Kein Nobelpreis für Greta? Macht nichts...

13.10.2019, 10:00 Uhr
Auch in Fürth wird befürwortet, dass Abiy Ahmend mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

© Zacharias Abubeker/AFP Auch in Fürth wird befürwortet, dass Abiy Ahmend mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Es gab 301 Nominierte, doch die Auszeichnung der 16-jährigen "Fridays-for-Future"-Initiatorin schien in der Luft zu liegen. "Gut, dass es nicht Greta geworden ist", sagt Jennifer Schlarb spontan. Ihre Erleichterung, versichert die 41-jährige Projektmanagerin für Übersetzungen, richtet sich nicht gegen die Appelle der Klima-Kämpferin: "Generell finde ich toll, was sie macht, aber ich hätte es nicht richtig gefunden, sie nach so kurzer Zeit schon mit diesem Preis zu ehren."

In ihren Augen hätte eine solche Entscheidung die hochangesehene Würdigung sogar ein Stück weit abgewertet, weil nur eine sehr kurze Aktivitätsspanne in Betracht gezogen worden wäre.

Dass die Wahl auf den äthiopischen Premier fiel, findet Jennifer Schlarb angemessen: "Es gibt in Afrika ja leider viel Unruhe, wenn es gelingt, dort für Beruhigung zu sorgen, dann kann viel Gutes entstehen." Und für Greta gebe es ja noch Hoffnung: "Wenn sie so engagiert weiterarbeitet und ihre Arbeit dann vielleicht sogar schon Früchte trägt, finde ich es in Ordnung, ihr in ein paar Jahren den Preis zu verleihen."

Auch Magdalene Gurguta ist es wichtig, dass "jemand ausgewählt wird, der tatsächlich bereits sichtbare Erfolge" vorweisen kann. Die 31-Jährige überlegt weiter: "Ein wesentliches Kriterium für die Vergabe wäre grundsätzlich für mich, dass sich der Preisträger auch mit dem Problem der Überbevölkerung auseinandersetzt, denn darin liegt meines Erachtens der Keim künftiger Konfliktpunkte und Kriege."

Magdalene Gurguta ist übrigens auch nicht enttäuscht, dass die junge Schwedin leer ausging, mit dem tatsächlichen Preisträger hatte sie allerdings nicht gerechnet.

Ganz offen gibt Julia Ringholz zu, dass Abiy Ahmed im Moment für sie noch kein Begriff ist. "Ich verbinde keine Assoziation mit seinem Namen", gesteht die 21-Jährige, die eine Ausbildung im Einzelhandel macht. Sie hofft, dass die Entscheidung des Komitees eine Signalwirkung hat, "damit der Friede in dieser Region vorankommt und stabil wird".

In den Nachrichten hat Julia Ringholz die Chancen auf den Nobelpreis für Greta verfolgt und ist jetzt sogar etwas erleichtert: "Ich denke, dass sie eine große Last trägt für eine 16-Jährige. Sie tut mehr als mancher Politiker und muss dafür von manchen Seiten unglaublich viel Hass einstecken. Der Preis hätte das womöglich noch verschlimmert."

"Das war doch ziemlich klar", meint Filmmacher Thomas Steigerwald (64), "Greta Thunberg hat doch mit Frieden relativ wenig zu tun, ihr großes Thema ist doch das Klima. Obwohl – im weitesten Sinn gehört das wahrscheinlich zusammen." Auch er ist der Meinung, dass die herausragende Ehre für die Jugendliche möglicherweise zu einer Bürde geworden wäre. "Der Hype, der um sie herum herrscht, muss schwer zu ertragen sein."

Filmmacherin Julia Thomas (50) hat sich im Vorfeld der Entscheidung angeschaut, wer denn so alles nominiert wurde: "Donald Trump war ja tatsächlich auch vorgeschlagen worden. Das hat mich schon sehr verwundert. . ."

Abiy Ahmed war freilich kein Überraschungskandidat, Experten hatten dem Politiker gute Chancen ausgerechnet. "Seine Wahl ist absolut in Ordnung" lobt Markus Goller, leitender Pfarrer im katholischen Pfarreienverbund Fürth West.

Damit sei das Engagement des äthiopischen Regierungschefs für Frieden gewürdigt worden. Afrika liege hierzulande "meist nicht in unserem Blickfeld", umso besser, dass der Fokus darauf gelenkt wurde. "Ich denke wirklich, dass der Friedensnobelpreis jetzt so eine Art von Aha-Erlebnis sein kann, weil ein guter Mann geschafft hat, was Generationen vor ihm nicht gelang."

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