In Oberasbach ist Jamaika passé

4.5.2020, 16:00 Uhr
In Oberasbach ist Jamaika passé

© Archivfoto: Thomas Scherer

Kein Wunder, spiegelt die Besetzung dieser Posten doch die "Koalition" wider, die in der neuen Wahlperiode die Geschicke der Kommunalpolitik bestimmt. Zwar fallen über 90 Prozent der Entscheidungen in Stadt- und Gemeinderäten einstimmig, wichtig ist das bei Fragen bzw. Themen, in denen kein Konsens besteht.

Beim Vergabe-Poker hält die "Bürgermeisterpartei", also die CSU, das Heft des Handelns in der Hand. Von 2014 bis 2020 war in Oberasbach das angesagt, was auf Bundesebene 2017 bereits in den Sondierungsgesprächen platzte – eine Jamaika-Koalition. In Posten ausgedrückt hieß das: Norbert Schikora (Grüne) fungierte als 2. Bürgermeister, Thomas Peter (FDP) als weiterer Stellvertreter. Zusammen hatten die drei Parteien zwölf, inklusive Bürgermeisterin Birgit Huber 13 Stimmen, – die Mehrheit im 24-köpfigen Gremium. Zu einer Neuauflage dieser Konstellation wird es aber nicht mehr kommen.

Mit neun Sitzen stellen die Christsozialen im neuen Stadtrat mit Abstand die stärkste Gruppierung. Sie haben die Anzahl ihrer Mandate verteidigt, zählen neben den Grünen, die von zwei auf vier Sitze zulegten, zu den Gewinnern der Wahl – und strotzen entsprechend vor Selbstbewusstsein. Der alte und neue Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck wertet das Ergebnis als Ausdruck dafür, "dass wir keine groben Fehler gemacht haben". Das soll auch für die weiteren Weichenstellungen gelten.

Innerhalb der CSU-Fraktion sind schon Entscheidungen gefallen. Neuer Vertreter Schwarz-Boecks ist künftig Stephan Schramm. Der Sachgebietsleiter in der Ausländerbehörde bei der Stadt Nürnberg rückte erst im März 2019 für den verstorbenen Werner Hetterich nach. Er löst Bodo Wiegandt ab. Der Polizeibeamte hatte sich wieder zur Wahl gestellt. Angetreten war neben Schramm noch Fraktions-Neuling Holger Laaß. Nach einem Stimmenpatt im ersten Wahlgang schied Wiegandt im Losentscheid aus. Gegen Laaß setzte Schramm sich dann klar durch.

Weniger kompliziert sollte die Wahl der Bürgermeisterinnen-Stellvertreter ablaufen. Schon kurz nach dem Urnengang am 15. März schloss sich Schwarz-Boeck mit Norbert Schikora kurz. Tenor des Gesprächs: Die schwarz-grüne Zusammenarbeit soll fortgesetzt werden. Festgeklopft wurde das in kürzlich stattgefundenen "Koalitionsgesprächen".

Das heißt: Norbert Schikora soll zweiter Bürgermeister bleiben, und dies setzte die schwart-grüne Mehrheit im Stadtrat denn auch durch.. Das war seinen Worten nach in der grünen Fraktion "kein Thema". Natürlich sei zuvor intern die Frage der weiteren Kooperation mit der CSU diskutiert worden. Wichtig war den Grünen dabei, "in der derzeitigen krisenhaften Situation stabile Verhältnisse im Stadtrat herzustellen", so Schikora. Mit insgesamt 14 Stimmen wäre die im Gremium gegeben. Ob das Miteinander künftig ökologischer geprägt sein wird? Da bleibt Schikora diplomatisch. Jeder, auch die CSU, habe eigene Schwerpunkte. Man werde "miteinander einen Weg finden".

Der dritte Bürgermeister heißt künftig Marco Haas. Warum die CSU den Posten für sich beansprucht? "Weil wir es können", sagt Jürgen Schwarz-Boeck im Gespräch mit den FN. Haas war, nach der Bürgermeisterin und ihm, parteiintern der Stimmenkönig bei der Wahl. Zudem ist der Lehrer aus Rehdorf nach Ansicht des Fraktionssprechers für die CSU "der Mann der Zukunft".

Für Thomas Peter (FDP) ist damit kein Platz mehr in der Bürgermeisterrunde:  Dass er den Part gerne weiter übernommen hätte, daraus machte er gegenüber der FN-Redaktion keinen Hehl. Für den  Landwirt war die Wahl in der konstituierenden Sitzung des Stadtrates eine große Enttäuschung. Es gelte wohl, so Peter: "Der Mohr hat die letzten sechs Jahre seine Schuldigkeit getan, er kann gehen."

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