Gelungener Start fürs Volksbegehren in Fürth

1.2.2019, 11:00 Uhr
Gelungener Start fürs Volksbegehren in Fürth

© Foto: Horst Linke

Nur zwei Minuten, so das Versprechen vieler Umweltorganisationen, müsse man investieren, um das Volksbegehren Artenschutz zu unterstützen. Im Fürther Rathaus ging diese Rechnung zumindest am Donnerstagnachmittag nicht auf. Gut zehn Minuten mussten Unterstützer der Bienen dort in der Schlange warten, bis sie ihre Unterschrift abgeben konnten. Jung und Alt schob sich durch die mit Plakaten gekennzeichnete alte Holztür in das im Januar dort neu eröffnete Bürgeramt Mitte.

Und das ganz ohne das Zutun der beiden "Rathauslotsen", die den Bürgern eigentlich den Weg hätten weisen sollen. Die meisten folgten derart zielstrebig den Beschilderungen, dass Roland Binder nicht viel zu tun blieb. Dabei hatte sich der Imker aus Stadeln extra freigenommen, um sich für das Volksbegehren zu engagieren. Im Imkergewand und mit einem auffälligen Schild in der Hand hatte er sich vor dem Rathaus platziert. "Wenn es schon mal um eine gute Sache geht, wollte ich auch dabei sein", erklärt er seinen Einsatz.

Mehr Lebensräume schaffen

Das Volksbegehren, das neben anderen die ÖDP, Grünen, Linken, SPD sowie der Landesbund für Vogelschutz und der Bund Naturschutz unterstützen, sieht beispielsweise die Vernetzung von Lebensräumen für Tiere vor, mehr Hecken und kleine Gewässer, die Förderung von ökologischer Landwirtschaft und die Schaffung von mehr blühenden Wiesen. Rund 950 000 Stimmen sind insgesamt nötig, damit es der Gesetzentwurf in den Landtag schafft. Er kann ihn durchwinken oder einen neuen verfassen. In letzterem Fall dürfen die Bürger erneut abstimmen: über den ursprünglichen Entwurf oder den des Landtags.

Roland Binder unterstützt das Vorhaben, weshalb er sich bereits früh um acht — und damit noch vor seinem Einsatz beim Rathaus — vor das Bürgeramt Nord in Stadeln gestellt hatte, um dort Passanten zur Unterschrift zu bewegen. "An der Ampel habe ich den Autofahrern Flyer durchs Fenster gereicht und ihnen gesagt, wo sie parken können", erzählt er. Etwa 50 Menschen, so seine Schätzung, seien seiner Aufforderung gefolgt.

Binder ist überzeugt davon, dass sich in Sachen Artenschutz etwas bewegen muss. Seit 20 Jahren ist er Imker und beobachtet schon lange die Auswirkungen der aufgeräumten Landschaft auf seine Bienen. "Wenn der Raps verblüht ist, kann es passieren, dass die Völker ausschwärmen und verhungern, weil sie keine Nahrung mehr finden." Er würde sich wünschen, dass beispielsweise Grünstreifen an der Straße oder Verkehrsinseln mit bienenfreundlichen Gewächsen bepflanzt werden. Ein kleiner Beitrag wäre das, der aber schon hilfreich sein könne. Generell müssten die Menschen aber auch bereit sein, umzudenken. Anstelle eines gepflegten Empfangsgartens im Stadtpark etwa, der für Insekten nicht viel Ertrag bringt, schlägt er eine Mischung heimischer Wildpflanzen vor. Eine solche gab es bereits 2014, als wegen Personalmangels im Grünflächenamt die aufwendige Bepflanzung nicht möglich war. Das sehe zwar etwas "unordentlicher" aus, so Binder, helfe aber der Natur. Die möchte auch das Ehepaar Walter mit ihrer Unterschrift unterstützen. "Wir sind bei jedem Volksbegehren dabei", sagt Harald Walter, der sich noch an die Abstimmung für einen strengeren Nichtraucherschutz erinnert. Heute liegen ihm die Belange der Insekten am Herzen.

So wie Walters ging es vielen Fürthern. In allen drei Bürgerämtern hatten bis zu ihrer Schließung um 16 Uhr 1203 Menschen ihre Stimme abgegeben. Es dürften sogar noch mehr geworden sein: Weil im Rathaus viele Menschen Schlange standen, blieb die Behörde etwas länger geöffnet.

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