Geliebte Schrebergärten: Fürth feiert großes Jubiläum

15.2.2020, 08:45 Uhr
Geliebte Schrebergärten: Fürth feiert großes Jubiläum

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Man kann dort manche Spießer finden und inzwischen auch Hipster, Erholungssuchende und ganz Eifrige, Kinder, Omas und Uromas: Kleingärten sind ein eigener Kosmos. Ihre Bedeutung für die Stadtbewohner haben sie nie verloren – in den vergangenen Jahren aber ist die Wertschätzung für diese kleinen Oasen noch einmal gestiegen.

Erst wurde Urban Gardening, das Gärtnern in der Stadt, in den Großstädten zum Trend. Dann führte das Volksbegehren Artenschutz vor Augen, wie wertvoll jedes Stückchen Grün ist. So verwundert es nicht, dass es eine Warteliste gibt für die Fürther Parzellen. 284 Menschen stehen zurzeit drauf, sagt Ralf Franz, der erste Vorsitzende des Stadtverbands der Kleingärtner Fürth. Weil der Pachtvertrag oft innerhalb von Familien weitergegeben wird, kann es dauern, bis für Außenstehende ein passendes Gärtchen frei wird.

Der Stadtverband wird also weiter gebraucht – auch im Jahr 2020. Er blickt inzwischen auf sein 100-jähriges Bestehen zurück und will das Jubiläum am 25. Juli feiern. Mitglieder waren ursprünglich die einzelnen Kleingärtner – heute ist der Stadtverband ein Dachverband der Vereine, die für die verschiedenen Anlagen ins Leben gerufen wurden.

Mit dem Anlegen der Kleingärten wurde in Fürth aber nicht erst 1920 begonnen. Der älteste Verein trägt sein Gründungsdatum im Namen: der Gartenbauverein 1885. Er ist auch der älteste seiner Art in Bayern, erzählen die Vertreter des Stadtverbands beim Pressetermin. Die meisten seiner Gärten befinden sich zwischen Espanstraße, Kutzerstraße und An den Gärten.

Neben Ralf Franz ist auch Beiratsvorsitzender Rudolf Schmid für das Gespräch in die Anlage Espan II an der Wilhelm-Raabe-Straße gekommen sowie Alexander Fritz, zweiter Vorsitzender des Vereins, der die Anlage betreut. Sie haben ein Jubiläumsheft erstellt, in dem Schmid die Geschichte der Schrebergärten in Fürth skizziert. Im 18. Jahrhundert gab es hier bereits etwa 70 Gärten. Der berühmteste darunter war wohl der Lochner-Garten, sagt Schmid, der auf den Pfarrer Daniel Lochner (1667-1725) zurückgeht, der "sowohl ungnädiger Geistlicher wie auch begeisterter Gärtner" war.

Heute gehören mehr als 1500 Gärten zum Stadtverband. Sie befinden sich in 31 Anlagen – manche auf städtischem, manche auf privatem Grund, auch einige Eigentumsgärten zählen dazu. Der Altersdurchschnitt der Kleingärtner liege bei 60,8 Jahren, sagt Franz.

Alexander Fritz schwärmt von der "tollen Gemeinschaft", Streitigkeiten seien selten. Auch gehe man mit der Zeit: Der Verein Siebenbogenbrücke etwa hat eine Blühwiese angelegt und Bienenvölker angesiedelt. In Schulungen versucht der Stadtverband zudem, die Mitglieder für den Artenschutz zu sensibilisieren.

Sorge bereitet ihnen, was sie aus Berlin, Hamburg oder Leipzig lesen, wo Kleingartenanlagen aufgelöst werden, um zu Bauland zu werden. Auch in Fürth gab es schon Vorstöße aus der Immobilienbranche, erzählte Oberbürgermeister Thomas Jung 2013 – damals, wenige Monate vor der Kommunalwahl, gab er das Versprechen, dass die städtischen Gärten in Fürth unberührt blieben. Das Versprechen erneuerte er nun beim Pressetermin: "Die städtischen Gärten sind völlig tabu für andere Entwicklungen", sagte er. "Nicht ein einziger Quadratmeter steht zur Diskussion." Er verdeutlichte auch, was das heißt: Insgesamt spreche man sicher von einem Grundstückswert von 300 Millionen Euro.

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