Horst Müller legt nach

23.12.2006, 00:00 Uhr

Damit untermauert er, was die Landrätin seit Tagen behauptet hat - ohne sich jedoch bisher auf ihren Informanten Müller berufen zu können, der sich noch nicht aus der Deckung wagte. Nun spricht Müller: Ja, der Anrufer und enge Stoiber-Vertraute Michael Höhenberger habe sich, wenn auch nur am Rande, nach privaten Details aus dem Leben der hartnäckigen Stoiber-Kritikerin Pauli erkundigt, so der 46-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Präziser möchte Müller jedoch nicht werden.

Pauli zufolge ging es aber unter anderem um mögliche Alkohol- oder Beziehungsprobleme - jene Art von Informationen eben, mit denen man ihr etwas anhängen und sie mundtot machen könne. Das habe ihr Müller «schockiert“ berichtet, als er sie über den indiskreten Anruf aus der Staatskanzlei ins Bild setzte.

Brisanz nicht klar

Über die Brisanz sei er sich nicht im Klaren gewesen, und als «Bespitzelung“ habe er den Anruf seines «langjährigen politischen Weggefährten“ Höhenberger Anfang November nicht empfunden, betont Müller. Eher als «Aushorchen auf einem Niveau, das nicht das meine ist“. Das Privatleben Paulis sei freilich nicht zentrales Thema des einstündigen Telefonats mit Höhenberger gewesen.

Der Mann aus der Staatskanzlei habe vor allem hören wollen, wie man die Aktivitäten der Stoiber-Gegnerin eindämmen und wer aus ihrem unmittelbaren Umfeld «gegen sie Stellung beziehen könnte“. Er habe Höhenberger aber keine Namen geben können und wollen, versichert Müller. Erst am Ende der Unterhaltung sei die Sprache dann kurz auf Paulis private Verhältnisse gekommen.

Aus «persönlicher Verbundenheit“ mit der Landrätin habe er diese ins Vertrauen gezogen - allerdings erst einige Wochen später am Rande einer Veranstaltung, «weil ich die Sache nicht so hoch gehängt habe“. Es sei ihm auch nicht daran gelegen gewesen, dass die Angelegenheit in die Öffentlichkeit dringt.

Doch da hatte Müller die Rechnung ohne die streitbare Landrätin gemacht. Die brachte die Bespitzelung am vergangenen Montag in einer Sitzung des CSU-Landesvorstands gegenüber Ministerpräsident Stoiber ganz unverhohlen aufs Tapet. Ein Teilnehmer des Treffens lancierte die Angelegenheit danach in die Presse, vorbei war es mit Müllers vorweihnachtlichem Frieden. Seit sein Name am Mittwoch publik wurde, steht das Telefon nicht mehr still. Medienvertreter aus ganz Deutschland bestürmen ihn, vom Spiegel bis zur Tagesschau.

Ohne Erfolg, denn Müller will endlich wieder seine Ruhe haben und sich ganz dem widmen, wofür er von der Stadt bezahlt wird: der Förderung der Fürther Wirtschaft. «Ich versuche jetzt, zur Normalität zurückzukehren“, sagt er. Gestern Abend verabschiedete sich Müller in den Weihnachtsurlaub - in dem er für niemanden mehr erreichbar sein will.

Sein Gesprächspartner aus der Staatskanzlei hatte zu diesem Zeitpunkt schon eigene Konsequenzen gezogen: Stoiber-Intimus Michael Höhenberger erklärte den Rücktritt von seinem Amt in der Staatskanzlei. (Weiterer Bericht über das «Krisengespräch“ zwischen Pauli und Innenminister Beckstein im Politikteil)