Karrierestart mit Kuscheltier

13.12.2013, 15:00 Uhr
Karrierestart mit Kuscheltier

© Winckler

Steuermann Scheffo ist der Schlauberger der Piramos und lässt das gern raushängen. Matrose Hagar döst eigentlich am liebsten, rettet mit seinen Bärenkräften aber oft die Situation. Und Käp’n Smuti hat einen Sprachfehler; trotzdem führt er die Bande bei ihren turbulenten Ausflügen mit dem Schiff Ratzefratze an.

Als die Piramos (kurz für „Piratenmonster“) vor zwei Jahren im Kopf von Alexandra Keckeis zum Leben erwachen, schwebt der Erfinderin alles andere als ein Buchprojekt vor. Vielmehr will sie den Durst ihres damals dreijährigen Sohnes Kian nach Abenteuergeschichten stillen. Dafür näht Mama ein Kuscheltier: eine Zahnfigur mit Piratenmütze. Der Sohn tauft es „Piratenmonster“ und Mama Alexandra darf fortan erfinden, was dem Piramo und seinen Freunden so wiederfährt.

Den Weg in Richtung Buch beschreitet Keckeis dann dank eines glücklichen Zufalls. Sie lernt die Hamburger Illustratorin Claudia Gotthardt kennen – und findet in ihr das perfekte Gegenüber. „Was sie zeichnet, ist genau das, was ich mir vorstelle“, erzählt Keckeis. „Ich habe das Gefühl, Claudia kann die Bilder in meinem Kopf sehen.“

In Eigenregie

Dann folgt Baustein auf Baustein: Keckeis reist zu Musikproduzent Tato Gomez nach Wien, um mit ihm zwei Piramos-Lieder aufzunehmen. Sie erstellt eine Internetseite (www.piramos.de). Und sie findet eine Leipziger Designerin, die aus den Piramos-

Figuren Kuscheltiere näht. „Vieles hat sich wie von Zauberhand gefügt“, wundert sich die Fürtherin noch heute. Nur eines fehlt zu ihrem Glück: ein Verlag, der ihr Werk druckt. Nach mehreren Kontakten und dem Versuch, über Crowdfunding im Internet Sponsoren zu finden (wir berichteten), beschließt Keckeis, das Buch in Eigenregie herauszubringen.

Gemeinsam mit ihrem Mann gründet sie den Falkenfeder-Verlag — mit allem, was dazugehört. „Irgendwann fing es mit einem Kuscheltier an, jetzt diskutiere ich Verträge mit Anwälten“, sagt die 35-Jährige und schüttelt den Kopf. Das letzte Puzzleteil fügt das Kulturamt Fürth hinzu – mit der Zusage, sich an den Druckkosten zu beteiligen. Nun gehen die Piramos Ende November in Druck, nach einigen Nachtschichten, unzähligen E-Mails und langen Telefonaten mit Grafikerin und Illustratorin.

Bei ihrem ersten Buchprojekt sind für Keckeis zwei Dinge wichtig: Zum einen achtet sie auf Nachhaltigkeit. So lässt sie in einer Umweltdruckerei drucken; die Kuscheltiere entstehen in Handarbeit und aus Biostoffen. Zum anderen ist es ihr ein Anliegen, ihrem jungen Publikum Lust aufs Lesen zu machen: „Auf jeder Seite findet sich mindestens eine kleine Illustration. So ist Platz zum Innehalten und Schauen – damit die Leser durchhalten.“ Mit Lesefrust ist die Lehrerin, die an der Jakob-Wassermann-Schule unterrichtet, schließlich oft genug konfrontiert.

Deshalb sollen sich bei ihr auch beide Geschlechter wiederfinden: Es gibt eine männliche und eine weibliche Hauptfigur, zu den Piramos gehört neben der männlichen Schiffsbesatzung auch eine Prinzessin. Und die Abenteuer, in die die Bande immer wieder reinschlittert, sind nie wirklich gruselig. Gute Leser ab der dritten Klasse können in dem 120 Seiten starken Buch selbst schmökern, schätzt die Lehrerin. Für jüngere Kinder aber eigne es sich auch gut zum Vorlesen.

Im Rückblick sagt Keckeis, die Piramos haben sie zum Workaholic gemacht. „Dass ich nun das Buch in den Händen halte, fühlt sich trotzdem nur an wie eine Etappe, nicht wie das Ziel.“ Aber die nächsten Projekte stehen schon ins Haus: Anfang 2014 will die Autorin ihr Werk als Hörbuch aufnehmen, es soll als e-Book erscheinen, und sie entwickelt derzeit Lesebegleitmaterial für den Unterricht. Denkt Keckeis auch an eine Fortsetzung? „Unbedingt!“, sagt die Fürtherin. „Angefangen habe ich schon...“

Das Buch kann zum Preis von 15,80 Euro auf www.falkenfederverlag.de bestellt werden.

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