Hotel-Projekt: Hässliche Hetze in Oberasbach

5.8.2019, 11:00 Uhr
Hotel-Projekt: Hässliche Hetze in Oberasbach

© Foto: Thomas Scherer

So ließ Norbert Schikora (Grüne) zunächst die gerade gehörten Zahlen und Fakten beiseite und hielt ein Plädoyer in eigener Sache. Nicht nur er, auch seine Kollegen im Gremium, hatten sich einiges an den Kopf werfen lassen müssen. "Im Stadtrat sind alle gekauft", zitierte der 2. Bürgermeister einen der Vorwürfe – aufgekommen im Nachgang zu jener Sitzung im Februar, in der die Kommunalpolitiker einstimmig die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung des Bebauungsplans für das Großprojekt in die Wege geleitet hatten.

Wie zuvor Bürgermeisterin Birgit Huber (CSU) erläuterte Schikora, dass damit lediglich ein Prozess "ergebnisoffen" angestoßen, das Hotel aber "entgegen aller Unterstellungen" nicht genehmigt worden sei. Auf das "Problem Verkehr" habe das Gremium immer hingewiesen.

Selbstkritik geübt

Ein "echtes Ärgernis" nannte Schikora die vom Oberasbacher Investor Murat Baydemir angekündigte, aber bisher nicht zustande gekommene Informationsveranstaltung. "Die misslungene Kommunikation mit der Bevölkerung" kreidete Schikora aber auch dem Stadtrat an.

Wohin die Diskussion abdriftet, das machte Peter Heinl (SPD) deutlich. Es gebe "einige sehr rechtslastige radikale Ansichten". Und die richten sich gegen den Investor. Von Vorwürfen gegen Baydemir berichtete CSU-Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck.

Der Mann, der das 30 Millionen Euro schwere Hotelprojekt stemmen will, wohnt seit Jahrzehnten in Oberasbach. Zusammen mit seinen Brüdern Mehmet und Ahmet gründete er 2002 die Baydemir Stuck GmbH & Co. KG. Die Firma mit ihrem 30-köpfigen Stammpersonal ist vornehmlich für Wohnungsbaugenossenschaften tätig. Vor vier Jahren errichtetet Murat Baydemir in Oberasbach mit dem "Bomonti" das erste Vier-Sterne-Hotel im Landkreis.

"Was will der Türke hier?" Diesen Satz habe ihm ein Bürger im Gespräch entgegengeschleudert, berichtete Schwarz-Boeck. Das neue Hotel solle wohl als Zentrale für den Wahlkampf des türkischen Präsidenten Recep Erdogan in Deutschland dienen – diese Unterstellung habe ein Parteifreund gehört.

"Ich schäme mich dafür"

Als "unterirdisch" und "auf AfD-Niveau" beschrieb der CSU-Mann derartige Äußerungen. "Ich schäme mich dafür", sagte er. Wer so rede, stehe "außerhalb der Bürgergesellschaft". Die Mitglieder der Bürgerinitiative in den Reihen der Zuschauer, die das Hotel verhindern will, forderte Schwarz-Boeck auf, sich davon zu distanzieren. In einem offenen Brief an unsere Redaktion weist die BI-Vorstandschaft mit Stephan Zeilinger, Chris Bloss und Dieter Ascher mit Blick auf die Ratssitzung den "sehr unschönen Versuch, uns öffentlich in die rechte Ecke zu drängen", zurück. Man habe sich von solchem Gedankengut stets "klar distanziert".

Zu erfahren wäre dies gewesen, "wenn man einen Dialog "mit uns gewollt oder gesucht hätte". Dies unterstreicht Zeilinger noch einmal nachdrücklich im Gespräch mit den FN. Er kenne Murat Baydemir seit langem persönlich und schätze ihn.

Schwer getroffen zeigt die BI sich auch vom Vorwurf der SPD, sie gehe nicht redlich mit den Bürgern um. Diese Äußerung bezog sich auf eine Info-Veranstaltung, bei der die Aktivisten mit Hilfe eines Hubsteigers vermitteln wollten, wie hoch das geplante Hotelgebäude wird. Weiter heißt es in dem Schreiben: Die BI sei nur "die schlichte Konsequenz eines bereits lang andauernden Unmuts vieler Bürger". Von Misstrauen gegenüber "Hinterzimmerpolitik und Intransparenz" ist die Rede.

Harte Bandagen auf beiden Seiten. Die Gesprächsbereitschaft dürfte das kaum fördern.

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