Geschlossene Buchläden: Wenn der Lesestoff per Rad kommt

8.4.2020, 13:00 Uhr
Geschlossene Buchläden: Wenn der Lesestoff per Rad kommt

© Foto: Hans-Joachim Wincker

Ratschläge für eine Reise, eines Tages, nach Kuba oder Irland, eine Sammlung bewährter Hausrezepte und natürlich bunte Bilderbücher, mit Geschichten von Osterküken und fleißigen Hasen: Die Schaufenster der Fürther Buchhandlungen bieten allerlei Anregungen zum Schmökern und Lesen. Reingehen und einfach kaufen? Fehlanzeige.


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Wer nicht in Berlin oder Sachsen-Anhalt lebt, wo Buchhandlungen auch während der Corona-Krise geöffnet haben, sondern hier in Bayern, dem bleiben die Türen verschlossen. Dabei findet Heinz Krekeler, dass Buchhändler durchaus systemrelevant sind. Gerade jetzt wachse ja die Nachfrage nach Büchern. Die Menschen hätten Zeit zum Lesen, oder auch zum Lernen.

Wie viele andere Unternehmen der Branche setzt die Buchhandlung Edelmann an der Fürther Freiheit gerade voll auf das Geschäft via Online-Bestellung und Anruf. Fast täglich schwingt sich Heinz Krekeler auf sein Fahrrad und macht sich auf den Weg zu den Kunden. Geliefert wird per Rechnung. Seit er das tut, habe er sehr viel mehr Respekt vor der Leistung der Paketboten, sagt er. "Auf diesem Weg können wir vor allem den Kontakt zu unseren Kunden halten." Und die zeigen sich bisweilen sehr dankbar für den Service: Gerade erst kam mit der Post ein Päckchen Pralinen eines zufriedenen Lesers an.

Eine Öffnung in der gegenwärtigen Zeit würde sich Krekeler zwar wünschen, er hält sie aber für schwer umsetzbar. "Was ist, wenn zwei Kunden im selben Regal stöbern wollen?"

Da würde sich die Buchhandlung Jungkunz in der Moststraße mit ihren zwei Zugängen schon deutlich leichter tun. "Außer an Weihnachten besteht ja nicht die Gefahr der Überfüllung", sagt Mitarbeiter Christian Niedermeier. "Wir hätten genug Platz, um den gebotenen Sicherheitsabstand zu gewährleisten." Niedermeier hofft, dass Kunden bald wieder reinkommen dürfen. Die Situation beschreibt er als sehr angespannt.

Normalerweise würde jetzt das Ostergeschäft laufen, Kommunion und Konfirmation stünden vor der Tür. "Dafür haben wir ja bereits eingekauft." Niedermeier stellt fest, dass viele Stammkunden online oder per Anruf gerne ein Buch extra bestellen, das ersetze jedoch nicht die Laufkundschaft. Außer per Post oder direkt in den Briefkasten liefert die Buchhandlung Jungkunz auch in die Feinkosteria in der Theresienstraße, wo die Bücher selbst abgeholt werden können.

Volksbücherei setzt auf E-Books

Keine Frage, dass auch Christian Niedermeier Bücher als Teil der geistigen Grundversorgung begreift. Den Appell des PEN-Zentrums kann er deshalb nur zu gut verstehen. Die Schriftstellervereinigung hatte vergangene Woche gefordert, Buchhandlungen und Bibliotheken umgehend wieder zu öffnen. Der Zugang zu Büchern und damit zu Wissen dürfe in einer freiheitlichen Demokratie unter keinen Umständen eingeschränkt werden, hieß es in einer Pressemitteilung des PEN-Zentrums Deutschland. Und weiter: Durch die anhaltende Schließung seien nicht nur viele Buchhändler, sondern auch Verlage in ihrer Existenz bedroht. "Das trifft mit voller Wucht auch alle Autoren."


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Christina Röschlein, die Leiterin der Fürther Volksbücherei, äußert sich eher skeptisch zu einer vorzeitigen Öffnung in der gegenwärtigen Phase der Pandemie. "Wir vermissen unsere Kunden sehr, aber ich könnte meine Kolleginnen nicht guten Gewissens an der Ausleihtheke sitzen lassen." Zumal die Volksbücherei mit jährlich 350.000 Kundenkontakten ein großes Besuchsaufkommen habe. Und Türsteher am Eingang könne sie sich für ihre Einrichtung einfach nicht vorstellen. Bis zur Wiedereröffnung setzt Christina Röschlein auf Aktionen wie den Lesewettbewerb "Schmökern und Gewinnen" und die Möglichkeit, digitale Medien einen Monat lang kostenlos zu nutzen. Das Angebot an E-Books wurde um zahlreiche Titel erweitert.

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