Junge Motorradfahrer: 16 Jahre alt, 140 km/h schnell

26.6.2019, 06:00 Uhr
Junge Motorradfahrer: 16 Jahre alt, 140 km/h schnell

© Ewan Schück

Maximilian Fuchs findet’s prima. Der 16-jährige Fürther hat vor dem Winter den A1-Motorradführerschein für Maschinen mit einem Hubraum bis maximal 125 Kubikmeter (ccm) bestanden. Jetzt darf er zum einen ohne zusätzliche Prüfung Roller fahren, zum anderen darf sein Motorrad maximal immerhin 140 Kilometer pro Stunde (km/h) schnell sein. Maximilian weiß, welche Gefahren diese Geschwindigkeit birgt, Bedenken hat er keine.

Arne Böhne, Geschäftsfeldkoordinator für Führerscheine beim TÜV Rheinland, sieht das etwas anders: "Insbesondere zu Saisonbeginn werden gerne die eigenen Fähigkeiten überschätzt. Dann passiert schnell ein Missgeschick. Bei Gruppenausfahrten sollte man dagegen die Gruppendynamik nicht unterschätzen." Wer mithalten muss, wagt oft zu viel.

Junge Motorradfahrer: 16 Jahre alt, 140 km/h schnell

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"Außerdem kann es einem als Zweiradfahrer leicht passieren, dass man aufgrund der schmalen Silhouette von den anderen Verkehrsteilnehmern übersehen wird", warnt er. Insgesamt sei es wichtig für Motorradfahrer, das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer richtig abschätzen zu können.

"Ich bin vorsichtig und kann daher andere gut einschätzen", kontert Maximilian. "Aber wenn mal keine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt oder ich auf der Autobahn bin, gebe ich schon mal Vollgas." Natürlich sei es tragisch, wenn bei hohem Tempo Unfälle passierten. "Vor allem weil man auf dem Motorrad nicht so gut geschützt ist wie im Auto."

"Wer viel zu schnell fährt, ist selber schuld"

Doch Maximilian passt gut auf, sagt er über sich. "Wenn die anderen Motorradfahrer sich aber nicht an Regeln halten, viel zu schnell fahren und deswegen womöglich sogar umkommen, sind sie selber schuld", urteilt der frischgebackene Zweirad-fahrer hart. Aber nicht alle sehen das so wie Maximilian.

 

 

 

Es gibt eine Facebook-Seite, auf der verunglückten Motorradfahrern gedacht wird. "Ich finde diese Seite gut gemacht, und es ist auch wichtig, dass sie an die Personen erinnert, die anderen Menschen sehr viel bedeutet haben."

Der einzig wirksame Schutz vor Unfällen liegt in einer guten Ausbildung, hier gilt: üben, üben, üben. Doch nicht nur andere Verkehrsteilnehmer stellen Probleme für die Zweiradfahrer dar, gibt Tüv-Mitarbeiter Böhne zu bedenken: "Gefahren können auch Witterungs- und Straßenverhältnisse sein wie etwa plötzlich auftretende Fahrbahnmängel durch Bitumen, Rollsplit, Laub oder Nässe."

Junge Motorradfahrer: 16 Jahre alt, 140 km/h schnell

© Ewan Schück

Auch Maximilian hat bereits seine Erfahrungen gemacht: "Ich hatte mal eine Situation, da war so viel Wind, dass es mir zweimal das Vorderrad verrissen hat und ich von der Fahrbahn geschoben wurde. Ich bin dann nicht weitergefahren, sondern habe das Motorrad dort stehen und mich abholen lassen. Wind ist beim Motorradfahren echt gefährlich."

Kaum Schutz vor schlechtem Wetter

Regen sei hingegen kein Problem für ihn: "Man klappt das Visier einfach hoch, wenn man an einer Ampel steht oder wischt es mit dem Handschuh ab." Bei Schnee wagt sich Maximilian jedoch nicht auf die Straße. "Wenn es schneit, fahre ich lieber mit den Öffentlichen."

Vor witterungsbedingten Turbulenzen schützen kann man sich als Zweiradfahrer laut Arne Böhne nur bedingt. Mit Motorradhandschuhen, -hose und -jacke, gegebenenfalls einer Motorrad-Kombi, mindestens knöchelhohen Motorradstiefeln und idealerweise auch einem Rückenprotektor.

Gute Motorradbekleidung gibt es aus Leder sowie aus anderen modernen Materialien wie zum Beispiel Kevlar. Selbst Airbag-Westen helfen im Falle eines Falles nur bedingt. Und nicht nur die Sicherheit hat ihren Preis, das weiß längst auch Maximilian. "Es ist schon eine sehr teure Angelegenheit.

Der Führerschein kostet, wie ein Auto-Führerschein auch, um die 1800 Euro, aber es kann mehr oder weniger sein." Was die kostspielige Ausrüstung betrifft, hatte der 16-Jährige Glück: Sein Stiefvater hat sie ihm geschenkt. Er fuhr früher selbst Motorrad und war der Meinung: "Wenn er mir was dazugibt, dann zumindest die Ausstattung, weil sie für die Sicherheit ist." Für den Rest habe Maximilian zusätzlich vier Wochen in den Sommerferien gearbeitet.

Eltern haben auch Angst

Und was sagen Maximilians Eltern dazu? "Auf der einen Seite haben sie schon Angst, dass mir etwas passieren könnte", gibt er zu. "Doch sie sind auch froh, dass ich Spaß am Fahren habe, und deshalb unterstützen sie mich."

Vor allem, weil der junge Fürther vernünftig ist. Er findet, es sei wichtiger, eine gute Ausbildung mit vielen Stunden Theorie und Praxis zu absolvieren, als nur an eines zu denken: ans Gummi geben.

 

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