Jüdisches Museum: Generalkonsulin ist beeindruckt

10.10.2017, 13:30 Uhr
Jüdisches Museum: Generalkonsulin ist beeindruckt

© Armin Leberzammer

Besonders von der Mikwe, dem rituellen Reinigungsbad, und der Sukka (Laubhütte), die beide im historischen Teil des Gebäudes in der Königstraße erhalten geblieben sind, zeigte sich Sandra Simovich beeindruckt. "So etwas in einem Museum zu sehen, ist wirklich einzigartig", äußerte die 43-Jährige, die vor zwei Monaten ihren Dienst im Generalkonsulat in München antrat.

Fürth, das sie zum ersten Mal besuchte, stand dabei am Beginn eines eintägigen Exkurses nach Mittelfranken; in Nürnberg folgten Begegnungen mit der dortigen Kultusgemeinde und Oberbürgermeister Ulrich Maly sowie eine Besichtigung des Dokuzentrums Reichsparteitagsgelände. Allerdings hat Simovich bereits für das nächste Treffen der im Vorjahr ins Leben gerufenen Fürther Tischgesellschaft einen weiteren Besuch der Kleeblattstadt angekündigt, berichtet Museumschefin Daniela Eisenstein.

Angetan zeigte sich die Generalkonsulin, die seit 1999 im diplomatischen Dienst Israels steht, davon, dass das Museum Teil des öffentlichen Lebens in der Stadt geworden ist. Dessen Konzept, ein Ort der Begegnung und des Lernens zu sein, begrüßt sie außerordentlich: "Nicht nur das Wissen über die Vergangenheit ist wichtig, sondern die Gestaltung der Zukunft", so Simovich. Schließlich gelte es, Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft entgegenzutreten.

Geschwister erinnern sich

Zwei, die Ausgrenzung und Verfolgung während der NS-Zeit noch selbst erlebt haben, sind die 1929 beziehungsweise 1928 in Nürnberg geborenen Geschwister Helge Rubinstein und Uwe Kitzinger. Ihr Vater leitete einst das in der Noris beheimatete Bankhaus Hirschmann & Kitzinger. "Ich kann mich noch an sein Büro gegenüber der Lorenzkirche erinnern", erzählte Kitzinger. 1939 gelang der Familie noch die Ausreise nach Großbritannien.

Dem Jüdischen Museum übergaben er und seine Schwester Helge am Montag eine Reihe von alten Familienunterlagen. "Vor allem Briefkorrespondenz, zum Teil jahrhundertealt", so Kitzinger. Auch ein interessanter Stammbaum, der bis ins 16. Jahrhundert reicht, wurde an die Sammlung des Museums übergeben. Darin finden sich unter anderem Vertreter der Familien Wertheimer und Oppenheimer, die beispielsweise dem österreichischen Herrschergeschlecht der Habsburger an prominenter Stelle zu Diensten waren.

Kitzinger selbst gelang es, in London und später in Oxford der Karriere seines 1842 geborenen Großvaters nachzueifern. Während jener Direktor des Handelslehrinstituts in Ansbach war, wurde der Enkel 1951 als erster britischer Ökonom in den Europäischen Rat nach Straßburg berufen.

Kissingers Nachfolger in Harvard

Mit einem berühmten Sohn Fürths, Henry Kissinger, kreuzten sich Ende der sechziger Jahre Kitzingers Lebenswege. "Als er ins Weiße Haus ging, übernahm ich an der Universität in Harvard sein Seminar für Europäische Politik", erzählt der gebürtige Franke. Hauptsächlich verlief seine berufliche Karriere und sein Familienleben jedoch im britischen Oxford.

Inzwischen auf Gehstöcke angewiesen, aber geistig hellwach verfolgt Uwe Kitzinger deshalb die aktuellen Geschehnisse besonders in Großbritannien mit Wehmut und Sorge. "Leider sieht es so aus, dass sich 20 Jahre meiner Arbeit und Mühen, Europa den Briten näher zu bringen, gerade auflösen."

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