heilfroh um jeden zusätzlichen Betreuungsplatz“, sagt Schnitzer, für den das Firmenengagement zu einer Win-Win-Situation führt, bei der alle Beteiligten profitieren: Die Unternehmen können Mitarbeiter mit Kleinkindern an sich binden, und die Stadt wird im Ringen um die Erfüllung der hohen Vorgaben unterstützt.

Ab August 2013 haben Familien bekanntlich bundesweit einen Rechtsanspruch auf Betreuung ihrer Kleinkinder. Bis dahin soll der Versorgungsgrad mit Krippenplatzangebot flächendeckend auf 35 Prozent der Ein- und Zweijährigen erhöht werden. Noch fehlen aber allein in den alten Bundesländern rund 230.000 der insgesamt 750.000 neuen Krippenplätze. Doch in Fürth ist das kein Grund zur Panik. Die städtische Sozialreferentin Elisabeth Reichert ist, wie berichtet, guten Mutes, bis Ende nächsten Jahres sogar für mindestens 38 Prozent aller Kleinkinder Betreuungsplätze anbieten zu können.

Dabei helfen Firmen wie Vertbaudet kräftig mit. Zu den Unterstützern zählt Schnitzer auch Siemens. Das Unternehmen habe sich finanziell an der Burgfarrnbacher Kita in der Geißäckerstraße beteiligt und sich auf diese Weise ein Kontingent an Belegplätzen für Mitarbeiterkinder gesichert, berichtet der Jugendamtsleiter.

Aktuell verhandelt er mit einem Unternehmen über die Einrichtung einer neuen Kindertagesstätte auf der Hardhöhe. Weil das Projekt noch nicht in trockenen Tüchern ist, will Schnitzer den Firmennamen nicht nennen. Als Träger solcher Einrichtungen kommen nach den Worten des Amtsleiters gemeinnützige Organisationen wie Wohlfahrtsverbände in Frage, die bereits über entsprechende Erfahrungen verfügen, jedoch die Finanzierung nicht stemmen können.

Belegungsprobleme wird die drei- bis viergruppige Krippe am Quellensteg in der Uferstadt kaum haben. Als Nutznießer kommen auch viele der rund 300 Mitarbeiter im Callcenter der Post in Frage. Hier sind überwiegend Frauen beschäftigt. Am Fürther Landkreis geht die neue Entwicklung ebenfalls nicht vorbei. So plant zum Beispiel Faber Castell in Stein die Einrichtung einer firmeneigenen Kinderkrippe. Fürther Firmen – darunter auch Vertbaudet – engagieren sich nicht nur für neue Krippen. Sie stellen im vom Jugendamt unterstützten Bündnis für Familien mit großem Erfolg auch eine Ferienbetreuung von Mitarbeiterkindern auf die Beine.

 

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