Gefährliche Gespinste: Giftige Raupenhaare werden zur Qual

20.8.2019, 16:00 Uhr
Gefährliche Gespinste: Giftige Raupenhaare werden zur Qual

© Sabine Rempe

Sie sind unscheinbar, wenn sie von Ende Juli bis Anfang September nachts aktiv werden. Doch die kleinen, grauen Falter schwirren nicht nur aus, jedes Weibchen legt auch bis zu 200 Eier ab – die nächste Generation von Eichenprozessionsspinnern.

Seit den 90er Jahren sind die Schmetterlinge oder vielmehr ihre Raupen zu einem großen Problem geworden. In diesem Jahr hat sich die Zahl der befallenen Eichen augenscheinlich erhöht, auch im Wald an der Linder Siedlung in Oberasbach lassen sich Gespinstnester an zahlreichen Bäumen erkennen.

Was das bedeutet, weiß Thomas Geyer nur zu gut. Der 57-Jährige wohnt mit seiner Familie direkt am Waldrand. "Gefährlich für den Menschen sind die giftigen Brennhaare der Raupen, kommt man damit in Berührung, dann entwickeln sich Ausschläge, Allergien und Atemnot.

Das reicht von heftigem Juckreiz mit Entzündungen der Haut und Schwellungen bis hin zu Asthma." Besonders problematisch ist, dass diese Gefährdung über Jahre hinweg besteht – denn die nur wenige Millimeter langen Brennhaare, die leicht abbrechen, behalten ihre Wirkung über Jahre und können unter Umständen vom Wind verteilt werden. Auch den Eichen bekommen die Insekten schlecht: Die gefräßigen Raupen sind in der Lage, die befallenen Bäume komplett kahl werden zu lassen.

Mit seinem Smartphone hat Geyer gut 50 Fotos von befallen Eichen aus seiner direkten Umgebung gemacht: "Das sind nur Nester, die ich ohne Suchen auf Anhieb gesehen habe." Die großen, weiß-grauen Gespinste, die Zuckerwatte ähneln, hat er nicht nur an den Wegen, sondern auch am Waldrand und sogar rings um eine Ruhebank direkt auf Augenhöhe ausgemacht.

Auch für Haustiere gefährlich

Mit seinen beiden Hunden geht Thomas Geyer schon seit geraumer Zeit nicht mehr im Wald spazieren, denn Eichenprozessionsspinner-Raupen sind auch für Haustiere gefährlich. Er erinnert sich: "Seit etwa Mitte Juni warnen Schilder an den Zugängen des Waldes bei der Linder Siedlung vor dem Befall." Was den Oberasbacher ärgert: "Mehr hat sich allerdings nicht getan."

Thomas Geyer wandte sich an das Ordnungsamt der Stadt und hörte, dass "es sich um privaten Waldbesitz handelt". Anders als bei den betroffenen städtischen Eichen kann die Kommune in diesem Fall deshalb nicht aktiv werden. Allerdings erfuhr Geyer, dass man sich von Seiten der Stadt mit einem Schreiben an die Waldbesitzer wandte. "Daraufhin ist aber auch noch nichts passiert." Auch die weiteren Nachforschungen des Anwohners in Sachen Eichenprozessionsspinner verliefen im Sande: "Es hieß, dass auch andere Behörden, wie das Amt für Landwirtschaft und Forsten oder das Landratsamt, in diesem Fall nichts ausrichten können."

Im "Merkblatt 15" des Bayerischen Landesamts für Wald und Forstwirtschaft vom August 2018 wird auf das Problem eingegangen. Dort steht klipp und klar: "Für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners im Wald ist der jeweilige Waldeigentümer verantwortlich." Tipps für "Bekämpfungsverfahren zur Gesundheitsvorsorge" gibt es an dieser Stelle ebenfalls.

Ein Gefühl der Hilflosigkeit

Ein Gefühl der Hilflosigkeit macht sich inzwischen bei Thomas Geyer breit. "Wir leben jetzt seit mehreren Wochen mit den gesundheitlichen Auswirkungen. Wir sind eben sehr nah dran, und je nach Windrichtung wird es schlimmer."

Vorsichtsmaßnahme wie das "Ausspülen der Augen, um Entzündungen zu vermeiden" seien selbstverständlich, sagt er. Salben gegen den Juckreiz und für entzündete Hautstellen ebenso. Thomas Geyer befürchtet: "Wenn die Eichenprozessionsspinner nicht bekämpft und diese Nester nicht entfernt werden, dann wird es nächstes Jahr noch schlimmer."

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