Hitze und volle Freibäder: Stress in der Warteschlange

11.8.2020, 11:15 Uhr
Hitze und volle Freibäder: Stress in der Warteschlange

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Bibertbad Zirndorf, Sonntagabend. Beim Verlassen des Geländes um halb acht stehen die Besucher in der Schlange vor dem Drehkreuz. Am Kassenhäuschen sitzt eine Angestellte, sie wünscht mit hochrotem Kopf und schweißnassen Haaren einen schönen Abend.

Doch in ihr brodelt es: "Die Leute waren am Wochenende sehr aggressiv, eine Frau haben wir sogar des Platzes verweisen müssen." Sie wollte nicht einsehen, dass sie, wie alle anderen auch, in der Schlange am Einlass warten muss.

Wegen des Hygienekonzepts dürfen weniger Gäste als sonst zeitgleich ins Bibertbad. Ließen die Verantwortlichen anfangs maximal 500 Besucher hinein, so entscheiden die Mitarbeiter inzwischen spontan und nach Gefühl, wie viele das Bad betreten dürfen. Das können mal 500, mal 1000 sein. Werkleiter Timo Schäfer schätzt, dass am Sonntag über den Tag verteilt 1300 Menschen kamen – in normalen Zeiten verteilen sich bis zu 4000 auf der Liegewiese.

Weil derzeit ab einer bestimmten Besucherzahl nur noch eine Person ins Bibertbad darf, wenn zuvor eine gegangen ist, bildete sich zeitweise eine Schlange von bis zu 30 Metern. Auch Eltern mit kleinen Kindern mussten tapfer ausharren.

Die Angestellte verteilte zwar auf eigene Kosten Eiskonfekt, um für etwas gute Stimmung zu sorgen, aber vergeblich. Einige Besucher behandelten nicht nur das Personal unfreundlich, sondern auch andere Gäste. Aber immerhin: "Der Großteil hält sich an die Regeln", hat Schäfer beobachtet. Platzverweise für Renitente bezeichnet er als "Einzelfälle". Die anfängliche Verunsicherung wegen der Corona-Vorschriften habe sich inzwischen gelegt — bei Gästen und beim Personal.

Ortswechsel: Auch im Sommerbad am Scherbsgraben in Fürth gibt es ein paar Unbelehrbare, die ihrem Unmut freien Lauf lassen. "Bei 34 Grad bekommen Sie nicht mehr viele Sympathien", sagt Betreiber Horst Kiesel. Am Sonntagvormittag etwa hatte sich eine längere Schlange vor dem Einlass gebildet – ein "Organisationsfehler", wie Kiesel betont, der für Unruhe sorgte.

Online-Bucher haben Vorrang

"Normalerweise ist vormittags tote Hose." Nicht so an diesem Hochsommertag. Anfangs war nur eine Kasse geöffnet, man habe den Stau aber schnell bewältigt, indem man eine zweite aufmachte. Die maximale Wartezeit habe am Sonntagvormittag acht Minuten betragen.


Maximal 1000 Gäste: Fürther Freibad hebt Corona-Grenze an


1000 Online-Karteninhaber durften, wie sonst auch in Corona-Zeiten, jeweils am Vor- und am Nachmittag hinein. Hinzu kamen nach und nach je 200 Barzahler, die in einem abgetrennten Bereich rechts vom Kassenbereich auf den Einlass warten müssen — mitunter bis zu einer Stunde, am Sonntag sogar bis zu 90 Minuten. "Barzahler dürfen erst dann rein, wenn alle Online-Bucher drin sind." Inzwischen habe sich der Vorab-Kauf der Tickets etabliert, "die wenigsten kommen auf gut Glück".

Akzeptanz der Maskenpflicht sinkt

Dennoch tauchen immer wieder Menschen auf, die die Regeln nicht akzeptieren wollen. Manchmal hilft nur noch ein Platzverweis, bis zu vier spricht das Freibad-Personal pro Tag aus. Das sind nicht viele, findet Kiesel. Generell stellt er fest, dass die Akzeptanz der Maskenpflicht schwindet. Doch es bleibt dabei: Ohne Mund-Nasen-Schutz kommt keiner ins Bad.

Ab Freitag sollen die Temperaturen unter die 30-Grad-Marke fallen – was sicher auch die erhitzten Gemüter wieder ein wenig abkühlen wird, hofft zumindest Kiesel.

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