Jüdisches Museum in Existenznot

24.6.2011, 11:00 Uhr
Jüdisches Museum in Existenznot

© Michael Müller

In dieser schwierigen Situation sieht sich Museumsleiterin Daniela Eisenstein nach Koalitionären um. Einen hat sie im niederbayerischen CSU-Landtagsabgeordneten Bernd Sibler gefunden. Am Dienstag besuchte der Vorsitzende des Ausschusses Hochschulen, Forschung und Kultur im Bayerischen Landtag zusammen mit seiner Fürther Fraktionskollegin Petra Guttenberger das Zentrum jüdischer Geschichte in der Königstraße.

Zusammen mit Bezirksheimatpflegerin Andrea Kluxen als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Museumsbeirats und dem Vorsitzenden des Trägervereins, Alexander Küßwetter, zeigte Eisenstein vielversprechende Perspektiven der Museumsarbeit auf. Ihr neues Pädagogikkonzept zum Beispiel erschließt Kindern und Jugendlichen in einem außerschulischen Lernort spielerische Zugänge zur jüdischen Geschichte. Dort, wo jetzt noch Buchhandlung und Museumscafé angesiedelt sind, soll nach Fertigstellung des Erweiterungsbaus ein Jugendbereich entstehen.

Sibler sieht in der Authentizität des historischen Gebäudes ein Alleinstellungsmerkmal für das Museum. Der moderne Anbau ist unter anderem Sitz der Stiftungsprofessur samt Bibliothek und Archiv. Mit 5,5 Millionen Euro schlägt der Neubau laut Eisenstein zu Buche. Die Stadt kann ihren Anteil gegenwärtig jedoch nicht schultern. Dies vor allem deshalb, weil der Bund seine Zuschüsse zurückgeschraubt hat. 

Kein Ausweg in Sicht

„Leider hat die Stadt nicht rechtzeitig zugegriffen, um in den Genuss höherer Förderung zu kommen“, bedauert Eisenstein. Sie sieht gegenwärtig keinen Ausweg aus der verfahrenen Situation. Nachdem Fürth auch noch angekündigt hat, den jährlichen Sonderzuschuss zum Museumsbetrieb zu kürzen, ist die Einrichtung in den Augen von Andrea Kluxen insgesamt gefährdet.

Dabei profitiere die Kommune doch am meisten vom Museum mit Dependancen in Schnaittach und Schwabach. Küßwetter hat zudem weitere Standorte für Museumsableger im ländlichen Raum Mittelfrankens im Blick. Derzeit kann sich das Museum nach den Worten seiner Leiterin nur unter Wert verkaufen. Denn was das Fürther Haus zu bieten habe, könne man ihm von außen nicht ansehen. Zudem schade die wüste Brachfläche neben dem Altbau dem Gesamteindruck.

Mehr Platz sei schon deshalb dringend erforderlich, um im Ausstellungsbereich mit größeren Häusern mithalten zu können. Mit der herausragenden Bedeutung der jüdischen Geschichte Fürths und dem musealen Fundus braucht sich die Einrichtung ohnehin nicht zu verstecken. Küßwetter beklagt: „Das Museum ist chronisch unterfinanziert.“ Heuer habe man für den Haushaltsausgleich erstmals in die Rücklagen greifen müssen. Künftig will man deshalb verstärkt Sponsoren gewinnen.

 

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