Glupperl und Glapperl

4.6.2013, 15:07 Uhr
Glupperl und Glapperl

© Sobczyk

Der Eindruck des Equipments: frisch vom Dachboden. Neben einem Waschbrett aus Omas Jugend und einer Steeldrum von irgendwoher zieht vor allem eine Rohrtrommel mit Porsche-Logo den Blick auf sich. War das mal eine Litfaßsäule am Hockenheimring? Dazu eine große Bandbreite: neben dem Perkussionsarsenal zwei Gitarren, Kontrabass, Banjo, drei Trompeten, Hörner, Posaunen und Melodicas, ein Akkordeon, zwei Megaphone.

Die Belegschaft um Bandleader Andreas Staebler: elf Männer in den besten Jahren mit so klingenden Kunst-Namen wie Senor G. Ray, Karate Joerg sowie Glupperl, Glapperl und Die Sau an den Trompeten. „Hermanos“ heißt Bruderschaft. Die Herren kommen allerdings nicht aus dem spanisch-lateinamerikanischen, sondern aus dem Münchner Raum. Ihr Stil: laut eigenen Angaben „Caribbean Trash“. Im Grunde aber ein Eintopf aus allem, was laut, wild und irgendwie südländisch klingt. Allzu sanfte Zwischentöne entsprechen einfach nicht dem Gusto dieses Orchesters. Schlagzeug, Rasseln, Klappern und Steeldrum klopfen alles in Grund und Boden, das Akkordeon ist kaum vernehmbar. Um sich Gehör zu verschaffen, greifen die Sänger zuweilen zum Megaphon. Das hat kurioserweise einen eher entspannenden Effekt. Die Stimme klingt so derart nölig, als hätte ein Salonkommunist auf KubaUrlaub eine Havanna mit bewusstseinsverändernden Kräutern erwischt und müsste nun Che Guevara mimen.

Das Ganze klingt nach Siesta auf der Hazienda, Palastrevolte, Voodoozeremonie. Dann aber ist wieder die Hautevolee auf Urlaub, Karibik trifft auf Dreivierteltakt-Walzer, zu den klagenden Klängen der Slidegitarre imaginiert man trefflich einen melancholischen Amerikaner an der Bar. Zur Zugabe mischen sich Bläser und Sänger unters Volk, der Rest verbleibt auf der Bühne. Und siehe da, jetzt klappt’s auch mit dem Sound. Man lauscht — und bucht im Geiste schon mal den Urlaub zum alten Fidel.

 

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