In der Büskens-Allee regierten die Feierbiester

18.4.2012, 09:08 Uhr
In der Büskens-Allee regierten die Feierbiester

© Thomas Scherer

So viel Medienrummel war in der Gustavstraße noch nie. Im „Gelben Löwen“, inzwischen fast so etwas wie die offizielle Vereinskneipe im Altstadtviertel, gaben sich Kameraleute und Fotografen von Fernsehsendern, Agenturen und Zeitungen die Klinke in die Hand. Drangvolle Enge herrschte in Folge dessen im Gastraum. Wirtin Susanne Dresel nahm es mit Humor: „Wir sind doch ein Wirtshaus und kein Fernsehstudio.“

Ihr Lebengefährte und Kompagnon Peter Heßler machte unterdessen aus seinem Stolz keinen Hehl. Eine Saison mit seiner im April 2011 eröffneten Kneipe, „und schon klappt das mit dem Aufstieg“, flachste Heßler. Doch Scherz beiseite: Man halte sich schon zugute, eine Art Kommunikationszentrum für Fans, Verantwortliche und Fußballer der SpVgg geworden zu sein und so den Zusammenhalt gestärkt zu haben.

Und natürlich kamen die Profikicker auch am Montag zu bereits sehr vorgerückter Stunde zum Feiern in den „Leo“, nachdem sie zuvor im Ronhof gemeinsam die für sie so segensreiche Niederlage von Konkurrent Düsseldorf in Dresden im Fernsehen verfolgt hatten. Als „Feierbiester“ par excellence taten sich einmal mehr Stephan Schröck und der beharrlich auf einem Fenstersims balancierende Gerald Asamoah hervor. Immer wieder animierten sie die dicht gedrängt stehende Masse in der Gustavstraße zum Absingen bekannter und beliebter Fan-Gassenhauer.

Legten sie aber den Finger an ihre Lippen, sank der Geräuschpegel, erstaunlich genug, ganz rasch und ganz erheblich. Zum Beispiel, als Schröck die Nummer des Trainers wählte und der Menge das Bild des Angerufenen auf dem Handy-Display zeigte: Auf Kommando skandierte der ausgelassene Fan-Chor: „Es gibt nur einen Mike Büskens!“ Man kann sich vorstellen, was in diesem Moment im Mann am anderen Ende der Leitung vorging.

Apropos: Der umjubelte Aufstiegstrainer erfährt in der Kleeblattstadt inzwischen derart fast kultische Verehrung, dass ihm manche am liebsten ein Denkmal setzen würden. Büskens soll das einmal mit den Worten abgetan haben: „Da kacken auch nur die Vögel drauf.“ Also muss es einstweilen eine „Mike-Büskens-Allee“ tun: Ganz Findige überklebten das Schild „Obere Fischerstraße“ in der Nacht kurzerhand mit diesem Schriftzug.

Andere, auch das muss einmal gesagt werden, waren nicht findig, sondern hoffnungslos behämmert: Warum im Moment der größten Freude – und natürlich stets im bequemen Schutz der Masse – reihenweise Bierflaschen mutwillig auf dem Pflaster der Gustavstraße zerdeppert werden müssen, bleibt ihr Geheimnis. Der Gang durch die Kneipenmeile wurde Montagnacht zum regelrechten Eiertanz mit erheblichem Verletzungsrisiko.

Sogar im „Gelben Löwen“ – man kommt einfach nicht daran vorbei – mussten die Betreiber einiges an Chaos wegstecken: Ein Fenster und ein Tisch gingen im bisweilen heiklen Überschwang zu Bruch, eine Lampe wurde von der Decke gerissen. Um dergleichen künftig zu vermeiden, müsse ein Konzept der Stadt für spontane Massenaufläufe in der Gustavstraße her, fordern die Wirte.

Doch das Lob gleich hinterher: Der kommunale Reinigungsdienst war fix bei der Sache. Bis zum nächsten Morgen waren die Folgen der Auswüchse zumindest im öffentlichen Raum beseitigt.

Eine Beschwerde erreichte die FN-Redaktion aus Poppenreuth: In der Zeitung habe nur etwas über die Feierstimmung im Zentrum gestanden, klagte eine Leserin; dabei habe es doch auch in Poppenreuth eine zünftige nächtliche Sause gegeben, mit Feuerwerk und ganz ohne Glasscherben. Wir bitten — vorsorglich auch alle anderen Stadtteile, die brav mitgefiebert und -gefeiert haben — um Nachsicht: Man kann halt nicht überall sein.

Als vorbildlicher Kunde erwies sich indes Stefan März, dem deshalb hier das Schlusswort gebührt: „Die Zeitung von morgen schweiß’ ich für meinen Sohn ein“, verkündete der 40-Jährige am Montagabend. Das hören wir natürlich gern.

 

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