Hohe Hürden für Vergünstigung von Mieterstrom

6.9.2019, 11:00 Uhr
Hohe Hürden für Vergünstigung von Mieterstrom

© Foto: Clemens Bloß

Zwei Cent pro Kilowattstunde bekommen Besitzer von Mehrfamilienhäusern vom Staat für Solarstrom, der auf ihren Dächern produziert und den Mietern zum Verbrauch angeboten wird – theoretisch zumindest. Denn in der Praxis verhindern unerfüllbare Vorgaben, dass diese Förderung abgerufen werden kann.

Ein Umstand, der nach Ansicht von Oberbürgermeister Thomas Jung den Ausbau der Sonnenstromerzeugung in der Solarstadt bremst. Deshalb fordert er den Gesetzgeber auf, die Hürden bei der im Herbst anstehenden Novelle des Mieterstromgesetzes abzubauen. Rückendeckung bekommt Jung vom Fürther SPD-Bundestagsabgeordneten Carsten Träger.

Über 500 000 Euro hat die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) der Stadt Fürth in Erwartung einer Vergünstigung bereits in ihre Mieterstromanlagen investiert. Aus eigener Tasche bietet die WBG ihren Mietern davon selbst produzierten Strom zehn Prozent günstiger an als herkömmliche Energie aus dem Netz. Das Mieterstromgesetz schreibt jedoch vor, dass der Anlagenbetreiber – in der Regel der Eigentümer, wie eben auch die WBG – den Kunden sowohl den Solar- als auch den darüber hinaus benötigten Reststrom liefern muss. Das kann die WBG aber nicht leisten, weil die Stromlieferung über den Kommunalversorger infra läuft.

"Mit der diffizilen Abrechnung unterschiedlicher Stromarten ist jeder private Hausbesitzer überfordert", erläutert der Geschäftsführer der infra new energie GmbH, Clemens Bloß, auf Anfrage der FN. Schließlich müsse er den Mietern gegenüber auch erläutern, woraus der zugekaufte Strom erzeugt worden ist.

Die finanzielle Vergünstigung ist für Bloß das eine, das Bürokratiemonster das andere. Denn: Kein Mensch außerhalb der Energiewirtschaft könne ihm Rechnung tragen. "Die Anforderungen gehen völlig an der Lebenswirklichkeit vorbei", sagt der Experte, der auch den Solarpark Fürth betreut, einen Zusammenschluss großer Mieterstromanlagen.

Die Investition von einer halben Million Euro hält Bloß dennoch für sinnvoll: "Die WBG verbrennt schließlich kein Geld und die Mieter profitieren." An die Politik appelliert der Fachmann: "Bitte macht es uns nicht so schwer."

Nach den Worten des OB gibt es in Fürth viele Gebäudeeigentümer, die bereit wären, Solaranlagen für Mieterstromerzeugung zu installieren, wenn sie eine Förderung erhielten. Das wiederum verbinde Ökologie sinnvoll mit sozialer Gerechtigkeit.

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