Immer noch: Fürth braucht mehr Kindergartenplätze

18.12.2020, 06:00 Uhr
Der Bedarf an Kindergartenplätzen, unser Bild zeigt das „Storchennest“ am Kirchenplatz, ist weiter hoch.

© Tim Händel Der Bedarf an Kindergartenplätzen, unser Bild zeigt das „Storchennest“ am Kirchenplatz, ist weiter hoch.

"Das größte Kinderbetreuungsprogramm der Stadtgeschichte läuft." Der Satz, der angesichts der derzeit höchstens im Notfallmodus betriebenen Kindertagesstätten irritierend bombastisch klingt, findet sich im Untertitel der jüngst präsentierten Kinderbetreuungsbilanz der Stadt Fürth für das zu Ende gehende Jahr wieder. Darin wird nicht mit weiteren Rekordmeldungen gespart.


Corona in und um Fürth: Diese Schulen und Kitas sind betroffen


So sind laut Oberbürgermeister Thomas Jung 2020 mehr als zwölf Millionen Euro in den Ausbau investiert worden. Und diese Summe soll 2021 mit dann 13 Millionen Euro noch einmal getoppt werden.

Damit würden etwa bis spätestens übernächstes Jahr zusätzliche 555 Kindergartenplätze entstehen. Interessenbekundungen und Anträge potenzieller Investoren und Betreiber für weitere 350 liegen außerdem vor.

Das ist freilich auch zwingend erforderlich. Seit Jahren fehlen Kindergartenplätze, die Stadt kam kaum hinterher, den parallel zur Einwohnerzahl stetig wachsenden Bedarf zu decken. Die Zahl der Drei- bis Sechsjährigen ist von 3582 (im Jahr 2013) auf zuletzt 4600 rasant gestiegen, wie der OB bei der Vorstellung der Bilanz sagte. Aktuell liege der Versorgungsgrad bei 86 Prozent

Praktisch Vollversorgung herrscht dagegen bei den Kinderkrippen, jenen Einrichtungen, die sich um die ganz Kleinen unter drei Jahren kümmern. "Jeder, der einen Platz braucht, findet einen. Wenn auch nicht immer unbedingt direkt vor der Haustür", so Jung. Demnach stehen 1009 Krippenplätze zur Verfügung, dazu weitere 235 in der Tagespflege und elf im Betreuungsmodell Netz für Kinder.

Das entspreche einem Versorgungsgrad von 31 Prozent, anvisiert sind 40 Prozent. Der aktuelle Bedarf werde damit bereits gedeckt. Und 2021 rechnet die Stadt durch vier Neueröffnungen mit weiteren 108 Plätzen.

Weniger Hortplätze wurden gebucht

Während die Nachfrage für die Betreuung von Kindern im Vorschulalter weiterhin hoch bleibt, ist sie bei den Schulkindern, die nach dem Unterricht in einem Hort versorgt werden, in diesem Jahr zurückgegangen. Nur geringfügig zwar, von 4516 auf 4481 Mädchen und Buben, aber trotzdem auffällig.


Auch die Kitas schließen: "Viele Familien sind am Limit"


Im Amt für Kinder, Jugendliche und Familien führt man dies auf die Pandemie zurück. "Einige Eltern haben ihre Kinder zum Sommer hin abgemeldet", berichtet der zuständige Abteilungsleiter Tobias Thiem. Sei es aus Unsicherheit wegen des Infektionsgeschehens, sei es, weil vergleichbare Zuschüsse, wie es sie für Krippen und Kindergärten gibt, fehlen. "Doch langsam" so Thiem, "steigen die Anmeldezahlen wieder."

Qualität statt Quantität

Aktuell sei die Schülerbetreuung mit Horten, Mittagsbetreuung und Ganztagsschulen "nahe am Maximum" und "mehr als jedes zweite Kind versorgt". Konkret besuchen nach Behördenangaben 1965 Kinder eine offene Ganztagsschule (im Vorjahr waren es 2028), 1125 (1138) die gebundene Variante. Der Fokus liege deshalb künftig auf dem qualitativen Ausbau dieser Angebote.

Eine der neuesten Einrichtungen ist dabei der städtische Kinderhort "Baudenkmal" in einem renovierten, denkmalgeschützten Gebäude in Burgfarrnbach. Es wurde für knapp zwei Millionen Euro restauriert, wovon 818.000 Euro vom Freistaat, 272.700 Euro von der Stadt und der Rest von der WBG getragen wurden. Inzwischen befindet sich die Immobilie im Besitz der Carl-Friedrich-Eckart-Stiftung, die gegenüber der Stadt als Vermieter auftritt.

Pünktlich zum Schuljahresbeginn nahm man dort den Betrieb auf. Zu Anfang noch nicht mit der vollen Kapazität von 40 Kindern, denn die Mädchen und Buben sollen nach dem sogenannten "offenen Konzept" viele Möglichkeiten der Partizipation und Selbstbestimmung erhalten. Außerdem werde wegen des Infektionsgeschehens derzeit noch in festen Gruppen gearbeitet, was sich hoffentlich bald ändern kann.

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