Hypnotische Bewegungen: Ballet BC Vancouver in Fürth

17.1.2020, 12:00 Uhr
Hypnotische Bewegungen: Ballet BC Vancouver in Fürth

© Foto: Michael Slobodian

Die Compagnie, die 1986 ins Leben gerufen wurde, steht seit 2009 unter der künstlerischen Leitung von Emily Molnar und setzt durch ein breit gefächertes Repertoire hohe Standards für zeitgenössisches Ballett. Die Arbeit des Ballet BC stößt auf ein breites internationales Echo; so wurde das London-Gastspiel im vergangenen Jahr für den renommierten Olivier Award nominiert.

Derzeit sind die Kanadier in Europa unterwegs und machen noch bis Samstag erstmals in Fürth Halt. Mit drei Stücken zeitgenössischer Choreografinnen und Choreografen erwartet das Publikum ein überwältigendes Tanzerlebnis.

Der Beginn des Abends, "BUSK", wohl inspiriert von den namengebenden Straßenkünstlern, bringt große Theatralik mit sich. Im Stück der kanadischen Choreografin Aszure Barton wird aus dem Ensemble ein Reigen aus Unterhaltungskünstlern. Mit absurd verzerrten Gesichtern und Stakkato-Bewegungen spiegeln die Tänzerinnen und Tänzer die Monotonie und Groteskheit der Entertainment-Industrie wider. Die Choreografie bedient sich bei Elementen der Akrobatik, des Marionettentheaters und der Pantomime – und räumt auch den Solisten reichlich Platz ein.

Sharon Eyals und Gai Behars "Bedroom Folk", das vielleicht ungewöhnlichste, aber auch herausragendste Stück dieses Gastspiels, legt hypnotisch-fließende Bewegung über einen elektronischen Beat in einem schier unendlichen Fluss. Die absorbierende Choreografie unterstreicht wiederholt die blinde Vertrautheit der Compagnie.

Schnee vom Schnürboden

Das Finale, "Solo Echo", führt den Abend wieder näher an das klassische Ballett. Choreografin Crystal Pite erzählt zu zwei Brahms-Cellosonaten eine Geschichte von Verlust, gezeichnet von Aggression, kontrastiert von ergreifender Trauer und Melancholie. Ununterbrochen fällt Schnee aus dem Schnürboden, zeichnet somit eine im Wortsinn kühle Atmosphäre und untermalt sogleich den dynamischen Bewegungsablauf. Zum Schluss liegt ein Mensch auf dem verschneiten Boden, allein, einsam. Das Echo der Körper und der letzte Ton verklingen.

Trotz großartiger Solisten ist es stets ein Kollektiv, das sich hier bewegt, ein Körper, geprägt von einer unglaublichen, intuitiven Präzision, in dem dennoch keiner der Tänzerinnen und Tänzer verschwindet. Ballet BC wendet sich zudem ab von Klischee-Geschlechterrollen, und so sind es an diesem denkwürdigen Tanzabend auch mal die Herren, die feminin und sanft wirken, während die Damen eine wahrlich tragende Rolle spielen.

Zum letzten Mal heute (17. Januar), morgen (18. Januar) und Sonntag 19. Januar, jeweils 19.30 Uhr), Stadttheater. Restkarten an der Abendkasse.

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