Jüdisches Museum bekommt den Anbau

25.6.2013, 09:00 Uhr
Jüdisches Museum bekommt den Anbau

© Hans-Joachim Winckler

Doch Stefanie Ammon kämpfte auf verlorenem Posten: Die breite Mehrheit des Stadtrats maß den Argumenten für den Anbau weit mehr Gewicht bei als allen finanziellen Bedenken. Das Jüdische Museum, so Kulturreferentin Elisabeth Reichert, sei ein „Alleinstellungsmerkmal von Fürth mindestens in ganz Bayern“, nun gebe es die Chance, es weiter aufzuwerten und „abzurunden“. Eine „einmalige Chance“ sei die Erweiterung, das Museum „zum wichtigsten Forschungs- und Bildungszentrum zur Geschichte und Kultur der Juden in Bayern“ zu machen, heißt es in einer Stellungnahme der Museumsleitung,

Der Anbau in Form eines Kubus, der ab Sommer 2014 auf der Brachfläche neben dem Museum entstehen und bis Herbst 2015 fertig sein soll, bietet reichlich Platz für die bisher ausgelagerte Verwaltung, für Veranstaltungen und Ausstellungen; auch Spielraum für Kinderangebote und Schulprojekte wird er ermöglichen.

Letzteres hob Reichert besonders hervor. Es sei gerade in Zeiten, in denen Rechtsextreme verstärkt versuchen, ihr Gedankengut in den Alltag einsickern zu lassen, nötig, „Kinder und Jugendliche zu Respekt und Demokratie zu erziehen“. Umso fataler, ergänzte die SPD-Stadträtin und Vorsitzende des Museums-Fördervereins, Susanne Jahn, sei es, dass derzeit Anfragen von Schulen abgelehnt werden müssten. Der Erweiterungsbau werde hier Abhilfe schaffen.

Die Fraktionschefs von SPD, Sepp Körbl, und CSU, Joachim Schmidt, verwiesen zudem darauf, dass man die nur noch in diesem Jahr zur Verfügung stehenden Sonderfördermittel des Landes in Höhe von 3,7 Millionen Euro aufs Spiel setzt, greife man nun nicht zu. „Dann können wir das Projekt ad acta legen“, meinte Körbl, „jetzt oder nie“ gab Schmidt als Motto aus — nachdem man den Anbau wegen der Finanzkrise und deren Auswirkungen auf den Stadtsäckel in den vergangenen Jahren immer wieder aufgeschoben hatte.

Großer Aufwand

Fürth selbst muss nach den vorliegenden Kalkulationen 1,8 Millionen der Baukosten tragen, dafür nötige Kredite werden den städtischen Etat bis 2025 mit 108000 Euro jährlich belasten; danach reduzieren sich Zins und Tilgung allmählich bis zum Jahr 2045. Hinzu kommen noch einmal 9200 Euro pro Jahr für Bauunterhalt und Verwaltung sowie 38000 Euro für Personal- und Betriebskosten — unter dem Strich also rund 155000 Euro Mehrkosten im Jahr.

Ein Alarmzeichen für Kämmerin Stefanie Ammon: Sie verkenne nicht, dass die jüdische Vergangenheit und Gegenwart ein Alleinstellungsmerkmal und Imagefaktor der Stadt Fürth sei, meinte sie. Allerdings sei „dieses Image bereits jetzt geprägt“, durch die Erweiterung werde es sich „allenfalls marginal weiter vertiefen“.

Dies rechtfertige die finanzielle Belastung nicht, zumal es dem Ziel der Haushaltskonsolidierung zuwiderlaufe. Wichtiger sei es, in den nächsten Jahren trotz angespannter kommunaler Finanzen „die Mammutaufgabe der Kinderbetreuung“ zu bewältigen.

Ammon warnte zudem vor den Unwägbarkeiten des Museumsprojekts. Vor allem die Baukosten und der Bauunterhalt bergen in ihren Augen „sehr große Risiken“, die sich schnell als „nicht beherrschbar“ erweisen könnten. Zur Seite sprang ihr aber lediglich der parteilose Stadtrat Siegfried Tiefel (früher CSU): Für eine „Stadt mit desolater Finanzlage verbiete es sich, Geld in so ein Prestigeobjekt zu investieren“, meinte er.

Zusammen mit ihm votierten dennoch nur drei weitere Räte gegen den Erweiterungsbau. Allerdings hatten zum Zeitpunkt der Abstimmung mehrere Kommunalpolitiker den Saal verlassen — wohl, um sich der unangenehmen Entscheidung zu entziehen, wie man vermuten durfte.

 

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