Kampf dem Verfall

10.12.2011, 13:00 Uhr
Kampf dem Verfall

© Horst Linke

Im Sommer sah sich die Stadt dann doch genötigt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Jahrzehntelang war an einem Wohnhaus in der Karolinenstraße der Unterhalt vernachlässigt worden. Mit fatalen Folgen. Durch das undichte Notdach, es war nach einem Bombenschaden im Zweiten Weltkrieg aufgesetzt worden, drang Wasser in das Gebäude ein. Die Holzbalken begannen zu faulen. Schließlich brach die Decke des Obergeschosses herunter.

Zudem stand zu befürchten, dass der sogenannte Zwerchgiebel an der Sandsteinfassade bei Sturm auf den Gehsteig stürzt. Lange habe man vergeblich mit dem Eigentümer verhandelt, sagte Ende Juni Ralf Röder, der technische Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft, gegenüber den FN.

Schließlich entschloss man sich zu handeln und eine „Ersatzvornahme“ in die Wege zu leiten. Das heißt: Die Stadt kümmert sich um die Absicherung des 126 Jahre alten Gebäudes, geht finanziell in Vorleistung und stellt die Arbeiten dann dem Eigentümer in Rechnung. Kann er nicht zahlen, muss eine Grundschuld auf die Immobilie eingetragen werden. Noch im Juni wurde das Gebäude eingerüstet, der Gehsteig gesperrt und die teils zerbrochenen Fenster wurden durch Pressspanplatten ersetzt. Nach der Ausschreibung könne man frühestens im Herbst mit den Arbeiten beginnen, kündigte Röder an.

Seit einigen Tagen ist es nun soweit. Ein großer Haufen Müllsäcke vor dem Haus kündet davon, dass sich etwas tut. Schutt sei darin, vermischt mit Taubenkot, sagt Thomas Pöllot von der Gebäudewirtschaft.

Ihm zufolge werden – beginnend vom Keller – im Inneren Stahlstützen eingezogen, um das Haus zu stabilisieren. Arbeiter dichten das Dach ab und sichern den Zwerchgiebel mit einem Korsett. Zudem werden neue Fenster eingesetzt. „Wir können wohl noch im Dezember den Gehsteig wieder freigeben“, sagt Pöllot. Im Januar werden die Arbeiten abgeschlossen. Zu den Kosten will er sich allerdings noch nicht äußern. Saniert sei das Haus damit natürlich lange nicht, es handle sich lediglich um „eine Notsicherung zum Erhalt des Denkmals“.

Ob der Eigentümer nun doch eine Renovierung anstrebt oder das Haus verkaufen wird, wisse er nicht. Pöllot spricht von einem „Extremfall“, der „zum Glück nur alle paar Jahre einmal vorkommt“. In der Regel reagieren Eigentümer, wenn die Stadt sie zum Handeln drängt.

In Burgfarrnbach könnte jetzt endlich Bewegung in einen ähnlichen Fall kommen. Seit Jahren steht ein altes Bauernhaus – in exponierter Lage an der Ecke Würzburger- und Regelsbacher Straße – leer und verfällt. Von einem Schandfleck sprechen viele Einheimische. Der Bürgerverein sammelt bereits Unterschriften, um die Stadt darum zu bitten, Druck auf den Eigentümer auszuüben.

Allerdings: Wie eine FN-Anfrage bei der städtischen Gebäudewirtschaft ergab, liegt inzwischen ein Bauantrag des Eigentümers auf Umbau des denkmalgeschützten Hauses vor. Vier Wohnungen sollen entstehen. Und: Der Antrag sei bereits am 9. November in Absprache mit Denkmalschützern genehmigt worden.

Beim Bürgerverein Burgfarrnbach hört man die Nachricht mit Erstaunen. „Es würde natürlich alle freuen, wenn es nach so vielen Jahren weitergeht“, sagt Vereinschef Stefan Ultsch, der allerdings noch skeptisch bleibt. Schon einmal – unter dem Vorbesitzer – habe es den Anschein gehabt, das Gebäude werde saniert. Damals wurden allerdings nur brüchige Eternitplatten entfernt – dann sei wieder Ruhe eingekehrt.

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