Jubiläum

Fürths uriger Mittelaltermarkt feiert Geburtstag

11.12.2019, 11:00 Uhr
Fürths uriger Mittelaltermarkt feiert Geburtstag

© Hans-Joachim Winckler

Ein Faun justiert den Sitz seines zotteligen Beinkleids. Kinder staunen, Erwachsene gönnen sich einen Humpen Met und durchstöbern mit Muße das Angebot an den Ständen. Der Mittelaltermarkt ist eine Schau und hat viele Freunde. Beim Start 2010 sah das nicht unbedingt so aus: "Es gab Leute, die kamen bei uns rein, haben verwundert gefragt: Wo sind wir denn hier? Und sind dann umgehend auf der anderen Seite wieder raus", erinnert sich Marc Vogel, der seit dem ersten Tag die Fäden zieht.

Allerdings meldeten sich schon damals begeisterte Stimmen und langsam sprach sich herum, dass in Fürth der etwas andere Markt wartet. "Ab dem dritten Jahr ging’s dann gut", sagt der 47-Jährige erfreut. "Zu uns kommen auch viele Nürnberger, und nachdem Fürth 2018 bei einem Ranking als schönster bayerischer Weihnachtsmarkt punktete, reisen dieses Jahr sogar Touristen an."

Marc Vogel ist von Beruf Gaukler. Eine Profession, die nicht zwangsläufig mit Begriffen wie Konzept oder Detailplanung in Zusammenhang gebracht wird. Ein Fehler. Denn Vogel wurde überhaupt erst mit der Idee für das mittelalterliche Treiben bei der Stadt vorstellig. "Crischan Moll und ich haben das Konzept dazu erstellt, wir brauchten eigentlich nur noch einen Platz", sagt Vogel. Er favorisierte zu diesem Zeitpunkt den Grünen Markt oder die Gustavstraße, doch das setzte sich nicht durch. Als dann die Fürther Freiheit vom Rathaus ins Spiel gebracht wurde, signalisierten auch die Schausteller, die hier den klassischen Weihnachtsmarkt gestalten, ihre Zustimmung.

Das Nebeneinander auf der Fürther Freiheit funktioniert seither gut. Vogel erklärt: "Von unserem kompletten Etat, der 30 000 Euro beträgt, die für das Kulturprogramm ausgegeben werden, übernehmen die Schausteller 8600 Euro." Auch die Akteure hüben wie drüben sind sich einig: "Vom Seemannschor, der gerade an der Krippe des Weihnachtsmarkts gesungen hat, haben zum Beispiel viele Sänger später bei uns zur Musik der Rockin’ Lafayettes getanzt."

Trend zu Bio-Qualität

Zum Zehnjährigen gibt es sogar noch mehr Mittelalter: "Wir konnten uns vergrößern", erzählt Vogel. War es im vergangenen Jahr wegen der Bauarbeiten für den neuen Fürther Markt beengter zugegangen, so konnten jetzt sechs neue Stände errichtet werden – Platz zum Beispiel für die Waffel-Hexe, einen Seifensieder, einen Zeidler mit Honig und Kerzen oder das Kinder-Riesenrad aus Holz. Ein sehenswertes Stück, das komplett ohne Strom auskommt.

Für Vogel ein Detail, das hervorragend ins Konzept passt. Das Stichwort heißt: Nachhaltigkeit. "Wir wollen hier keine Plastikgeschichten", macht er klar. Pfand auf Teller oder Becher sei an den Ständen selbstverständlich und wer von den Marktbeschickern bei seinem Angebot ausschließlich auf Bio-Qualität setze, müsse auch weniger Standgeld zahlen. "Das hat eine breite Basis, unser Glaskünstler benutzt zum Beispiel fast nur recyceltes Material."

Ein Herzstück des bunten Treibens ist das vielseitige Programm. "Ich möchte auch unter der Woche Besonderes präsentieren", sagt der Planer. An den Mittwochen steht diesmal etwa die Liedermacherin Cynthia Nickschas auf der Mittelaltermarkt-Bühne, montagabends spielt das Sunday Morning Orchestra auf. Dazu gesellen sich Märchenstunden für die Jüngsten, Kinderritterturniere, Tuchartistik mit dem Duo Thalamus, ausgefeilte Handstand-Artistik mit Tameru Zegeye, Feuerzauber.

Wie mittelalterlich das alles ist? Marc Vogel, der vor seinem Leben als Gaukler und Mittelaltermarkt-Organisator um ein Haar Geschichtslehrer geworden wäre, lacht. "Echtes Mittelalter gibt es hier sicher nicht, aber wir bieten eine Auszeit von der modernen Hektik an."

Und dann tauscht er seine schwarze Strickmütze mit dem nicht ganz aktuellen Aufdruck "Osterhasi" ("Die trag’ ich nur, wenn ich hier auf dem Markt was organisieren muss") gegen einen stilechten Gaukler-Kopfputz. Das wunderbare Spektakel kann weitergehen.

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