Gegen Gewalt: Rollenspiel hilft Fürther Grundschülern

7.11.2018, 19:46 Uhr
Gegen Gewalt: Rollenspiel hilft Fürther Grundschülern

© Foto: Schülbe

Die Szene, die sich am Montag auf dem Hof der Grundschule Rosenstraße abgespielt hat, stimmt Schulleiter Christian Boeder positiv: "Es zeigt, dass es in unserer Gesellschaft noch Zivilcourage gibt." Was ist passiert? Zunächst einmal: kein Ernstfall. Sondern nur ein Rollenspiel im Rahmen einer Projektwoche, die die Kinder Selbstvertrauen und das richtige Verhalten in Gefahrensituationen lehren soll.

Hierfür gastieren seit Montag zwei Trainer der Sicher-Stark-Initiative der Familientherapeut Wolfgang Overkamp und der ehemalige GSG9- und SEK-Polizeibeamte Ralf Schmitz. Eine der Übungen, die sie mit den Kindern machen: Overkamp verkleidet sich und versucht auf dem Schulhof, die Kinder zum Mitkommen zu überreden. Mit der Ausrede, dass seine Katze an der Pfote verletzt sei und er Hilfe beim Helfen bräuchte. "Dabei ist am Montag passiert, was eigentlich nicht passieren darf: Es sind tatsächlich Kinder mitgegangen", berichtet Schmitz. Ein couragierter Passant schritt jedoch ein und musste überzeugt werden, dass hier ein Workshop stattfindet.

Überall gegenwärtig

Dass die Kinder in Zukunft nicht mitgehen, dazu sollen nicht nur die Übungen mit den Trainern beitragen – vier Stunden verbringt jedes der knapp 265 Grundschulkinder mit ihnen. In der übrigen Zeit lernen sie in ihren Klassen und mit ihren Lehrern alles über Gewaltprävention. "Gewalt ist mittlerweile ein Problem, das an allen Schulen gegenwärtig ist", stellt Boeder fest und meint sowohl körperliche wie psychische Gewalt.

Die Projektwoche wird auch dazu genutzt, das bewährte Konzept des Klassenrats in allen Klassen der Schule einzuführen. Klassenrat heißt, dass die ganze Klasse wöchentlich tagt wie beispielsweise ein Stadtparlament. Erst werden Ämter vergeben, etwa das des Präsidenten, dann wird diskutiert und abgestimmt: Über das Zusammenleben in der Klasse, Konflikte und die Gestaltung des Unterrichts. "Dabei lernen die Kinder bereits ab der ersten Klasse, ein Grundverständnis für Demokratie zu entwickeln", sagt Lehrerin Sybille Krauß.

Krauß hat die Sicher-Stark-Initiative gemeinsam mit Brigitte Borsic an die Schule geholt. "Die größte Herausforderung war, die Finanzierung hinzubekommen", sagt Borsic, die für die Stadt als Jugendsozialarbeiterin an Schulen arbeitet. Neben einem Obolus der Stadt kam das Geld im Wesentlichen von der Techniker Krankenkasse, berichtet sie.

Fortsetzung im Januar

Statt Mathe und Deutsch steht noch bis Freitag unter anderem Yoga und autogenes Training auf dem Stundenplan. Im Januar soll es dann eine Fortsetzung geben, wenn die Schule in Zusammenarbeit mit dem Fürther Jugendmedienzentrum Connect das Thema Medienkompetenz durchnehmen will. Wie Boeder ankündigt, wird es um das Verhalten im Netz und virtuelle Gewalt gehen, und auch ein Trickfilm soll dabei entstehen.

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