HLG: Anwohner wollen keine Sechsfachhalle

24.7.2019, 12:25 Uhr
HLG: Anwohner wollen keine Sechsfachhalle

© Skizze: Felix Jonas Architekten GmbH

Keinen leichten Job hatten Baureferentin Christine Lippert und Bürgermeister Markus Braun am Montagabend im stickigen Sitzungssaal des Technischen Rathauses. Gut 70 Anwohner des Helene-Lange-Gymnasiums ließen bei der kurzfristig anberaumten Informationsveranstaltung ordentlich Dampf ab, hinterfragten das Bauvorhaben und hakten immer wieder nach.

Vor allem gaben sie noch einmal ihrer Enttäuschung Ausdruck, dass die Stadt in dieser frühen Phase zwar schon Medien, Lehrer und Eltern über das anstehende Großprojekt informiert hatte, die Anwohner aber erst auf Druck in Kenntnis setzte.

Bereits heute wird sich der Stadtrat für eine von vier Planungsvarianten entscheiden und das Münchner Architekturbüro Felix & Jonas damit beauftragen, einen Entwurf zu erarbeiten. Braun und Lippert bevorzugen Variante vier. Sie sieht – anders als lange geplant – keine Sanierung des sogenannten HLG-Neubaus aus den 70er Jahren vor, sondern einen Abriss. Zwei große Baukörper sollen ihn ersetzen. Nur so, heißt es, lassen sich der gestiegene Raumbedarf und das pädagogische Konzept des Gymnasiums vernünftig abbilden.

Aktuell besuchen rund 1200 Schüler das HLG, in ein paar Jahren werden es Braun zufolge deutlich mehr sein – die Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium (G 9), aber auch Zuzug und geburtenstarke Jahrgänge werden dem HLG ein Plus bescheren. Allerdings soll die Schülerzahl auf 1500 gedeckelt werden.

Könnte ein viertes Gymnasium helfen?

Das Thema brachte Anwesende dazu, die Grundsatzfrage zu stellen: Warum baut die Stadt kein viertes Gymnasium im Westen oder Norden Fürths und verzichtet darauf, das HLG derart auszubauen? Markus Braun erinnerte daran, dass ein viertes Gymnasium tatsächlich in Planung ist – und zwar am heutigen Standort des Schliemanns, das ja nach den Vorstellungen der Stadtspitze in einen künftigen Neubau auf dem Wolfsgruber-Areal ziehen soll. Laut Braun steigen die Schülerzahlen jedoch bis 2026/27 derart an, dass es – viertes Gymnasium hin oder her – unumgänglich sei, dem HLG ebenfalls mehr Platz zu verschaffen.

Dass obendrein dringender Sanierungsbedarf an der Schule besteht, wollte ohnehin niemand der Anwohner in Abrede stellen. Viele von ihnen treibt aber das massive Volumen der Baukörper um, sie fürchten, die "Wohnqualität" werde darunter leiden, wie eine Frau sagte. Aus der über zweistündigen Diskussion nahmen Braun und Lippert einige Forderungen der Anwohner mit, die dem Stadtrat heute vorgelegt werden sollen. Statt der angedachten neuen Sechsfachturnhalle, bestehend aus zwei aufeinandergestapelten Dreifachhallen, solle doch bitte am Standort nur eine Dreifachhalle verwirklicht werden.

Das entspräche dem Status Quo und würde zusätzlichen Verkehr und Lärm vermeiden. Eine weitere Idee aus Anwohnerkreisen: Die Sechsfachhalle wird nicht am HLG gebaut, sondern ersetzt – einen Steinwurf entfernt – die marode Humbserturnhalle.

Mit dem Bus zur Turnhalle

Markus Braun fremdelte mit beiden Vorschlägen. Ob das Humbser-Areal den Platz und den Untergrund für eine Sechsfachhalle biete, sei völlig unklar. Der Bedarf sei in diesem Stadtteil aber definitiv vorhanden. Schon jetzt müssten hunderte Kinder und Jugendliche aus den Nachbarschulen des HLG zum Sportunterricht mit Bussen durch Fürth gefahren werden. Eine Sechsfachhalle vor Ort könnte das Problem eindämmen.

Vorschlag Nummer drei: Damit die Anwohner nicht auf ein mehrgeschossiges Gebäude schauen müssen, entsteht der Hallenneubau zur Stadtparkseite hin, der geplante Pausenhof wandert dafür zur Ecke Jakobinen-/Sigmund-Nathan-Straße.

Mehrere Diskussionsteilnehmer machten zudem deutlich, wie sehr ihnen die alten Bäume an der Jakobinenstraße am Herzen liegen. Sie dürften keinesfalls gefällt werden. Auch dieser Wunsch soll in die heutige Stadtratssitzung einfließen.

Markus Braun betonte, natürlich müssten "die legitimen Interessen" der Anwohner in einem Entscheidungsprozess Gewicht finden. Der Stadtrat müsse heute aber "eine Gesamtabwägung" treffen.

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