Fürths sozialer Wohnungsbau nimmt Fahrt auf

15.9.2019, 15:59 Uhr
Fürths sozialer Wohnungsbau nimmt Fahrt auf

© Berny Meyer

Die Zahl 500 hat es aber auch dem Freistaat angetan. 500 Millionen Euro stellt er bayernweit für den Bau von 10 000 günstigen Mietwohnungen bis 2025 zur Verfügung. Der vergangene Freitag markiert einen Meilenstein in der Entwicklung zu mehr sozialer Gerechtigkeit auf dem angespannten Fürther Wohnungsmarkt.

Während die Stadt die Fertigstellung des Wohnquartiers Am Sonnenhof mit 56 Sozialwohnungen gegenüber dem Stiftungsaltenheim feierte, tagte in Fürth das Preisgericht des bayerischen Bauministeriums, das über die Form des geplanten sozialen Wohnungsbaus der staatlichen Baugesellschaft BayernHeim an der Spiegelstraße entscheidet. 150 Quartiere sollen entstehen. Noch dient ein Teil des 4000 Quadratmeter großen Gelände in der Oststadt den Mitarbeitern des Landesamts für Statistik als Parkplatz. Fürth gehört, wie berichtet, zu den Pionierstädten der Bauoffensive des Freistaats.

Auseinanderdriften der Gesellschaft

Im Rathaus legt man dabei großen Wert darauf, keinen einseitigen Wohnstrukturen Vorschub zu leisten. "Wir wollen nicht separieren, sondern streben eine gesunde Mischung an", sagt der OB. Das Auseinanderdriften der Gesellschaft, "amerikanische Wohnverhältnisse", wie er sagt, will Jung vermeiden.

Fürths sozialer Wohnungsbau nimmt Fahrt auf

© Berny Meyer

Auch deshalb ist das Wohnquartier Am Sonnenhof ein Vorzeigeprojekt. Denn neben den 56 staatlich geförderten Mietwohnungen für ärmere Menschen sind seit 2016 auf den 5800 Quadratmetern zwischen Stiftungsstraße und der Bahnlinie ein Dutzend frei finanzierter Miet- und 13 Eigentumswohnungen entstanden. Möglich war der Kraftakt mit Hilfe der König-Ludwig-Stiftung, die auf dem Gelände drei alte Mehrfamilienhäuser mit 25 Wohnungen und zwei Doppelhaushälften, Baujahr 1921, unterhielt. Als nicht sanierungswürdig stufte WBG-Geschäftsführer Rolf Perlhofer die Bausubstanz ein. Abriss und Neubau folgten. Aus 1160 Quadratmetern Wohnfläche sind inzwischen 5140 Quadratmeter geworden.

Lärmschutzfenster und Lüftungsanlagen

Von der Straße aus sind die Ausmaße des Wohnquartiers jedoch gar nicht zu erkennen. Auch die Wohnverhältnisse wollte man verbessern. Weil die Lärmschutzwände der Bahn nicht ausreichen, hat die WBG-Tochter Wohnfürth als Bauherr Lärmschutzfenster und Lüftungsanlagen eingebaut, damit die Fenster geschlossen bleiben können.

Ökologisch kann sich das Projekt ebenfalls sehen lassen. Die Dächer sind begrünt, mit Photovoltaik- und Solarthermieanlagen bestückt. Außerdem: "Kein Tropfen Regenwasser muss in die Kanalisation geleitet werden", sagt Perlhofer stolz. Möglich macht es ein ausgeklügeltes Versickerungssystem mit Regenrückhalteflächen. Und selbst neue Rückzugsflächen für die unter Naturschutz stehenden Zauneidechsen konnten auf dem Gelände geschaffen werden.

Für die neue Dynamik der Entwicklung in Fürth stehen auch die inzwischen bezogenen 13 Sozialwohnungen in einem WBG-Neubau am Oberfürberger Waldrand. 28 weitere entstehen jetzt an der Fronmüller- und Magazinstraße, 36 an der "Pechhüttn" an der Ecke von Schwabacher Straße und Karolinenstraße, und neun sind im Zentrum von Stadeln geplant.

Mehrere Baustellen

Das größte Projekt aber stemmt das Evangelische Siedlungswerk (ESW) auf dem alten Norma-Gelände auf der Hardhöhe. Hier sollen unter anderem 180 günstige Mietwohnungen gebaut werden. Auf eine gute soziale Mischung legt auch das ESW großen Wert. Entsprechende Erfahrungen hat es bei der Generalsanierung des von der WBG übernommenen Wohnquartiers Finkenpark auf der Schwand schon gesammelt.

In der Oststadt wiederum wird gerade in Nachbarschaft zum geplanten BayernHeim-Neubau ein weiteres sozial ausgerichtetes Wohnprojekt verwirklicht, die Spiegelfabrik. Ihr Mix aus 60 Eigentums- und Mietwohnungen steht für eine neue, offene Wohnform. Um 17 geförderte Mietwohnungen in das überwiegend von Eigentümern bewohnte Quartier integrieren zu können, wurde eine Genossenschaft gebildet.

Der BayernHeim-Komplex beinhaltet Wohnungen verschiedenster Größen: vom Ein-Zimmer-Apartment bis zur Familienadresse. Ein Problem in der dicht bebauten Oststadt ist der Mangel an Parkplätzen. Nachbarn sind jetzt schon alarmiert. Die Entscheidung des Preisgerichts über den ausgewählten Bauentwurf lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor.

0 Kommentare