Grundig als Aushängeschild der Stadt

9.5.2008, 00:00 Uhr
Grundig als Aushängeschild der Stadt

© Winckler

Einen Tag nach der rauschenden Gedenkfeier zu Grundigs 100. Geburtstag wurde das druckfrische Werk gestern ebenfalls im Rundfunkmuseum vorgestellt: Ein interessanter Bildband mit längerer Einleitung.

Der Autor (48) konnte bei den Recherchen auf einen zuverlässigen Gewährsmann bauen: seinen eigenen Vater, Walter Mayer, von 1951 bis 1991 Entwicklungsleiter und Produktmanager bei Grundig und Inhaber von 52 Patenten - vor allem in der Videotechnik.

So war es möglich, das Grundig-Buch in kurzer Zeit auszuarbeiten. Erst im Dezember hatte sich der auf alltagsgeschichtliche Bildbände spezialisierte Sutton-Verlag an den Stadtheimatpfleger mit der Bitte gewandt, «etwas über Fürth» zu schreiben. Weil es für das Stadtjubiläum schon zu spät war, wählte Mayer 100 Jahre Max Grundig zum Thema.

Der Schwerpunkt liegt auf dem Aufschwung in der Nachkriegszeit. So gesehen ist das Buch vor allem auch ein Dokument des Wirtschaftswunders. Die Nähe zum späteren Wirtschaftsminister und Bundeskanzler Ludwig Erhard kommt nicht von ungefähr. Beide hatten ihre Wurzeln in der Sterngasse, verkehrten im Café Fürst, das dem U-Bahn-Bau geopfert worden ist.

Für den fatalen Niedergang des Großunternehmens mit maximal 38 500 Beschäftigten und 4,1 Milliarden Mark Umsatz (1991) bleibt in dieser Perspektive kein Platz. Nachdem die Kämpfe ausgefochten sind, setzt sich eine optimistische Einstellung zur Geschichte durch. Für Mayer hat Grundig mit seinen Immobilien Pate gestanden bei Fürths Entwicklung zur Wissenschaftsstadt.

Auch in den Augen von OB Thomas Jung steht die jahrzehntelange positive Bedeutung Grundigs für Fürth im Vordergrund: Aus dem Werksareal an der Kurgartenstraße habe sich ein zukunftsträchtiger Technologiepark entwickelt. Außerdem habe der Unternehmer Fürth ein tolles Hotel im Stadtwald und den Paradiesbrunnen auf der Freiheit hinterlassen.

Mehr noch zähle aber die Bedeutung der intensiven Ausbildung bei Grundig. Von den Fachkräften profitiere heute noch die Wirtschaft der Metropolregion. Außerdem konnten sich nach der Zerschlagung der Firma etliche Nachfolgeunternehmen entwickeln. VOLKER DITTMAR

Grundig und das Wirtschaftswunder von Alexander Mayer, Sutton-Verlag, Erfurt, ISBN 13:978-3-86680-305-3, 128 Seiten, 180 Abbildungen, 18,90 Euro, ab Dienstag im Buchhandel.