Jobcenter unter Druck

23.11.2015, 21:42 Uhr

Das vierte Mal schon haben sich Vertreter beider Einrichtungen zum Gedankenaustausch getroffen. Eine derartige Kontaktpflege gehört landesweit zu den Ausnahmen, meint Stephan Stadlbauer vom Sozialforum. Große Einigkeit herrschte in der Unterredung darüber, dass die finanzielle und personelle Ausstattung des Jobcenters für die Stadt angesichts des wachsenden Zulaufs unzureichend ist.

Das habe negative Auswirkungen sowohl auf das Personal, das zu starken Belastungen ausgesetzt sei, als auch auf die „Kunden“ des Jobcenters. Stadlbauer: „Bei der Fülle der zu betreuenden Fälle pro Mitarbeiter erhalten die Menschen oft nicht das für sie passende Angebot.“ Außerdem könne das Jobcenter manchmal nicht schnell genug reagieren. Das sei etwa bei der Wohnungssuche der Fall, wenn die Erlaubnis für einen Umzug angesichts der zugespitzten Situation auf dem Wohnungsmarkt schnell erfolgen muss, da sonst der Vermieter andere Bewerber bevorzugt.

Kritisch beurteilt das Sozialforum auch die Praxis, dass bei einer neuen Wohnung selbst bei einer nur geringen Überschreitung der Mietobergrenzen Umzugskosten und Kaution nicht übernommen werden. Das erschwere die Wohnungssuche für die Betroffenen zusätzlich.

Während Jobcenter-Leiter Günter Meth die Service-Hotline seiner Behörde als großen Gewinn betrachtet, ist sie nach Stadlbauers Ansicht nicht optimal, da Anrufer nach einer gewissen Zeit aus der Warteschleife geworfen würden. Ein Hinweis auf weniger frequentierte Telefonzeiten wäre da seiner Ansicht nach angebracht. Meth wies seinerseits auf die Notwendigkeit beruflicher Qualifikation hin. Er schilderte einige Maßnahmen, verhehlte aber nicht, dass die Bedingungen für die Teilnahme den Kreis der möglichen Nutznießer drastisch einschränken.

„Persönliche Schuld“

Ein vernichtendes Urteil fällten Sozialforum und Erwerbsloseninitiative einmal mehr über Hartz IV. Der Ansatz von „Fördern und Fordern“ habe die versprochene Reduzierung der Arbeitslosigkeit nicht gebracht, könne sie auch gar nicht erreichen, weil er fälschlicherweise das gesellschaftliche Problem Arbeitslosigkeit zur persönlichen Schuld der Betroffenen erkläre.

Günter Meth sieht hingegen Hartz IV als durchaus erfolgreich an und verweist auf einen Rückgang der Zahl der Langzeitarbeitslosen über die Jahre hinweg. Trotz der gegensätzlichen Einschätzung war das Gespräch, so Stadlbauer, von einer angenehmen Atmosphäre und gegenseitiger Wertschätzung geprägt.

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