Hard Candy: Mitarbeiter warten wochenlang auf Gehalt

1.6.2016, 06:00 Uhr
Hard Candy: Mitarbeiter warten wochenlang auf Gehalt

© Archivfoto: Giulia Iannicelli

Der Ärger in Fürth begann mit dem Schwimmbecken. Einen Pool hatte die Fitnesskette Hard Candy ihren Mitgliedern versprochen, als sie Mitte Juni 2015 eröffnete. Bis heute ist er nicht fertig. Schnell kursierten Gerüchte, dass die Jopp AG, die neben Fürth neun weitere Hard-Candy-Filialen in Berlin betreibt, finanzielle Probleme habe. Nun bekommt dieses Gerücht neue Nahrung.

In einem Bericht über die Jopp AG schilderte Die Welt vor einigen Tagen den Fall einer Fürther Reinigungsfirma, die auf einer Rechnung über 30.000 Euro für Reinigungs- und Hausmeistertätigkeiten im Dienste von Hard Candy sitzenblieb. Unregelmäßigkeiten wie diese fielen auch Christian F. auf. Der ehemalige Hard-Candy-Mitarbeiter, der seinen richtigen Namen und nähere Angaben zu seiner Person nicht in der Zeitung lesen möchte, beobachtet seit Anfang des Jahres, dass im Fürther Studio einiges im Argen liegt.

Damals, so der Branchenkenner, hätten zunächst verschiedene Dienstleister Geld gefordert: der Wäscherei-Service, der schmutzige Handtücher durch frische ersetzt, die Reinigungsfirma und der Lieferant von Energieriegeln. Inzwischen hält F. zufolge schon das dritte Reinigungsunternehmen das Studio sauber, nachdem die beiden Vorgänger nicht oder zu spät bezahlt wurden. Bis heute würden aus diesen Gründen keine Eiweißriegel mehr geliefert; die benutzten Handtücher wäscht mittlerweile eine eigens dafür angeschaffte Waschmaschine.

Langes Warten aufs Gehalt

Doch nicht nur die Dienstleister bekamen die offensichtlich angespannte finanzielle Lage des Unternehmens zu spüren. Auch die Angestellten und die freien Trainer, die Kurse anbieten, mussten zum Teil zwischen drei bis fünf Wochen auf ihr Gehalt warten. Auch Christian F. gehört zu ihnen: "Ich wurde immer wieder vertröstet." Einige seiner Kollegen kommen aus diesem Grund nicht mehr – was wiederum bei den Mitgliedern des Studios für Ärger sorge, weil Kurse ausfallen oder keine Kinderbetreuung zur Verfügung steht.

Überhaupt sei die Stimmung mittlerweile schlecht, sagt F. Nicht nur wegen des fehlenden Pools gebe es gerade täglich etliche Beschwerden. Zu Preisen weit unter ihrem Normalpreis hatte die Kette seit vergangenem Herbst versucht, neue Mitglieder zu gewinnen. "Jetzt ärgern sich vor allem die, die einen teuren Vertrag abgeschlossen haben, über alle, die nun für einen sehr viel günstigeren Beitrag trainieren."

"Unvorhersehbare Vorfälle"

Dass auch diese Rabattaktion ein Versuch des Unternehmens war, finanziell wieder auf die Beine zu kommen, hatte die Berliner Pressestelle vor einigen Wochen noch vehement bestritten. Inzwischen liegt auf erneute Anfrage eine Stellungnahme vor, in der von "Herausforderungen" die Rede ist, die die Jopp AG zu meistern habe. "Unvorhersehbare Vorfälle" hätten die Kette in finanzielle Schieflage gebracht: Bauverzögerungen in Berlin etwa und die fehlende Baugenehmigung für ein geplantes Studio in Köln. Die Zahlungsunregelmäßigkeiten bei den freien Kurstrainern führt das Unternehmen auf deren fehlerhafte Rechnungen zurück. Diese hätten erst aufwendig geprüft werden müssen.

Die finanziellen Engpässe hätten bald ein Ende, verspricht der Betreiber. Weil eine Sparte des Unternehmens kürzlich verkauft wurde, stehe der Jopp AG eine siebenstellige Summe ins Haus. Außerdem gebe es Verhandlungen mit einem potenziellen Investor sowie in naher Zukunft eine zugesicherte Kapitalspritze aus dem Kreis der Aktionäre. Eine Insolvenz schließt das Unternehmen definitiv aus.

Christian F. indes kann sich eine Zukunft des Fürther Studios – unter wessen Regie auch immer – prinzipiell gut vorstellen. Er glaubt, dass es für den exklusiven Sportclub auf 2500 Quadratmetern in der Neuen Mitte das passende Publikum gibt. "Das Studio ist konkurrenzlos schön", sagt er. Und: "Wenn der Pool irgendwann einmal da ist, ist es in Sachen Vielseitigkeit unschlagbar."

 

 

11 Kommentare