Kampfabstimmung um Puschendorfs Senioren-Wohnen

8.12.2019, 10:44 Uhr
Kampfabstimmung um Puschendorfs Senioren-Wohnen

© Foto: Ralf Jakob

Mit sechs zu fünf setzten sich die Befürworter der Baumaßnahme durch – nach Jahren, die sich der Gemeinderat immer wieder damit beschäftigte.

Und darum geht es: Das letzte freie unbebaute Grundstück direkt am Waldrand im Baugebiet Heimweg hatte sich vor Jahren ein privater Investor gesichert. Doch dessen erste Entwürfe, bei denen einmal auch der Bau einer Tiefgarage für die Bewohner der Wohnanlage vorgesehen gewesen war, stufte der Gemeinderat mehrmals als zu groß und zu pompös ein und lehnte sie mehrheitlich ab. Nun soll der geltende Bebauungsplan so geändert werden, dass dort nicht nur Ein- und Zweifamilienhäuser, sondern auch eine größere Wohnanlage mit maximal zwölf Einheiten errichtet werden können.

Nach Auffassung von Bürgermeister Wolfgang Kistner würde der Bau dieses Projekts neben den zusätzlichen Mietwohnungen im Ort auch drei wichtige Vorteile für die Dorfgemeinschaft bringen: Der Investor würde auf seine Kosten eine Straßenverbindung vom Heimweg hinunter zum Quellenweg herstellen. Davon könnten nach Auffassung Kistners sowohl Schulbusse wie Müllfahrzeuge profitieren.

Für die Fußgänger würde weiterhin ein "relativ barrierefreier" Weg durch den Wald hinauf zum Engeleinsgraben und weiter zur Fürther Straße entstehen. Mit dieser allerdings weiterhin leicht ansteigenden Verbindung könnte man den wesentlich steileren oberen Zugang vom Heimweg zur vorderen Fürther Straße umgehen, betonte Kistner.

Vorteile überwiegen

Zum Dritten bekäme die Gemeinde eine verstärkte Wasserleitungsverbindung vom Quellenweg bis hinauf zur Fürther Straße und den Baugebieten im Osten, die derzeit noch teilweise unter zu geringem Wasserdruck leiden. Für Kistner ist "die Entlastung durch die Bebauung höher zu bewerten als die Belastungen der Anwohner". Dies hatte er bereits seit längerem immer wieder betont. Dabei geht es um etwa 30 Autofahrten mehr pro Tag durch die Errichtung der Wohnanlage.

Vor allem aus den Reihen der CSU kamen die meisten Kritikpunkte. Klaus Madinger mutmaßte, der neue Bebauungsplan solle so ausgestaltet werden, dass gebaut werden darf, "wie der Investor es will". Ihm komme es so vor, dass man eher in dessen Sinne handle und "nicht im Sinne des Dorfes". Gerade bei der Gestaltung des Dachs des Wohnkomplexes sei die Textpassage im Bebauungsplanentwurf weiterhin so ausformuliert, dass der Architekt damit die Vorgabe eines Flachdachs leicht umgehen könne.

Auch der geplante Mindestabstand zum Wald von 15 Metern ist in den Augen des Fraktionssprechers der Christsozialen zu gering. Als Architekt wisse er genau, dass der Bauherr mit "untergeordneten Bauteilen", wie es etwa Balkone sind, diesen geforderten Mindestabstand überschreiten dürfe.

Die Einwände der SPD bezogen sich auf die genaue Planung der Zufahrtsstraße, die bislang noch fehlt. Gerhard Billmann befürchtet, dass "die Praxis den Plan nicht einhalten kann" und wiederum Zugeständnisse beim Straßengefälle und bei der Höhe der Bodenplatte gemacht werden müssen. Damit der Investor diese Straßenplanung im noch ausstehenden städtebaulichen Vertrag offenlegen muss, bestand Bürgermeister Kistner auf eine formale Billigung des Planentwurfs zur zweiten Änderung des Bebauungsplans.

SPD-Gemeinderat fehlte

Interessanterweise kamen aus jeder der drei Fraktionen sowohl Ja- als auch Nein-Stimmen, die letztendlich zu dem knappen Ergebnis führten. Wenn ein Mitglied aus der SPD-Fraktion nicht wenige Minuten vor der finalen Abstimmung nach einem Anruf auf sein Handy nahezu fluchtartig den Sitzungssaal verlassen hätte, wäre die Abstimmung mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Patt geendet und damit ohne Zustimmung geblieben. Denn dieser Gemeinderat hatte sich in allen Sitzungen zuvor äußerst kritisch zu den vorgelegten Bauentwürfen gezeigt.

Nach den Vorstellungen des Bürgermeisters soll über die Änderung des Bebauungsplans endgültig im Januar abgestimmt werden – vorausgesetzt, der städtebauliche Vertrag liegt dann vor.

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