Kaffeemühlen-Polka oder Schlamperer

9.1.2013, 13:00 Uhr
Kaffeemühlen-Polka oder Schlamperer

© Gabi Schönfeld

Es ist Mittwochabend: Übungsstunde bei der Volkstanzgruppe Kirchfembach-Puschendorf. Heute wird wieder munter aufgespielt und getanzt im ersten Stock der Gaststätte Ammerling. Tanzlehrerin Steffi Zachmeier, in Volkstanzkreisen gut bekannt als Moderatorin zahlreicher Musiksendungen im Bayerischen Rundfunk, stimmt auf ihrem Akkordeon einen Schottischen an.

Zehn Paare sind an diesem Abend zum Tanzkurs gekommen. Manchmal sind es doppelt so viele. Dass gerade die alten Tänze so populär sind in der kleinen Gemeinde im Fembachgrund, liegt am rührigen Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr, Rudolf Körber. „Ich hab’ mit meiner Frau im Jahr 2000 an einem Kurs in Puschendorf teilgenommen. Weil uns das so gefallen hat, haben wir überlegt, ob wir nicht in Kirchfembach auch mal so was anbieten können“, erinnert sich der gelernte Funkelektroniker.

Gesagt — getan. Ein Jahr später startete der erste Volkstanzkurs mit acht Paaren. Danach folgte eine einjährige Pause. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir üben müssen, um am Ball zu bleiben“, erzählt Körber. Es kam zu sporadischen Treffen, einmal im Monat. Unterstützung bekamen die Kirchfembacher am Anfang von Robert Derler von der mittlerweile aufgelösten Volkstanzgruppe Veitsbronn. Die Musik machte zu dieser Zeit Georg Hasslinger mit seinem Akkordeon. Bei einem Volkstanzkurs in Neunhof stieß die Gruppe schließlich auf Tanzlehrerin Steffi Zachmeier.

Und von da an ging es mit der Kirchfembacher Volkstanzgruppe bergauf: Ein erster offizieller Auftritt war bei einem Fest des Sportvereins in Puschendorf. „Wir sind da noch bunt gemischt gekleidet aufgetreten“, erinnert sich Körber. Inzwischen gibt es für Auftritte einen „Dress-Code“: Die Männer tragen schwarze Hosen, weiße Hemden und rote ärmellose Westen. Die Frauen haben ein schwarzes Dirndl mit weißer Bluse und grün-weiß karierter Schürze an. Das Repertoire der Gruppe ist umfangreich: Getanzt wird Schottischer, Rheinländer, Polka oder Mazurka.

Tippschritt des Disco-Fox

„Eigentlich gibt es kaum einen Unterschied zu den klassischen Tänzen“, findet Gerlinde Mannert. Wenn gerade kein Tanzkurs bei Steffi Zachmeier ist, macht sie zusammen mit Margit Fleischmann die Musik, spielt am Akkordeon oder auf der Klarinette. „Beim Drei-Schritt-Dreher gibt es den gleichen Tippschritt wie beim Disco-Fox“.

Das Schöne an den Volkstänzen sei, dass es kein falsch, sondern nur ein anders gebe, schiebt Tanzlehrerin Zachmeier hinterher. „Tänze wie der Lautenbacher, der fränkische Walzer, oder der Schlamperer – ein unterfränkischer Drehtanz – haben in allen Regionen ihre Eigenheiten.“

Inzwischen hat sich das Können der Volkstanzgruppe Kirchfembach-Puschendorf herumgesprochen. Feste Termine sind unter anderem die Langenzenner und die Fürther Kirchweih. Aber auch für Auftritte außerhalb des Landkreises ist die Gruppe gebucht. „Vergangenes Jahr sind wir am Marktplatzfest in Erlangen, auf der Landesgartenschau oder in Nürnberg beim Jubiläum in der Wilhelm-Löhe-Schule sogar vor dem Landesbischof aufgetreten“, sagt Rudolf Körber nicht ohne Stolz.

Wenn alle kommen, zählt die Volkstanzgruppe 18 Paare. Die Jüngsten sind noch unter 30 Jahre alt. Der Durchschnitt der Gruppe liegt bei „jugendlichen“ 55 Jahren. Nachwuchsprobleme gibt es bei der Volkstanzgruppe Kirchfembach-Puschendorf nicht. Die Tendenz bei der Mitgliederzahl geht sogar noch nach oben.

Tanzboden in der Scheune

Um noch bessere Übungsmöglichkeiten zu bieten, hat Rudolf Körber kurzerhand die Scheune seines Hofes zum Tanzboden ausgebaut. „Hier sind wir im Sommer bei Übungsabenden oder feiern Feste“.

Für heute aber ist erst mal Schluss. Die „Kaffeemühlen-Polka“ sitzt. Es geht zum gemütlichen Teil des Abends über. Tanz und Geselligkeit, beides gehört zusammen, finden die Volkstänzer und stoßen fröhlich auf die Zukunft ihrer Gruppe an.

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