Hohe Schule der Menschlichkeit

5.3.2013, 13:15 Uhr
Hohe Schule der Menschlichkeit

© Hans-Joachim Winckler

Vor einer großen Zuhörerzahl würdigte Pfarrer Martin Adel Luise Leikams Wirken. Von 1956 bis 1983 war sie Kirchenmusikerin an St. Paul und die erste Organistin an der neuen Walcker-Orgel. Sie gründete und leitete einen Kinderchor, einen Jugendchor, Kirchen- und Posaunenchor, Instrumentalgruppen. Nach ihr, die im August 2008 starb, wurde die evangelische Grundschule benannt; deren Kinder sangen Lieder und Kanons. Sie sei, so Adel, „stets still, aber nie untätig gewesen“.

Drei ehemalige Schüler erzählten launig von der Zusammenarbeit mit Luise Leikam. Volker Heißmann, der als Kind gegenüber der Paulskirche in der Amalienstraße aufwuchs und den Anstoß zu dieser Feier gab, berichtete von den ersten Flötentönen, die sie ihm beibrachte, von einem Gesangswettbewerb im Stadttheater, zu dem ihn Leikam als Zwölfjährigen überredete und bei dem er das „Heideröslein“ mit Erfolg sang. Bei der Feier trug er es, am Tag nach der rauschenden „Rössl“-Premiere in der Nachbarstadt, noch einmal vor. Leikam war es auch, die seine Neigung zum Theaterspielen unterstützte. Er verdanke ihr sehr viel, betonte ein spürbar ergriffener Heißmann.

BR-Redakteur Norbert Küber berichtete, dass er nach 30 Jahren an seine frühere Arbeitsstätte zurückgekehrt sei. Ihm, der durch die Orgelschule Leikams ging, war es vorbehalten, das Eingangspräludium zu spielen. Ein von Heißmann und Küber gespieltes Blockflötenduett klang jedoch schon sehr nach Zwölftonmusik... Musikalischer Feier-Höhepunkt war indessen Heißmanns „So leb dein Leben“, deutsche Version von „My Way“

Prädikant Erich Rückl durfte nicht nur das Postludium auf der Orgel spielen, sondern erzählte auch, dass ihm Luise Leikam mit großer Unnachgiebigkeit das Fahrradfahren beigebracht hat.

Auch das gemeinsam gesungene Lied „O Herr, gib uns den Segen dein“ mit Leikams Text und Melodie erinnerte an die Kirchenmusikerin. In einem im September 1982 von ihr verfassten Lebenslauf erzählt sie von ihrer Kindheit im ehemaligen Fürther Waisenhaus, ihrer Ausbildung zur Kindergärtnerin und von ihrem musikalischen Werdegang. In aller Bescheidenheit berichtet sie von einem „kostenlosen“ Musikstudium in Berlin; in Wirklichkeit war es ein Begabtenstipendium, das ihr aufgrund ihres immensen Könnens gewährt wurde.

Mit einem prima Gag endete die Feier in der Paulskirche: Die Geehrte rief „von oben“ bei Küber an, bedankte sich für die schöne Feier, allerdings sollten Volker und Norbert mehr üben, sie müsse jetzt dringend zur Probe der himmlischen Chöre.

Übrigens: Luise Leikam wurde mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, dem Goldenen Kleeblatt der Stadt Fürth und dem Preis für vorbildliche Menschlichkeit der Fürther Freimaurerloge ausgezeichnet. Es sollte eine Überlegung wert sein, ob nach Frieda Fronmüller, der ersten Kirchenmusikdirektorin Bayerns, die von der Stadt Fürth mit einer Bronzeplatte in der Fußgängerzone geehrt wurde, nicht auch Luise Leikam eine solche Ehrung verdient hätte.

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