Hohe Inzidenz in Fürth: Mehr Corona-Fälle in den Kitas

23.3.2021, 12:15 Uhr
"Wir merken, dass es in den Kitas anzieht": Gruppen müssen wegen Corona-Fällen wieder häufiger geschlossen werden.

© Philipp von Ditfurth, dpa "Wir merken, dass es in den Kitas anzieht": Gruppen müssen wegen Corona-Fällen wieder häufiger geschlossen werden.

Anfang März noch schien die angestrebte Sieben-Tage-Inzidenz von 35 in Fürth tatsächlich in Reichweite. Blumenläden und Gartencenter waren gerade geöffnet worden, die Politik präsentierte einen Stufenplan mit Öffnungsschritten.

Von den neuen Lockerungen musste sich nicht nur Fürth schnell verabschieden. Wie sehr sich die Lage gedreht hat, zeigen zum Beispiel diese Zahlen: Am 1. März lag die Inzidenz in der Kleeblattstadt bei 70,8. 180 Menschen waren als enge Kontaktpersonen in Quarantäne.

Zweieinhalb Wochen später, am 17. März, war der Inzidenzwert mit 150,2 doppelt so hoch (Dienstag, 23. März: 153,3). 666 Menschen gelten aktuell in Fürth als enge Kontaktpersonen, 772 im Landkreis (Inzidenz am 23. März: 95,0).


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Größere Ausbrüche in irgendeiner Einrichtung oder Firma stecken nicht dahinter, sagte Landratsamtssprecher Christian Ell auf FN-Nachfrage, das Infektionsgeschehen sei weiter "diffus", einen Hotspot gebe es nicht.

Seniorenheime sind kaum betroffen

Anders als in den ersten beiden Wellen sind Seniorenheime kaum betroffen, die Bewohner sind inzwischen geimpft. Nur zwei Heime aus Stadt und Landkreis standen zuletzt auf der Liste des Gesundheitsamts, mit jeweils einem Covid-19-Fall.

Die 21 Bewohner und Mitarbeiter,die in einer Fürther Asylbewerberunterkunft, positiv waren, sind inzwischen mehrheitlich wieder gesund, so Ell. Aktuell sind keine Fälle in anderen Unterkünften verzeichnet.

Was hingegen auffällt: Es gibt wieder mehr Fälle an Schulen und Kitas. Am 22. Februar waren in Bayern und anderen Bundesländern die Kindertageseinrichtungen und Schulen wieder geöffnet worden.

RKI: Mehr Fälle bei jungen Menschen

Bundesweit beobachtet das Robert-Koch-Institut (RKI) nun eine rasante Zunahme der Fallzahlen bei jungen Menschen – und vermehrt Ausbrüche in den Kitas. Pro Fall gebe es auch mehr Infizierte.

Mit dem verstärkten Testen hänge der Anstieg nicht zusammen, betonte RKI-Chef Lothar Wieler. Er sprach von einem möglichen Zusammenhang mit der ansteckenderen britischen Mutation.

Anders als im Schulbereich, wo in den Klassenzimmern nur eine Hälfte der Schüler lernt, wurden die Gruppen in den Kitas nicht verkleinert. Und anders als in den Schulen geht es hier oft nicht ohne eine gewisse Nähe.

Hotspots sind die Kitas in und um Fürth immer noch nicht geworden. Aber sie sind vermehrt mit Corona-Fällen und Quarantäne-Maßnahmen konfrontiert: "Wir merken, dass es hier anzieht", bestätigt Ell.

20 Kita-Gruppen in Stadt und Landkreis waren am Freitag wegen Corona-Fällen geschlossen, die Kinder und die Betreuungskräfte sind für 14 Tage in Quarantäne. Betroffen waren zudem acht Grundschulklassen und acht Klassen an weiterführenden Schulen. Meist sind einzelne Kinder infiziert, so Ell. Es gab aber auch zwei Kita-Gruppen, in denen jeweils vier Kinder positiv getestet wurden. "Das war das Maximum."

Die britische Mutation breitet sich aus

Die Fälle lassen auch die Zahl der Kontaktpersonen nach oben schnellen. In Zirndorf habe ein positiv getestetes Kind jüngst allein in seiner Kita 35 enge Kontaktpersonen generiert, sagt Ell. Aufgefallen ist dem Gesundheitsamt, dass sich inzwischen oft ganze Familien infizieren. Auch das könnte mit der aggressiveren Mutation zusammenhängen.

In Fürth, so Ell, sei bislang nur die britische Variante aufgetreten, aktuell sind 300 Menschen in Stadt und Landkreis damit infiziert. Insgesamt sind momentan rund 570 Menschen in Stadt und Landkreis positiv.

Das Vorgehen der Politik wirkt "ungeplant"

Angesichts der zunehmenden Infektionszahlen findet es Doris Rohm, Leiterin der Champini-Kita in Cadolzburg, wichtig, dass viel getestet wird, um Einrichtungen und Familien zu schützen. Sie kritisiert aber das "ungeplante Vorgehen der Staatsregierung", die die Kitas ohne funktionierendes Testkonzept öffnete und in der letzten Woche mit zunächst unklaren Vorgaben zur neuen Testpflicht für erkältete Kinder für viel Verunsicherung sorgte.


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Rohm weiß, dass manche Eltern befürchten, der Nasen-Abstrich könnte für Kinder unangenehm sein – und sie fragt sich, warum der Freistaat Familien die Sache nicht erleichtert und endlich andere Möglichkeiten wie etwa Speichel- oder Gurgeltests einsetzt. Das würde die Akzeptanz der Testpflicht sicher erhöhen, vermutet Rohm.

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