Hilfe auf dem Weg in den Beruf

17.12.2013, 11:00 Uhr
Hilfe auf dem Weg in den Beruf

© Sandra Stöckl

Wenn Camanie Bresler von ihrer beruflichen Vergangenheit spricht, gerät sie ins Schwärmen: In Sri Lanka, ihrem Heimatland, arbeitete sie zunächst in der Botschaft, bis sie von einem Headhunter abgeworben wurde, um das Management einer Fluggesellschaft zu unterstützen. Später wanderte sie nach Japan aus, erzählt Bresler weiter, da war sie in einem Fünf-Sterne-Hotel für prominente Gäste zuständig. „Ich war eine richtige Karrierefrau“, sagt die 50-Jährige stolz.

Dann lernte sie ihren Mann kennen, einen Deutschen, mit ihm kam sie nach Fürth. Camanie Bresler ist recht sprachbegabt, sie und ihr Ehepartner dachten, dass sie auch hier schnell einen Job auf ihrem Niveau finden würde. Eine Fehleinschätzung. Nur Erfahrung und ein toller Lebenslauf reichten nicht aus; jeder potenzielle Arbeitgeber wollte ein deutsches Zertifikat sehen.

Bresler belegte viele Sprachkurse, arbeitete später stundenweise als Englischlehrern und inzwischen in einem Hotel an der Rezeption. Das ist „okay“, genüge ihr aber nicht, sie möchte beruflich wieder an frühere Zeiten anknüpfen. Also meldete sich die selbstbewusste Frau kurzentschlossen bei „Mathilde 17“ an, um endlich das gewünschte Zeugnis zu ergattern.

„Kein Spaziergang“

Jeweils zwölf Wochen dauert ein Modul in den Qualifizierungsbereichen Catering und Einzelhandel; für hauswirtschaftliche Dienstleistungen müssen die Teilnehmerinnen mehr Zeit mitbringen, nämlich sechs Monate. Im praktischen und theoretischen Unterricht lernen sie an zwei Wochentagen die Grundfertigkeiten. „Das ist kein Spaziergang“, betont Projektleiterin Alexandra Pashalidis. Die Frauen müssen Hausaufgaben erledigen und lernen. Im Anschluss folgt ein zweiwöchiges Praktikum, das helfen soll, einen Fuß in die Tür eines Unternehmens zu bekommen.

Bei Jasmin Reitmayer hat es geklappt. Die Fürtherin wählte den Schwerpunkt Einzelhandel und absolvierte ihre praktischen Wochen bei einem Textilhändler. „Ab Januar habe ich dort eine Teilzeitstelle angenommen“, sagt sie und hält dabei ihr Zertifikat fest in der Hand. Die 29-Jährige ist stolz auf sich und ihre Leistung, ihre Laufbahn war bisher eher holprig: keinen Schulabschluss, schwanger mit 17, lange Arbeitslosigkeit. Bei „Mathilde 17“ biss sie sich durch. „Zwei Mal war ich kurz davor aufzugeben“, gesteht die Mutter von zwei Kindern, doch die Betreuerinnen machten ihr Mut. „Zum Schluss verstand ich auch endlich das kaufmännische Rechnen.“

Eher mit sprachlichen Problemen hatte Nursen Kan zu kämpfen. Seit 17 Jahren lebt die Türkin in Deutschland, dementsprechend gut kommt sie in Alltagssituationen zurecht, doch die im Einzelhandel übliche Fachsprache war für die 38-Jährige gewöhnungsbedürftig. „Mathilde 17“ konnte helfen: „Es gibt ein sogenanntes Team-Teaching, da ist die Arbeitsanleiterin auch die Sprachtrainerin“, sagt Pashalidis.

Die „Mathilde“-Betreuer scheinen für alle Fälle gewappnet zu sein, doch eine hohe Hürde wartet noch: Die Projekt-Finanzierung läuft im September nächsten Jahres aus. Die Teilnahme ist für alle Frauen kostenlos, deshalb werden Fördermittel dringend benötigt. Trotz des Drucks zeigt man sich bei elan zuversichtlich: Es werde sich schon noch eine „neue Finanzierungsform“ auftun.

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