Händler und Wirte in Not: Sorge um das Herz von Fürth

21.1.2021, 06:00 Uhr
Händler und Wirte in Not: Sorge um das Herz von Fürth

© Tom Weller/dpa

Gehe es in diesem Tempo weiter, fürchtet der Fürther Wirtschaftsreferent, werden manche Betriebe die volle Unterstützung gar nicht mehr erleben.

Denn die Pandemie hat ganze Wirtschaftszweige lahmgelegt – mit massiven Folgen für die Unternehmen. Ihr Umsatz brach rapide ein – laut Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) um 69 Prozent in der Gastronomie und sogar um 87 Prozent im Beherbergungsgewerbe. Die Hilfen sind also dringend nötig, um eine Insolvenzwelle zu verhindern.

"Immerhin", so Müller, "haben bis Ende letzter Woche 90 Prozent der Gastro- und Hotelleriebetriebe ihre ersten Abschlagszahlungen bekommen." Das sei zwar noch immer weit entfernt von den vollen Summen, aber besser als nichts. Der städtische Wirtschaftsreferent ist genervt, denn erst habe der Bund die "Bazooka" versprochen, dann aber sei über Monate hinweg nichts passiert.

Hauptgrund für die Verzögerungen sei die mangelhafte Umsetzung, die Software der digitalen Antragsplattform habe nicht funktioniert. "Das ist ein Armutszeugnis für Deutschland", findet Müller. "Wenn man im November Hilfen beantragt, im Januar aber immer noch kaum Geld kommt, dann wird es richtig eng für die Betriebe."

"Irgendwann ist Schluss. Dann muss der Laden schließen", so Müller. Die Zahlen scheinen ihm Recht zu geben. So bangen laut Hotel- und Gaststättenverband Dehoga inzwischen rund drei Viertel der Gastronomen und Hoteliers um ihre Existenz. Rund ein Viertel ziehe in Erwägung, den eigenen Betrieb aufzugeben.


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Von den zugesagten Novemberhilfen ist auch bei Wassilis Chassiotis, dessen Familie seit 40 Jahren das griechische Restaurant Penelope in der Moststraße betreibt, bisher nur die erste Abschlagszahlung angekommen. Pacht, Strom und andere Fixkosten laufen aber weiter, so der Innenstadt-Gastronom.

Auch die Gehälter für die Mitarbeiter streckt er vor. Sie bekommen zwar Kurzarbeitergeld, doch das sei meist nicht pünktlich auf dem Konto. "Aber die Leute müssen ja ihre Miete zahlen", sagt Chassiotis. "Ohne Rücklagen würden wir das nicht mehr lange durchhalten." Die Corona-Krise habe ihm gezeigt, wie wichtig es ist, für schlechte Zeiten vorzusorgen. "Zum Glück unterstützen uns die Gäste, indem sie weiterhin Essen zum Mitnehmen ordern."

Kein solides Polster

Nicht alle jedoch können auf ein solides Polster vertrauen. Horst Müller befürchtet im Februar und März vermehrte Pleiten, wenn Ende Januar die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht endet. Dass es 30 bis 50 Prozent der Betriebe trifft, hält er für durchaus realistisch.

Paul Reubel, Vorstand des Dehoga-Kreisverbands Fürth und Inhaber des "Ringhotels" in Zirndorf, stellt sich darauf ein, dass erst an Ostern Lockerungen greifen. Er könne "nur hoffen, dass man bis dahin mit den Impfungen vorankommt".

Ähnlich prekär wie in der Gastro- und Hotelbranche ist die Lage im Handel. Hier sind bisher allenfalls Überbrückungshilfen angekommen – und nicht 90 Prozent der Fixkosten, wie vorgesehen. Bei Modegeschäften liege noch die Winterware im Lager.

"Sie trauen sich kaum, etwas bei den Herstellern zu ordern, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht", weiß Müller. Er ahnt, dass sich wirtschaftliche Dramen anbahnen, die sich auch auf das Bild der Fürther Innenstadt negativ auswirken könnten. "Da kann einem Angst und Bange werden." Besonders leid tue es ihm, dass nun das gefährdet ist, was man in den vergangenen 15 Jahren mühsam aufgebaut hat.

Im kommunalen Wirtschaftsausschuss will Müller nun Hilfsmaßnahmen vorstellen. Erfolgreiche Ansätze wie der Lieferdienst sollen fortgeführt, neue Projekte angestoßen werden. "Denn die Gastronomie und der Handel sind das Herz der Stadt."

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