Herbstausflug nach Raindorf lohnt sich

26.9.2019, 21:00 Uhr
Herbstausflug nach Raindorf lohnt sich

© Archivfoto: Michael Müller-Jentsch

Bei uns in Raindorf", scherzt Manuela Lehnberger, "sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht." Es gibt einen Spielplatz, der recht beliebt ist, ein Feuerwehrhaus, ein Küchenstudio und – immerhin – einen Bahnhalt. Doch einmal im Jahr, Ende Oktober, findet in dem 480-Seelen-Ort ein Markt statt, der Tausende lockt: Der Raindorfer Herbstzauber, heuer am 19. und 20. Oktober (jeweils von 11 bis 18 Uhr). Wie aus einem eher bescheidenen Treiben, bei dem sich kreative Köpfe des Dorfs präsentierten, innerhalb von zehn Jahren ein Publikumsmagnet mit überregionaler Sogkraft wurde, berichten die Hauptorganisatoren, das Ehepaar Manuela und Jörg Lehnberger.

 

Herbstausflug nach Raindorf lohnt sich

© Isabel Pogner

Spulen Sie doch einmal zehn Jahre und etwas weiter zurück: Wie kam es, dass das kleine Raindorf Schauplatz eines solchen Marktes wurde?

Manuela Lehnberger: Die Idee geht eigentlich noch einige Jahre weiter zurück. 2002 hat Raindorf den Kreisentscheid bei "Unser Dorf hat Zukunft, unser Dorf soll schöner werden" gewonnen. Und weil es dabei nicht mehr nur um schöne Fassaden, sondern auch ums Miteinander geht, gründete sich ein Frauentreff. In dieser Runde haben wir entdeckt, wie viele kreative Köpfe wir im Dorf haben. So entstand die Idee, einen Markt abzuhalten. Das Organisatorische machten die Frauen, Jörg war von Anfang an quasi als Mädchen für alles auf dem handwerklichen Feld dabei.

 

Wie lief die Premiere?

Manuela Lehnberger: Beim ersten Markt waren es – mit einigen Kreativen aus der näheren Umgebung – 28 Aussteller. So ganz toll lief es nicht, es hat geregnet, aber es waren trotzdem etliche Neugierige da.

 

Hätten die 28 Aussteller nicht gereicht?

Manuela Lehnberger: Wir haben nicht groß gesucht, das lief eher über Mundpropaganda unter den Anbietern selbst. Peu à peu wurden es mehr, vergangenes Jahr waren wir dann bei 85, heuer werden es 100, dann aber ist Zapfenstreich, mehr dürfen es nicht werden.

 

Und wie schultern Sie das?

Jörg Lehnberger: Unter der Bezeichnung "Herbstzauberer" haben wir uns mit vier Familien zusammengetan, alles in allem sind das 20 Leute und die Eigentümer der drei Höfe, die in den Markt entlang der Dorfstraße eingebunden sind. Ab Mittwoch sind wir gut beschäftigt, markieren Parkflächen und den Lageplan der Stände. Freitagmorgen werden die 20 Buden, die wir gebührenpflichtig bei der Gemeinde Veitsbronn ausleihen, aufgestellt. Und dann kommen auch schon die ersten Aussteller.

 

Das Parken dürfte angesichts der Ausmaße, die Ihr Markt angenommen hat, ein Problem werden?

Jörg Lehnberger: Tatsächlich haben wir die letzten zwei Jahre eine Dimension erreicht, die fast brenzlig wurde. Aber da unterstützt uns der Landkreis insoweit, dass er uns zugestanden hat, auf der Hauptstraße für die zwei Tage ein absolutes Halteverbot einzurichten. Die Autos schicken Langenzenner Gymnasiasten von der Schüler-Initiative Rumänienhilfe, an die auch schon Spenden von uns gingen, auf die ausgewiesenen Parkflächen. Dass man außerhalb geschlossener Ortschaften nicht einfach am Straßenrand parken darf, wissen viele nicht. Vor zwei Jahren hat die Polizei da einmal munter Knöllchen verteilt, 120 Stück zu je 15 Euro, das hat ziemlich Ärger gegeben. Auch im Markttreiben wird es mittlerweile eng.

 

Also sprengt der Markt vielleicht mittlerweile doch die dörflichen Dimensionen . . .

Jörg Lehnberger: Na ja, auf der Dorfstraße gab es da schon Gedränge, das an die Verhältnisse der Fürther Kirchweih heranreichte. Heuer werden wir einen Rundgang ausweisen, sodass hoffentlich alle in eine Richtung laufen und sich nicht in die Quere kommen.

 

Das Gustavstraßen-Phänomen plagt Sie noch nicht?

Manuela Lehnberger: Bisher hat sich noch kein Anlieger beschwert, vielmehr sagen hinterher eigentlich immer alle, "schön habt er das wieder gemacht".

Es ist immer die Rede vom besonderen Flair des Herbstzauber-Marktes. Worin liegt das?

Jörg Lehnberger: Unsere Anbieter sind hauptsächlich Kleinstunternehmer des Kunsthandwerks, dazu kommen Scherenschleifer, Korbflechter oder ein Siebdrucker, der seine 120 Jahre alte Druckmaschine selbst nachts nicht allein in der Bude lässt. Und natürlich, dass bei uns regionale Anbieter Vorrang haben. E gibt fränkisch Kulinarisches wie Baggers oder Feuerspatzen, Marmeladen, Liköre oder Honig aus der Umgebung. Von weiter weg kommen nur einige wenige, darunter eine Graveurin, bei der immer Gedränge herrscht. Sie fräst Namen so schnell in ein Glas, wie wir mit einem Stift schreiben. Aber kommerziell wollen wir auf keinen Fall werden, wir bleiben bodenständig und regional.

 

Manuela Lehnberger: Was unser besonderes Flair ausmacht, ist auch die Tatsache, dass wir keinen Eintritt verlangen. Geht eine Familie auf einen großen Markt, sind doch gleich 30, 40 Euro für den Eintritt fort, und dann habe ich noch nichts gekauft. So kommen Familien sehr gerne. Für Kinder gibt es einen extra Spielbereich. In den drei Höfen warten Sitzplätze und Kulinarik. Und dazwischen lässt es sich einfach schön bummeln, schauen und genießen.

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