Gewerbegebiet: Cadolzburg hat elf Hektar im Angebot

23.2.2021, 18:00 Uhr
Gewerbegebiet: Cadolzburg hat elf Hektar im Angebot

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die Gemeinde plant derzeit, das Gebiet zu entwickeln. Mit Interessenten aus dem Innenort wird bereits über eine Ansiedlung verhandelt. "Noch ist nichts spruchreif", sagt Bürgermeister Bernd Obst.


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Die Kommune kann jetzt aber endlich größere Flächen anbieten und so Firmen in Cadolzburg halten. Gleichzeitig steigt schon die Vorfreude im Rathaus, bestehende, aber dann womöglich frei werdende Gewerbeflächen in der Nähe der Burg zu entwickeln.

Die "große Chance"

Von einer "großen Chance" ist die Rede. Dass elf Hektar Gewerbeflächen auf einen Schlag frei werden, ist durchaus etwas Besonderes. Für Cadolzburg bedeutet das aber auch einen Abschied von einem langeingesessenen Betrieb, Gartenbau Schönmann und Weiß.

"1968 sind wir nach Cadolzburg umgezogen", sagt Inhaber Helmut Weiß. Genau genommen sei das Areal damals noch gar nicht Teil Cadolzburgs gew esen, erzählt der heute 77-Jährige. Er habe seinerzeit noch mit dem Bürgermeister von Roßendorf verhandelt. Roßendorf wurde erst 1972 bei der Gebietsreform nach Cadolzburg eingegliedert.

Die Autobahn war noch nicht da

In den 60er Jahren gab es weder das Gewerbegebiet noch die Autobahn oder einen eigenen Stromanschluss. Aber die Nähe zur damaligen Betriebszentrale beim Fürther Klinikum war von Vorteil für den Großhandel, der nicht an private Kundschaft verkauft.

Bis zu sieben Lkw hatten Schönmann und Weiß zu Hochzeiten im Fuhrpark. Bayernweit lief der Vertrieb der Pflanzen. Heute ist es immerhin noch ein Wagen, der Baumärkte, Gartencenter oder Blumengeschäfte beliefert. Spezialisiert hat sich die Firma auf Heidepflanzen wie Erika oder Calluna. Letztes Jahr wurden allein bei diesen Kulturen rund 700 000 Topfpflanzen gezogen.

In der dritten Generation

Seit 1891 besteht die Firma. Von Helmut Weiß wird sie in der dritten Generation geführt. Weiß selbst hat den Standort Cadolzburg und die Eigenproduktion aufgebaut. Im Freien und beheizt unter Glasdächern wird, seinen Angaben nach, das größte Sortiment an Pflanzen in Bayern gezüchtet und gehandelt.

Nun stellt die Großgärtnerei im Juni das Geschäft ein. "Hauptgrund ist schon unser hohes Alter", sagt Helmut Weiß. Auch ein Teil der siebzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleitet ihn schon seit Jahrzehnten. Viele sind dort in die Lehre gegangen. Sorgen um deren Zukunft macht sich Weiß nicht. Es gebe genug Stellen in der Branche, in Baumärkten oder in der Landwirtschaft.

Keine Nachfolger gefunden

Allein für den gesamten Betrieb gibt es keine Zukunft. Für die Nachfolge habe man niemanden gefunden, sagt Weiß. Über fünf Jahre hatten seine Frau und er intensiv gesucht. Doch die finanzielle Zukunft sieht nicht rosig aus. Die Energiekosten steigen stetig, der Preis pro Pflanze nicht.

Zu viele Menschen kauften außerdem im Internet oder in Supermärkten ein, die ihre Blumen auf anderen Wegen beziehen. Hingegen sinke die Anzahl der eigenen Kundschaft. Allein in Fürth gebe es nur mehr eine Handvoll Gartenbaubetriebe, sagt Weiß. Früher seien es bis zu fünfzig gewesen.

Weihnachtssterne weggeworfen

Die Pandemie führte nun zu erzwungenen Schließungen und weiteren Problemen für die Branche. "Die Corona-Maßnahmen treffen uns natürlich besonders stark", sagt Weiß, der unzählige Weihnachtssterne wegwerfen musste. Für den Fürther und seine Frau war es da schon an der Zeit, eine letzte Ernte zu planen. Das Grundstück ging an die Gemeinde.Im Landkreis Fürth ist der Druck mit Blick auf solche Areale groß.   "Der Bürgermeister wollte die Fläche schon viel früher kaufen", sagt Weiß. "Ich wollte aber immer, dass es bei uns weitergeht."

Denn Aufhören mache keinen Spaß. Die Gartenarbeit wird dem 77-Jährigen aber in jedem Fall bleiben. Seit er zehn Jahre alt ist, hat er einen eigenen Gemüsegarten. Noch heute pflanzt er die Früchte selbst an, aus denen er zwölf verschiedene Sorten Marmelade für den Eigengebrauch einkocht.

Absage an XXL-Gewächshäuser

Dass auf den elf Hektar Grund nördlich der Schwadermühle weiter Pflanzen geerntet werden, ist unwahrscheinlich. Zwar wären die Flächen prädestiniert für großräumige Landwirtschaft."Wir wollen aber keine XXL-Gewächshäuser", stellt Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst klar: Das sei auch ein Grund, warum sich die Gemeinde das Areal unbedingt selbst sichern wollte.

Ein Jahr wird es mindestens noch dauern, bis sich neue Firmen ansiedeln können, tendenziell länger. Aktuell hat die Gemeinde die Trägerschaft für die Erschließung der Fläche an eine private Firma vergeben. Derzeit werden städtebauliche Verträge aufgesetzt. Jetzt will die Gemeinde vor allen Dingen eines: einen bunten Strauß an neuen Interessenten zusammenstellen.

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