Hohe Hürden in der Sterbebegleitung

31.3.2011, 11:00 Uhr
Hohe Hürden in der Sterbebegleitung

© Hans Joachim Winckler

Nach Staatssekretärin Melanie Huml aus dem Bayerischen Gesundheitsministerium war jetzt die SPD-Bundestagsabgeordnete Marlene Rupprecht im Stützpunkt am Fürther Klinikum zu Gast, um sich über die Umsetzung der im vergangenen Jahr verabschiedeten Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen zu informieren. Deutlich wurde: die gesetzlichen Grundlagen für eine umfassende Versorgung sind zwar geschaffen, aber die Hürden zur Förderung von Einrichtungen sind zu hoch.

Von 128 Hospiz-Initiativen in Bayern haben es nach den Worten des Fürther Hospizvereinsvorsitzenden, Roland Hanke, bisher nur 45 geschafft, die Voraussetzungen zum Stellen eines Förderantrags zu erfüllen. Eineinhalb Jahre Vorlaufzeit sind dazu nötig, in denen Personal, Räume und Gerätschaften selbst finanziert werden müssen. Hanke: „Das funktioniert nur mit viel Idealismus“.

Das Palliativ-Care Team hat diese Hürden überwunden. Sechs Ärzte und sieben speziell ausgebildete Pflegekräfte kümmern sich um rund 170 Schwerstkranke in Stadt und Landkreis. Die von den Kassen finanzierte Betreuung erstreckt sich auch auf Angehörige und reicht bei Bedarf bis über den Tod des Patienten hinaus.

Nachholbedarf sieht Rupprecht in der Versorgung sterbender Kinder und derer Familien. Hanke pflichtet ihr bei. Für die Kinder selbst sei zwar im Fürther Klinikum schon gut gesorgt, doch die Angehörigen müssten schließlich auch berücksichtigt werden. Das Erlanger Palliativ-Care Team habe für Kinder gerade mal einen Tag in der Woche zur Verfügung. Sein Einsatzgebiet erstrecke sich von Hof bis nach Kitzingen.

Helfer zweiter Klasse

Eine weitere Problematik der Hospizarbeit besteht darin, dass die allgemeine Sterbebegleitung, wie sie etwa Kräfte der Diakonie in Fürth leisten, kaum gefördert wird. Die Kostenübernahme durch die Kassen erstreckt sich weitgehend auf spezialisierte Leistungen wie sie das Palliativ-Care Team bietet. Die Masse derer, die in Heimen und Krankenhäusern ohne Komplikationen ihren letzten Weg antreten, bleibt außen vor.

Eine Palliativversorgung zweiter Klasse darf es aber für Hanke nicht geben. Auch die nicht spezialisierten Helferinnen und Helfer müssten in die Lage versetzt werden, von ihrer Tätigkeit leben zu können. Eine öffentliche Aufgabe der Daseinsvorsorge sieht Rupprecht in der Begleitung Sterbender. Die wiederum habe in dem Maße an Bedeutung gewonnen, in dem die alte Großfamilienstruktur zerfallen ist. Heute sterben die meisten Menschen nicht mehr daheim in der Obhut ihrer Angehörigen, sondern im Seniorenheim oder Klinikum.

Zur weiteren Verbesserung der Palliativarbeit in Fürth könnte die Einrichtung einer Palliativstation und eines palliativmedizinischen Dienstes am Fürther Klinikum beitragen. Die Weichen dazu hatte Staatssekretärin Huml bei ihrem Besuch vor wenigen Wochen gestellt. Entscheiden muss nun der Krankenhausausschuss bei seiner nächsten Sitzung im Mai

Mit der neuen Charta soll die Palliativarbeit weiter aufgewertet werden. Privatpersonen und Institutionen, die das unterstützen wollen, können sie mit unterzeichnen. Zu finden ist das Regelwerk unter www.charta-zur-betreuung-sterbender.de

Die Leuchtturmfunktion der Fürther Hospizbewegung wird auch durch den Bayerischen Hospiz- und Palliativtag unterstrichen, der am 4. Juni im Hardenberg-Gymnasium über die Bühne geht. Interessierten steht ein breites Spektrum an Vorträgen und Workshops zur Verfügung. Zu den namhaften Referenten gehört der Theologe Arne Manzeschke. Zur Eröffnung wird Bettina Wulff, die Ehefrau des Bundespräsidenten erwartet. Anmelden kann man sich unter www.bhpt.de