Großweismannsdorf: Eine Umgehung war nicht das Ziel

11.4.2021, 21:00 Uhr
Großweismannsdorf: Eine Umgehung war nicht das Ziel

© Foto: Florian Burghardt

Vor der schlecht einsehbaren Kurve, auf deren Höhe sich der Kindergarten befindet, blinkt ein grüner Smiley auf, wenn das Tempolimit von 50 Stundenkilometern nicht überschritten wird. Ein rotes, wütendes Gesicht weist die Autofahrer andernfalls auf ihr Vergehen hin.

Die Hauptziele der BI lauten: Tempo 30 auf möglichst vielen Straßen sowie Querungshilfen für stark befahrene Routen. Doch nun fürchten die engagierten Bürger, dass nach den Smileys nicht mehr viel kommen könnte.

Überraschend aufgetaucht

Grund dafür ist das Stimmungsbild in der jüngsten Sitzung des Roßtaler Marktgemeinderats. Debattiert wurde dort der Bau einer Ortsumgehungsstraße nördlich von Großweismannsdorf. Über eine solche Umfahrung könnte das Verkehrsaufkommen im Dorf deutlich reduziert werden, vor allem mit Blick auf den Lkw-Durchgangsverkehr. Doch das rund 14 Millionen Euro teure Projekt hatte alle Beteiligten ziemlich überrascht. Denn bis vor wenigen Wochen war eine solche Umgehung gar kein Thema gewesen.


Cadolzburg: Verkehrswende mit Tempo 30


Erst in einer Videoschalte zwischen Bürgermeister Rainer Gegner, Landrat Matthias Dießl und Vertretern der BI mit dem Staatlichen Bauamt Nürnberg hatte letzteres diese Option überhaupt ins Spiel gebracht: Der Bau der Ortsumgehung von Großweismannsdorf sei im Bundesverkehrswegeplan 2030 als "vordringlich" eingestuft. Zuständig ist grundsätzlich der Bund als Baulastträger.

Doch der Marktgemeinderat zeigte sich kritisch. Tenor: Man sehe keinerlei Planungsbedarf und spreche sich gegenwärtig gegen die Maßnahme aus. Von "Flächenfraß" und Sorgen der Landwirte um "Zerschneidung ihrer Flächen" war zu hören.

Aufgrund dieser Haltung der Gemeinderäte fürchtet Gerhard Böhm von der BI nun, dass deren Bemühungen im Sande verlaufen könnten. "Nach dem Motto: Wenn ihr keine Umgehung wollt, bekommt ihr gar nichts", schreibt Böhm in einem offenen Brief an Bürgermeister Gegner.

Darin bringt er auch zum Ausdruck, dass die BI eine Umgehung nicht als Ziel hatte, sondern eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Lösung zur Verkehrsberuhigung im Ort.

Deren zügige Umsetzung hätte zwingend mit der Ablehnung der Ortsumgehung verknüpft werden müssen, findet Böhm. Er sei sich aber nicht sicher, ob die Gemeinderäte mit ihrer Haltung die Mehrheit der Bürger von Großweismannsdorf repräsentierten oder ob man diese nicht doch lieber selbst dazu befragen sollte.


Großweismannsdorf: Keiner will eine Umgehung


In diesem Punkt kann Gegner die BI und ihre rund 400 Unterstützer beruhigen. In dem Schreiben, das der Gemeinderat nach besagter Sitzung an das Staatliche Bauamt geschickt hat, habe man darauf hingewiesen, dass bei einer möglichen Planung die Bevölkerung frühzeitig einzubeziehen sei, erklärte Roßtals Bürgermeister auf FN-Nachfrage. Für eine Bürgerversammlung sei es aber noch zu früh, da bislang keine konkreten Planungen für eine Ortsumgehung vorliegen würden.

Wo bleibt die Verkehrsschau?

Die BI kritisiert auch das Ausbleiben einer Verkehrsschau, die bei der Videoschalte vor gut zwei Monaten noch als zeitnah in Aussicht gestellt worden war. Über diese könnte man unter anderem herausfinden, ob in der besonderen Konstellation aus unübersichtlicher Kurve und Kindergarten dort Tempo 30 nicht doch angemessen wäre. Pandemiebedingt sei man bis jetzt vertröstet worden, meint Böhm verärgert. Dabei sei überall Arbeiten mit Hygienekonzepten möglich und die Verkehrsschau fände ja auch im Freien statt.

Doch auch hier liefert der Bürgermeister eine Perspektive: Die Verkehrsschau, betont Gegner, habe man gleich nach der Gemeinderatssitzung vom 23. März zusammen mit dem Landratsamt für Mitte/Ende April ins Auge gefasst.

Keine Kommentare