150 Beschäftigte immunisiert

Gastro-Impfung in Fürth: Furcht vor vierter Welle

19.7.2021, 05:55 Uhr
Gastro-Impfung in Fürth: Furcht vor vierter Welle

© Foto: Birgit Heidingsfelder

Mitte Mai erhielten rund 200 Menschen, die in Cafés und Gaststätten arbeiten, bei einer Sonderaktion zum Schutz vor Corona ihre erste Impfung mit Astrazeneca. 150 von ihnen wurde nun bei einer Folgeaktion als Zweitdosis Biontech injiziert. Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich bei einer Kurzvisite am Sonntag voll des Lobes über die Arbeit des Impfzentrums.

"Das läuft hier hervorragend", sagte er mit Blick auf "die vielen Möglichkeiten", mit denen man in Fürth der Impfmüdigkeit begegne. Wie berichtet, setzt das Impfzentrum verstärkt auf To-Go-Impfungen. Termine müssen nicht mehr vereinbart werden, im Impfbus bietet sich an wechselnden Plätzen die Chance zur spontanen Immunisierung. Für Schüler ab zwölf gibt es Reihen-Impfungen.

Gastronomie: Sorge wegen Impfmüdigkeit

Auch Ralph Weiß, Mitbetreiber des Brauereigasthofs Humbser und Freunde, ließ sich nun eine zweite Dosis verabreichen. Die Aktion sei super, sagte er, habe die Branche doch arg unter der Pandemie zu leiden. Aktuell ist Weiß mit dem Geschäft zufrieden, auch wenn er sich "konstanter gutes Wetter" wünschen würde: "Wir merken noch eine gewisse Zurückhaltung bei Reservierungen im Innenbereich."

Sorgen bereitet ihm die allgemeine Impfmüdigkeit, die Der Spiegel soeben zum Titelthema gemacht hat, Motto: "Wie Ignoranz und Zweifel den Sieg über die Seuche vereiteln." In diesem Sinn erwartet Weiß auch wenig Gutes für seine Branche: "Ich befürchte, dass wir im Herbst die nächste Welle voll abbekommen."

Geimpft wurde jetzt im Fürther Dialysezentrum. Die vorangehende Aktion hatte im Grüner Brauhaus stattgefunden, das im Mai Schnelltestzentrum war. Mobile Teams des Impfzentrums hatten im März zweimal zwei Tage lang Dialyse- und transplantierte Patienten immunisiert, sagte Dr. Beatrix Büschges-Seraphin, die das KfH-Dialyse- und Nierentransplantationszentrum mit Dr. Vladimir Vasiljuk leitet. Dafür seien alle Beteiligten dankbar, man habe die Räume daher jetzt gerne zur Verfügung gestellt.

Die Einnahmen des Tages werden, wie es hieß, erneut gespendet – an soziale Einrichtungen, die eine vor Ort, die andere in Afrika. Beide kümmern sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche. Dass jetzt nicht alle zur Zweitimpfung erschienen sind, erklärten die Verantwortlichen auch damit, dass ein Teil der Leute die zweite Dosis schon erhalten hat.

Der Freistaat will die Kampagne – aktuell sind 41,3 Prozent der Menschen in Bayern vollständig geimpft; 56,5 Prozent sind erstgeimpft – vorantreiben, allerdings nicht verpflichtend, sondern mithilfe niederschwelliger Angebote.

Impfangebote an Schulen: "Gut angenommen"

Landrat Matthias Dießl berichtete, das Angebot an die Schulen werde "durchaus gut angenommen". Weniger schön: Die Zahl der Kontaktpersonen, "steigt leider wieder an". Der ärztliche Leiter des Impfzentrums, Dr. Michael Hubmann, erklärte, man dürfe bei den dezentralen Aktionen nicht nur auf die blanken Zahlen blicken. "Der Prozess ist oft wichtiger als das Ergebnis", sagte er und erklärte: Werden etwa im Mütterzentrum 20 Leute geimpft, mag das im ersten Moment wenig erscheinen. Aber: Es spreche sich herum, andere nähmen sich ein Beispiel; am Ende sei das "wie ein Baum, der wächst".

Innenminister Herrmann betonte, es sei wichtig, ad hoc zu agieren und beispielsweise Studierende jetzt und nicht erst zu Semesterbeginn im Herbst zu impfen. Und Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung gab dem Vertreter der Staatsregierung die Botschaft mit, dass es "wenig Sinn" mache, "die Strukturen für das Impfen, die wir geschaffen haben, aufzulösen".

OB Jung für Erhalt der Impfstrukturen

Auch wenn die Inzidenzen bisher niedrig und stabil seien: "Wir würden es im Oktober bedauern." Die Verträge der Impfzentren laufen vorerst bis 30. September, so lange ist ihre Finanzierung gesichert.

Der Impfbus steht am Montag, 19.Juli, von 15 bis 19 Uhr in Oberasbach vor dem Kaufland, Rothenburger Straße 70, und am Mittwoch, 21. Juli, von 9 bis 15.30 Uhr in der Fürther Fußgängerzone vor H & M.

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