Kärwabaum bringt Fürther auf die Palme

1.10.2014, 10:30 Uhr
Kärwabaum bringt Fürther auf die Palme

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Schön ist er, der Fürther Kärwabaum. Ein strammer Holzmast, geschmückt mit den Zeichen der Handwerksinnungen, mit bunten Figuren sowie mit Bildern des historischen Fürth - und ganz oben thronen eine Krone und ein Kleeblatt. So stand er in den vergangenen Jahrzehnten vor dem Stadttheater, wo die Kärwa traditionell eröffnet wird. Wer in diesen Tagen dort vorbeiläuft, reibt sich verwundert die Augen. Man sieht nur eine Fichte.

Was ist passiert? Haben Nürnberger Kärwaburschen das Fürther Original geklaut? Mitnichten. Ein Anruf im Rathaus bringt Klarheit. Als der 28 Jahre alte Mast aus seinem Lager im Bauhof geholt wurde, habe ein Statiker Risse festgestellt. "Wir hätten daher keinen Sicherheitsnachweis mehr bekommen", sagt André Hollitzer vom Marktamt. Natürlich habe man versucht, einen neuen Holzmast aufzutreiben, doch auch hier machte der Statiker einen Strich durch die Rechnung. Wenn der Wind sich in den Schildern und Figuren fängt, wirken Kräfte auf den Holzmast – zu große Kräfte inzwischen, denn zu Hollitzers Bedauern haben sich die Vorschriften geändert.

Die Lösung wäre ein Stahlmast – doch um einen passenden aufzutreiben, sagt Hollitzer, habe die Zeit nicht mehr gereicht. Das Marktamt borgte sich also kurzerhand den Atzenhofer Kärwabaum. Der sei noch relativ frisch, schließlich liegt die Vorort-Kärwa nicht allzu lang zurück. Allerdings musste der Stolz Atzenhofs von 24 auf 13 Meter gestutzt werden - aus Transport-, aber auch aus Sicherheitsgründen, heißt es aus dem Marktamt. Am Montag wurde er mit weiß-grünen Bändchen geschmückt, trotzdem gehen im Internet die Wogen hoch. Von einer "Krippelfichtn" ist die Rede. "Färrd schafft sich gerade selbst ab", lässt ein anderer verlauten.

André Hollitzer selbst spricht von einer "Notlösung" und beteuert, bis 2015 bleibe Zeit genug, um einen passenden Stahlmast anzuschaffen, an dem wieder all die bunten Schilder befestigt werden können. Und selbstverständlich auch die Krone und das Kleeblatt.

Der diesjährige Baum wandert jedenfalls nach Kärwa-Ende zurück in den Westen Fürths. Hollitzer zufolge verlosen die Atzenhofer ihren Kirchweihbaum ganz traditionell: als Feuerholz. Der stolze Gewinner kann folglich von sich behaupten, dass ihn an kalten Winterabenden die Fürther Michaeliskirchweih wärmt – nicht nur in Gedanken, sondern handfest und in kleine Scheite geschnitten.

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