Jagdszenen in der Münchner Allianz Arena

12.2.2010, 00:00 Uhr
Jagdszenen in der Münchner Allianz Arena

© Wolfgang Zink

Wegen des Schneefalls kamen «drei Busse mit stark alkoholisierten und aggressiven Fürther Ultra-Fans«, so die Pressemitteilung der Polizei, erst nach Spielbeginn in München an. Schon am Nordeingang des Stadions seien sie «ohne erkennbaren Grund mit massiver körperlicher Gewalt« auf Polizisten losgegangen. Bereits hier kam es zu ersten Festnahmen.

Später hätten die Anhänger aus dem Gästeblock heraus weiter Polizei und Ordner angegriffen. «Wir mussten Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen«, sagt Münchens Polizeisprecher Wolfgang Wenger. Ausschreitungen wie diese, habe man schon länger nicht mehr in der Allianz Arena erlebt. «Das war schon was Gröberes«, so Wenger. 25 Kleeblatt-Fans wurden vorübergehend festgenommen, um die Personalien festzustellen.

Verantwortliche der SpVgg Greuther Fürth haben einen anderen Blick auf die Vorfälle. «Die Polizei ist mit unverhältnismäßigen Mitteln gegen die Zuschauer vorgegangen«, klagt Holger Schwiewagner aus der Geschäftsleitung des Vereins. Nach Aussage von Augenzeugen hätten die Beamten auch Gewalt gegen unbeteiligte Besucher, ältere Menschen und Familien mit Kindern angewendet. Mails, die gestern die FN-Redaktion erreichten, bestätigen dieses Bild. «Das entspricht nicht unserem Verständnis von einem fairen Umgang«, so Schwiewagner.

Unangemessene Härte

Nach seinen Worten kam es wie folgt zur Eskalation: Die Gruppe Fürther Fans, die wie viele andere wegen des Wetters zu spät ins Stadion kam und bereits eine Personenkontrolle hinter sich hatte, wollte schnell in ihren Block. Als dann nochmals die Karten kontrolliert werden sollten, sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen, auf die die Polizei «teilweise mit unangemessener Härte« reagierte.

Selbst Vereinsvertreter, die versuchten, die Situation zu beruhigen, seien nach dem Spiel von Beamten des Münchener Unterstützungskommandos (USK) verbal und handgreiflich angegangen worden. Schwiewagner will das «möglicherweise aggressive Verhalten von so genannten Fans nicht entschuldigen oder diese Personen in Schutz nehmen«, aber die Polizei habe mit ihrem überzogenem Einsatz «eine Grenze überschritten«. Nach dem Spiel wurden Busse mit Fürther Fans vom USK bis zur Raststätte Greding begleitet, wo Einheiten aus Mittelfranken die Eskorte übernahmen. Von einem «Schauspiel«, das er so noch nie erlebt hat, spricht SpVgg-Fan Michael Blech (Name geändert), der in einem der Busse saß. Vor jedem sei ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht hergefahren. Mit Tempo 50 - wohl auch wegen des Schneetreibens.

Schnell in die Ecke

«Zwei Mal wurde angehalten«, erzählt er. Zum Austreten durften die Fans sich lediglich «schnell in irgendwelche Ecken stellen«. Ein Bus, der mit einer Toilette ausgestattet war, durfte seine Türen gar nicht öffnen, obwohl sich die Insassen die Beine vertreten wollten. Was Blech empört: In den Bussen seien etliche Fans gesessen, die - wie er selbst - nicht an den Prügeleien beteiligt gewesen waren, aber dennoch unter der außergewöhnlichen Eskorte leiden mussten.

Aus Sicht der Münchner Polizei sei diese Maßnahme jedoch unumgänglich gewesen. Damit habe man ausschließen wollen, dass die Störenfriede auch auf dem Heimweg an den Raststätten randalieren, sagt Wolfgang Wenger. Blech zufolge kamen die Busse nach etwa fünf Stunden Fahrtzeit gegen 2.45 Uhr in Fürth an.