G wie Gómez Serrano

13.8.2012, 19:00 Uhr
G wie Gómez Serrano

© Pfeiffer

Für Christina Gómez Serrano ist es Alltag, für Kathrin Schwartz eine Premiere. Vor zwei Wochen hat die junge Fürtherin geheiratet, jetzt wollen die Frischvermählten in die Flitterwochen reisen. Mit neuen Pässen, versteht sich. Denn Kathrin Schwartz hieß bis neulich Lintzmeyer — „das bedeutete immer viel Buchstabiererei“ — und musste mit der Eheschließung alles ändern lassen: Personalausweis, Reisepass, Führerschein. Heute holt sie nur den Reisepass ihres Mannes ab. „Wollen Sie den entwerteten Pass zur Erinnerung mitnehmen?“, fragt Christina Gómez Serrano.

Sie kennt die nostalgischen Gefühle, die viele Menschen mit Ausweisen verbinden. „Ich weiß noch, wie es war, als ich den ersten Personalausweis bekommen habe“, sagt sie versonnen. Ein offizielles Dokument und der Beweis, dass sie fast schon erwachsen war. Mit 16 Jahren gilt in Deutschland die Ausweispflicht — der erste Schritt zum Personalausweis ist der Antrag im Bürgeramt. Natürlich muss der Name korrekt angegeben werden.

„Was bei mir nicht so einfach ist“, sagt Christina Gómez Serrano. Schon wegen des Bindestrichs. Der entfällt, weil ihr Vater zwar US-amerikanischer Staatsbürger, aber puertorikanischer Herkunft ist. Dort wird Spanisch gesprochen und die Nachnamen der Eltern werden gekoppelt, der des Vaters voran.

Aber dann ist da ja noch der Akzent auf dem ó. „Von meiner Familie wird das Sonderzeichen nicht benutzt“, sagt Christina Gómez Serrano, was sie schade findet. Denn sie hat alle möglichen Schreibweisen ihres Namens kennengelernt, als sie 2008 und 2009 das Fürther Christkind war. Mit und ohne Bindestrich, mit und ohne Akzent – vor allem aber Gomez und Serrano … „Das ist besser geworden, dank des Fußballspielers“, sagt die 22-Jährige. Und was wird, wenn sie einmal heiratet? Röte steigt ihr in die Wangen. „Eine sehr schwierig Frage. „Ich bin da eher konservativ – und würde schweren Herzens den Namen meines Mannes annehmen.“ 

Schon für Kinder

Mehr als mit dem eigenen hat sie mit fremden Namen zu tun, wenn sie an einem der zehn Schalter des Bürgeramts sitzt. Schon Kinder brauchen seit einer Gesetzesnovelle 2007 einen eigenen Reisepass, wenn sie außerhalb der EU unterwegs sind. Erwachsene sowieso. Im vergangenen Jahr hat das Bürgeramt 12500 Personalausweise ausgestellt, 6000 Reise- und 1000 Kinderpässe. Dazu rund 850 vorläufige Papiere für die ganz Eiligen.

„Die vergangenen Wochen waren der Wahnsinn!“, seufzt Christina Gómez Serrano. Vor allem die Montage sind turbulent, so kurz vor den Ferien. Über 600 Bürger erscheinen an solchen Tagen höchstpersönlich, dazu kommen 150 schriftliche Anfragen. Denn das Bürgeramt versieht die Fürther nicht nur mit Dokumenten, es verwaltet die Daten aller Einwohner. Aktuell sind es 119000. Die Zahl weicht von der — offiziell gültigen — des Bayerischen Landesamtes für Statistik ab, die anders und zum Stichtag berechnet.

Das Bürgeramt dagegen geht rein nach Melderegister. Erst 1997 wurden die papierenen Akten ad acta gelegt und auf elektronische Datenverarbeitung umgestellt; aufbewahrt werden die Dokumente in jedem Fall aber mindestens 55 Jahre lang. Christina Gómez Serrano ist wie jeder Fürther mit einem Datensatz gespeichert. Er enthält Familien- und Vornamen, Geburtsdatum und -ort, die Adresse und die jüngsten drei Wohnsitze.

500 bis 600 Personen melden sich monatlich um. Weil Fürth wächst, liegt die Zahl der Anmeldungen sogar höher. Natürlich gibt es Einwohner, die schon weggezogen sind – aber noch in Fürth gemeldet. Genauso wie die, die schon hier wohnen, aber noch nicht angemeldet sind. Das kann teuer werden: Wer in der Kleeblattstadt lebt, muss sich binnen einer Woche nach dem Einzug anmelden. Bei Verzug drohen eine Verwarnung und Geldbußen von fünf bis 35 Euro, nach einem Jahr schaltet sich das Rechtsamt ein.

Das frühere Christkind weiß das alles. Sie sitzt nicht nur am Schalter, sondern wechselt sich auch mit Kollegen bei der Postbearbeitung — das betrifft Anfragen von Rechtsanwälten und Inkasso-Büros nach dem Verbleib von unterhaltspflichtigen Vätern, von Verwandten und Erben oder von Schuldnern – und bei der Kontrolle der Ausweispapiere ab.

Wenn die neuen Pässe aus der Bundesdruckerei kommen, müssen alle Angaben sowie die Datenchips auf ihre Funktion geprüft werden. Erst dann werden sie gesiegelt und unterschrieben.

Bevor Gómez Serrano den Reisepass über den Schreibtisch reicht, geht sie mit Kathrin Schwartz, geborene Lintzmeyer, die Angaben noch einmal durch. Es muss ja alles stimmen — und das tut es. Na dann, gute Reise!
 

Keine Kommentare