Hilfe fehlt: Künstler demonstrieren mit "Families for Future"

7.6.2020, 21:00 Uhr
Hilfe fehlt: Künstler demonstrieren mit

© Armin Leberzammer

So sehr sie sich auch nach dem dicken Geldbündel strecken, im letzten Moment geht ihr verzweifelter Griff doch ins Leere: Mit einer eindrucksvollen Aktion haben Fürther Künstler ihre existenzbedrohende Lage verdeutlicht. Die Bühne dafür hat ihnen am Freitagnachmittag die Kleine Freiheit geboten, wo sich das Bündnis "Families for Future" mit den Kulturschaffenden solidarisierte.

Die Öffentlichkeit höre ja gerade, wie viel Berlin und München in der Corona-Krise angeblich für die freischaffenden Künstler tun, "aber die Realität ist eine üble Verarsche", schimpfte Marc Vogel, der unter anderem als Straßenkünstler unter dem Namen "un poco loco" bekannt ist. Weder die Hilfen für Soloselbständige noch die Unterstützung für Künstler seien ausreichend. Bei den zuerst genannten Hilfen bekomme man lediglich die Betriebskosten erstattet, letztere sei mit bis zu 3000 Euro über drei Monate viel zu gering bemessen. Künstler hätten schließlich kaum Betriebskosten, so Vogel.

Und falls doch, kämen diese Zahlungen ja indirekt über Leasing, Mieten und Kredite doch nur den "ganz, ganz Armen", wie es Vogel sarkastisch formulierte, in der Auto-, Immobilien- und Bankenwirtschaft zugute. Wenn es denn überhaupt Geld für die wegen des faktischen "Auftritts- und Berufsverbots" seit Wochen einkommenslosen Künstler gebe.

"Der Held von Bayern"

Ihre Not veranschaulichten sie in der eingangs erwähnten Darbietung, bei der "der Held von Bayern, Dr. Markus S." ihnen mit Geldscheinen vor der Nase herumwedelte, die sie am Ende aber nie zu fassen bekamen. Wie berichtet, hatten sich Fürther Kulturschaffende um Stadttheater-Intendant Werner Müller bereits vor wenigen Tagen in einem flammenden Appell an die Stadtspitze gewandt und um Unterstützung gebeten.

Statt der maximal 3000 Euro für ein Vierteljahr forderte Vogel am Freitag im Namen seiner Kollegen "eine Art Kurzarbeitergeld, das sich an den Einnahmen des Vorjahreszeitraums bemisst". Dafür gebe es im europäischen Ausland gute Beispiele, an denen sich die Politik hierzulande orientieren könne. Außerdem fehle es an mittel- und langfristigen Perspektiven. "Frisöre und Fitnessclubs dürfen wieder aufmachen, aber die Kultur kommt als Allerletztes."

Wer dagegen die aktuelle Krise als Chance begreife, müsse gezielt mehr für den Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit tun. "Leider geschieht das genaue Gegenteil und es wird ein ‚einfach weiter so‘ beschlossen", kritisierte Vogel. Vor allem die staatliche Unterstützung der Lufthansa empfindet er als "Sauerei".

Eine Einschätzung, die die meisten Teilnehmer der Kundgebung offensichtlich teilten. Nach zuletzt zwei virtuellen Demos war es für die "Families for Future" der erste öffentliche Auftritt seit langem. Angesichts der Corona-Pandemie befinde man sich global mehr denn je an einer entscheidenden Weggabelung: Ein großer, gemeinsamer Kraftakt müsse her, um die ambitionierten Klimaschutzziele noch zu erreichen, forderte Sprecher Oliver Dichtler.

Dauerhaft im Krisenmodus

Was mit den Milliardensummen der Konjunkturprogramme zu tun sei, skandierten die etwa 100 Demonstranten im Chor: "Nehmt das große Geld für die Rettung der Welt!"

Die zurückliegenden Wochen hätten jedem vor Augen geführt, wie es sich im "Krisenmodus ohne die gewohnte Ordnung" lebt. Mit der drohenden Klimakatastrophe setze man die kommenden Generationen "dumm und grob fahrlässig" einer Entwicklung aus, die in einen dauerhaften Krisenzustand führen werde. Wer dies verhindern will, komme an Kohleausstieg, Energie- und Verkehrswende nicht vorbei.

Verwandte Themen


1 Kommentar