Handy-Abc: Oberasbacher Jugendliche helfen Senioren

11.8.2019, 10:00 Uhr
Handy-Abc: Oberasbacher Jugendliche helfen Senioren

© André De Geare

Die zahlreichen Möglichkeiten und Apps schrecken sie eher ab, unübersichtliche Displays oder falsche Einstellungen erschweren älteren Benutzern zudem die Bedienung. Gleichzeitig finden beispielsweise Großeltern Angebote wie WhatsApp durchaus attraktiv, um schnell und unkompliziert mit Kindern und Enkeln zu kommunizieren. So wird dann oft die Familie zwecks Nachhilfe in Sachen Handy zu Rate gezogen.

Hier möchte Renate Schwarz, Quartiersmanagerin der Diakonie Fürth, mit der Einrichtung einer regelmäßigen Handyhilfe für Senioren, dem "Handy Abc", ansetzen. Unter dem Dach der "Taschengeldbörse" kommen Jugendliche und Senioren einmal im Monat zusammen, um über den Umgang mit ihrem Smart- oder iPhone zu sprechen, Fragen zu stellen und gemeinsam zu üben.

"Beim Handy Abc machen die Jugendlichen besonders gern mit", sagt Renate Schwarz, "ich bin bemüht, die rund 70 Jugendlichen, die bei der Taschengeldbörse dabei sind, jedes Mal gerecht einzuteilen und durchzuwechseln."

Sie achtet darauf, dass möglichst gleich viele Mädchen wie Jungs mitmachen. Lili und Dominic sind zwei davon. Sie sitzen als Team zusammen am Tisch und hören ihrer Klientin aufmerksam zu. Die ältere Dame ist eigens aus Mögeldorf angereist, um besser mit ihrem Smartphone umgehen zu lernen. Ein zu kurzer Klingelton und das ebenfalls nicht ausreichende Licht sind bereits behoben. Jetzt geht es an die Inhalte: "Wie ist das mit den Zugverbindungen? Wie komme ich da ran?"

Lili erklärt, wie man zum Serviceangebot der Bahn gelangt. "Dann gehen Sie auf Start und schreiben hier ,Fürth‘ rein und da, wo Mainz steht ,Mögeldorf‘." – "Das ist ja eigentlich ganz leicht." – "Jetzt sehen Sie, dass der nächste Zug um 16 Uhr 20 geht." Lernziel erreicht.

„In unserem Alter ein Muss“

"In unserem Alter ist das Handy ein Muss", findet Lili. "Wenn man damit aufwächst, ist es überhaupt kein Problem, sich Neues beizubringen."

Auch Dominic hat sich sein Wissen selbst angeeignet. Auf die Idee, bei der Taschengeldbörse mitzumachen, sind seine Eltern gekommen: "Sie haben ein Plakat gesehen, und mich gefragt, ob das nicht etwas für mich wäre." Jetzt ist er seit drei Monaten regelmäßig dabei und macht "eigentlich alles ganz gern, auch Garten gießen".

Zum Konzept der Taschengeldbörse gehört es, ein- oder zweimal pro Woche älteren Menschen zur Hand zu gehen. Darauf, dass die Jugendlichen dabei nicht überfordert werden, legt Renate Schwarz besonderen Wert: "So wie ich mir die Jugendlichen anschaue, so schaue ich mir auch die Senioren an und die Tätigkeiten, die erledigt werden sollen. Schnee schippen am Morgen vor der Schule geht zum Beispiel nicht."

Für ihre Dienste erhalten die Schüler fünf Euro pro Stunde, oder was die Auftraggeber zusätzlich drauflegen wollen. Alles auf der Grundlage des sogenannten "Taschengeldparagraphen".

Probleme gebe es dabei normalerweise nicht. Auch Lili und Dominic seien im Dienst noch nicht wirklich an ihre Grenzen gekommen, sagen sie. Kleinere Sachen kämen schon mal vor: "Einmal hatte eine Frau ein chinesisches Handy geerbt. Darauf war alles chinesisch. Die Tastatur konnten wir hinkriegen, aber es kamen immer wieder chinesische Zeichen", erzählt Dominic.

Und Lili würde sich freuen, wenn manche Auftraggeber zwischendurch auch mal lächeln würden. Das seien aber wirklich Ausnahmen. "Manche erzählen mir sehr viel. Gerade bei der Gartenarbeit. Ich versuche dann, zuzuhören und dabei zu arbeiten."

Profitieren dürften von dem Projekt alle Beteiligten. Der generationsübergreifende Kontakt im Rahmen der Taschengeldbörse kann Jugendlichen helfen, sich mit der Erfahrung und den Schwierigkeiten älterer Menschen auseinanderzusetzen. Im Gegenzug fördert der Umgang mit unkomplizierten jungen Menschen bei den Senioren neben Arbeitsentlastung und neuen technischen Horizonten wohl auch ein besseres Verständnis für die Generation ihrer Enkel.

Das nächste Handy-Abc wird in neuen Räumen stattfinden. Künftig ist es im alten Postgebäude anzutreffen. Der Termin bleibt allerdings wie bisher immer der erste Freitag des Monats.

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