Gesprengtes Norma-Gebäude: Jetzt ermittelt die Kripo

17.2.2017, 20:00 Uhr
Am Dienstag wurde das dreistöckige Bürohaus dem Erdboden gleich gemacht - direkt daneben fuhren die Autos vorbei.

Am Dienstag wurde das dreistöckige Bürohaus dem Erdboden gleich gemacht - direkt daneben fuhren die Autos vorbei.

Binnen Sekunden war das Gebäude ausradiert am Dienstag: In dem Video einer Augenzeugin wirkt es, als würde es nach einer lauten Explosion im Erdgeschoss mit voller Wucht nach vorne kippen, um sogleich von einer grauen Staubwolke verschluckt zu werden. Einer Staubwolke, in die Momente später schon das erste Auto fährt. "Man kann nur froh sein, dass nichts passiert ist", sagt Fürths Straßenverkehrsamtsleiter Hans-Joachim Gleißner.

Dass die Würzburger Straße während des Spektakels offenbar befahrbar blieb, hat nicht nur manche Nutzer irritiert, die sich das Video ansahen – sondern auch Polizei und Stadtverwaltung: "Die Straße hätte eindeutig gesperrt werden müssen", sagt Gleißner auf Nachfrage. Und bei Polizeichef Peter Messing klingt das ganz ähnlich: "Natürlich hätten wir die Straße abgesperrt." Nur: "Weder Stadt noch Polizei wussten davon." Die Kriminalpolizei prüfe nun, ob die von Norma beauftragte Abbruchfirma sich etwas zuschulden kommen lassen und eventuell versäumt hat, Behörden in Kenntnis zu setzen. Um eine richtige Sprengung (mit Sprengstoff) handelte es sich übrigens nicht, sagt Messing, sondern um eine sogenannte Deflagration, bei der Pyrotechnik zum Einsatz kommt.

Zufällig wurden Polizeibeamte sogar Zeugen der Explosion: Ihnen war beim Vorbeifahren eine Menschentraube an der Straße aufgefallen, so Messing. Offenbar hatte es sich herumgesprochen, dass es hier etwas zu sehen geben würde. Die Beamten sprachen kurz vor dem Abbruch des dreistöckigen Verwaltungsgebäudes noch mit einem Mitarbeiter der Firma, der ihnen eine Erlaubnis für den Umgang mit Pyrotechnik gezeigt habe. Als sich dann die Staubwolke ausbreitete und die Sicht der Autofahrer behinderte, hätten sie spontan eingegriffen und den Verkehr angehalten. "Es ist schon ein glücklicher Umstand gewesen, dass nichts passiert ist", meint Messing. Auch "kleine Teilchen" sollen durch die Luft geflogen sein.

Er sei völlig ahnungslos gewesen, sagt Straßenverkehrsamtschef Gleißner, als die Polizei am Dienstagnachmittag bei ihm nachfragte, ob er von einer Sprengung in der Würzburger Straße wisse. Das Video hat er inzwischen gesehen. Vor Ort, so Gleißner, soll das Ganze noch heftiger ausgesehen haben.

Firmenchef: "Es bestand keine Gefahr"

Die Gewerbeaufsicht hätte im Vorfeld unbedingt verständigt werden müssen, um die relevanten Behörden informieren zu können, meint Gleißner. Auch, dass die Firma den Gehweg eigenständig gesperrt habe, sei nicht in Ordnung. Dafür brauche es eine Erlaubnis seines Amtes.

Stephan Plannerer, Geschäftsführer des gleichnamigen, von Norma beauftragten Abbruchunternehmens, indes weist die Vorwürfe zurück und schildert den Sachverhalt völlig anders: Es hab keine Gefahr für den Straßenverkehr bestanden. "Der entstandene Staub wurde mit Wasserwerfern gebunden, so dass es zu keinen Staubablagerungen oder Ähnlichem außerhalb der Baustelle kam." Er habe die Deflagration weder der Gewerbeaufsicht melden noch eine Genehmigung beantragen müssen. Eine Anfrage der Fürther Nachrichten beim Gewerbeaufsichtsamt blieb am Freitag noch unbeantwortet.

Der Artikel wurde um 22.30 Uhr aktualisiert.

 

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